Als wir davon mitbekommen haben, kontaktierten wir sie gleich: Ness Knight. Eine Frau, die auf einem FATBike ganz allein durch die staubtrockene Wüste von Namibia radelt! Das ist ein Abenteuer, von dem wir alle als Bürohengste und Großstadtindianer nur träumen können. Eine ordentliche Ladung Mut, Selbstvertrauen, Ausdauer und Kondition ist sicher nicht alles, was eine Namibia Durchquerung von Ness Knight abfordert hat.

Auf unbekannten Pfaden durch die Wüste Namibias, auf dem FATBike

Auf unbekannten Pfaden durch die Wüste Namibias, auf dem FATBike (Quelle: Ness Knight)

Die Route durch Namibia

1.000 km auf einem FATBike durch die älteste Wüste der Welt, allein beim Gedanken daran bricht Schweiß aus. Ness plante ihre bisher herausfordernste Expedition. Die größten Challenges dabei sind die Hitze und die dadurch notwendige Wasserversorgung.

Tief durchatmen, dann geht's los

Tief durchatmen, dann geht's los (Quelle: Ness Knight)

40 Grad Celsius und mehr zwingen Ness dazu, pro Tag mindestens vier, eher aber noch mehr, Liter, zu trinken. Jede Verzögerung während der Tour kann dazu führen, dass sie die geplanten Versorgungsstellen nicht rechtzeitig erreicht und ihr der Dampf ausgeht. Erschwerend kommen die nächtlichen Erholungsphasen hinzu. Die finden, wie sich jeder vorstellen kann, nicht in der 5-Sterne Luxus Lodge statt, sondern im Zelt, welches Ness dabei hat. Unter diesen Umständen gut 5.500 Kalorien pro Tag zu sich zu nehmen ist keine einfache Aufgabe, zumal sie alles mitschleppen muss.
Um der täglichen Hitze zu entgehen, räumte sich Ness ab und an wenige Minuten Pause unter einzelnen, schatten spendenden Bäumen oder Sträuchern ein. Unter der Mittagshitze versuchte sie zu vermeiden auf dem Bike zu sitzen, was bei bis zu 45 Grad Celsius eine Tortour für Körper und Geist wäre.

Letzte Vorbereitungen für die Tour, alles fest verzurren

Letzte Vorbereitungen für die Tour, alles fest verzurren (Quelle: Ness Knight)

Gestartet ist Ness am Kunene River nahe der Grenze zu Angola. Die erste Versorgungsstelle lag 80km voraus: Red Drum, nichts anderes als eine rote Tonne mitten im Nichts. Dort lag in einer Kiste Wasser und Verpflegung für Ness bereit. Danach ging es 700 km bis zum höchsten Berg Namibias, dem Brandberg Mountain. Bis zu den Sanddünnen bei Swakopmund musste Ness weitere 250 km durch die sengende Hitze fahren.

Die Route durch Namibias trockene Wildnis

Die Route durch Namibias trockene Wildnis

Eine Herausfordung jagte die nächste

Bereits am 6. Tag und nach fast 300 km wurde es für Ness dann schon ernst. Das Gelände war nun noch schroffer als zuvor, und das auf 120 km von Mudorib River nach Palmwag. Eine kraftzehrende Mischung aus weichem Sand und Schroffen Felsen. Am Ende eines ausgetrockneten Flussbettes begann für Ness dann aber endlich das echte Wildlife, als sie am Boden die ersten Elefantenspuren entdeckte. Ein wirklich bewegender Moment für die geplagte Ness war, als sie dann auch Elefanten zu Gesicht bekam.

Wildlife in Namibia: bewegend für Ness!

Wildlife in Namibia: bewegend für Ness! (Quelle: Ness Knight)

Doch so schön die Tierwelt auch war, sie hatte auch ihre Gefahren. 60 km Löwenterritorium lagen jetzt vor ihr. Fitz, ein hiesiger Ranger, wies Ness ein wo sie fahren kann und welche Gebiete sie besser meiden sollte. Auch einen geeigneten Platz für ihr Nachtlager hatte Fitz empfohlen. Für etwas mehr Sicherheit blieb Ness von da an mit Fitz per Funk verbunden, sodass er im Zweifel mit seinem Jeep zur Hilfe eilen könnte. Ness fühlte sich auf dieser Etappe dem größten Risiko ihres Lebens ausgesetzt. Die Löwen haben in dieser Region nicht viele Möglichkeiten zu fressen, da steht bei Gelegenheit auch mal Mensch auf der Speisekarte.

Fitz bei der Einweisung für das Löwenterritorium

Fitz bei der Einweisung für das Löwenterritorium (Quelle: Ness Knight)

Erleichtert erreichte Ness dann wieder offene Weite, Open Space, wie auch ihr Film zur Expedition heißt. Dort konnte sie bereits weit voraus sehen, wo eventuell Gefahren lauerten. Unabhängig von den Strapazen des tagelangen Pedalierens konnte Ness zumindest vom Kopf her etwas entspannen und im Gelände herausfinden, wie es sich wohl anfühlen muss, auf dem Mars zu Biken.

Giraffenknochen, Überreste eines Todeskampfes mit der Hitze, oder mit Löwen.

Giraffenknochen, Überreste eines Todeskampfes mit der Hitze, oder mit Löwen. (Quelle: Ness Knight)

Einer Katastrophe gerade noch entrungen

Wechselnde Gefühle plagten sie Tag täglich. Abhängig von der Tageszeit wollte Ness weiter machen, oder am liebsten aufhören. Die Sonne war brutal und unerbittlich. Sie war ihr größter Feind. Und ringsum alles knochentrocken. Sie bemerkte schon, wie ihr etwas schwummerig wurde, und dann passierte es: Blackout. Glücklicherweise war Fitz noch in der Nähe, der Ness einsammelte und für eine Nacht bei sich aufnahm. Regeneration war in dieser Situation das Wichtigste.

Wasser aus Tümpeln trinken ging nur mit Filter

Wasser aus Tümpeln trinken ging nur mit Filter (Quelle: Ness Knight)

Am Tag 10 wurde ihr wiedereinmal bewusst, dass am Ende nicht die Tierwelt, sondern die Hitze die größte Gefahr für sie war. Nach den Blackrock Hills und der Hälfte der Gesamtstrecke tat sich vor Ness ein grünes Tal auf. Endlich Wasser! Natürliche Quellen ließen überall und immer wieder vegetationsreiche Wasserstellen entstehen. Nie zuvor hatte Ness Wasser mehr zu schätzen gewusst.

Sengende Hitze in der Wüste Namibias, und nichts als Sand, Sonne und Ness Knight mit Ihrem FATBike

Sengende Hitze in der Wüste Namibias, und nichts als Sand, Sonne und Ness Knight mit Ihrem FATBike (Quelle: Ness Knight)

Quälen bis zum letzten Meter

Nach insgesamt 2 Wochen Tour erreichte Ness die Berge und damit kam völlig neues Terrain auf Sie zu. Schmale, felsige Pfade waren perfekt für das FATBike. Ness baute ihre Fahrtechnik und das Vertrauen in die breiten Reifen mit jedem Meter aus, sie war richtig stolz auf sich und ihr FATBike.

Atemberaubende Landschaften Namibias

Atemberaubende Landschaften Namibias (Quelle: Ness Knight)

Dann war auch Namibias höchster Berg, der Brandberg Mountain, in Sicht. Doch auch die letzten 250km hatten es in sich. Ness bekam extreme Knieschmerzen und sah die Expedition schon scheitern. Und gerade in dieser kritischen Situation kam auch noch Bikers bester Freund ins Spiel, Gegenwind! Endlose, weite Schotterstraßen quälten Ness und ihr Knie. Einige Male überwältigte sie der Schmerz und sie verlor durch ihre Tränen wertvolles Wasser. Doch am Horizont tauchten jetzt die nur noch 20 km entfernten Sanddünen von Swakopmund auf. Als sie diese nach einigen Minuten schiebenden Aufstiegs erklommen hatte, konnte sie ihre Gefühle nicht mehr bremsen. Well done, Ness!

Da geht's lang.

Da geht's lang. (Quelle: Ness Knight)

Das OpenSpace FATBike von Ness Knight

Der einzige Halt für Ness während der gesamten Expedition war ihr 9zero7 Whiteout FATBike. Bereits nach wenigen Kilometern durch die steinige und sandige Wüste hatte sich das 9zero7 als Held für Ness etabliert. Die Dillinger 5 Reifen von 45NRTH sind breit genug, um im weichen Sand nicht einzusinken, und einigermaßen komfortabel über zahlreichen, steinige Streckenabschnitte zu bügeln. Für möglichst wenig notwendige Wartungsarbeiten am Bike verzichtete Ness auf eine Federgabel am FATBike und war mit einer 1×11 Schaltung unterwegs.

Ness mit Ihrem FATBike

Ness mit Ihrem FATBike (Quelle: Ness Knight)

Um auch bei der Bremse keine höheren Wartungsrisiken einzugehen, bremst Ness mit mechanischen Scheibenbremsen. Bemerkenswert finden wir, dass Ness in Klickpedale getreten hat. Das wäre uns für die widrigen Bedingungen zu unflexibel gewesen, doch so konnte sie wohl die letzten Prozent Effizienz beim Fahren herausholen. Prädestiniert für diese Bikepacking Expedition waren ihre Taschen von Apidura, einem britischen Hersteller. Darin verstaute sie ihr Hab und Gut, das sie für Ihren Trip benötigte.

Sonnenaufgang im Nachtlager

Sonnenaufgang im Nachtlager (Quelle: Ness Knight)

Was bleibt?!

Wir sind immernoch begeistert von Ness, von Namibia, von der Story. Auch wenn eine solche Expedition sehr reizvoll ist, braucht es mächtig „Eier“ um eine solche Tour durchzustehen. Wir sagen: FATter Respekt!!! Vielen Dank Ness, für den Einblick in deine Expedition, und alles Gute für deine nächsten Abenteuer!

In der Ferne wartet schon das nächste Abenteuer auf Ness

In der Ferne wartet schon das nächste Abenteuer auf Ness (Quelle: Ness Knight)

9 Responses

  1. Diego

    So langsam spürt man auch bei euch dass der FatBike Trend vorüber ist. Die Beiträge werden leider auch immer langweiliger weil es nichts neues mehr gibt……

    Antworten
    • Dan

      Hey Diego, Danke für deinen Kommentar. Sicher lässt die Innovationsgeschwindigkeit in der Bikebranche bzgl. FATBike nach, spezialisierte Anbieter haben sich herauskristallisiert und das FATBike hat eine gewisse Marktbreite erlangt. Und ob unsere Beiträge nach über 3,5 Jahren harter Arbeit während unserer Freizeit immer langweiliger werden, das ist sicher Geschmackssache. FATte Grüße, Dan

    • Jürgen

      Hallo Diego,
      fährst Du Fatbike? Fährst du auf Grund eines Trend´s oder weil es Dir Freude bereitet? Ich brauche um Fatbike zu fahren keinen Trend und fahre schon seit Anbeginn dieses Bike, wie auch viele Andere Bikes.
      Ich denke jeder kann hier die Beiträge lesen, die für ihn ansprechend sind.
      Braucht es immer was Neues? Siehe die Bikebranche mit ihren vielen Standards, welche nun unweigerlich in die Sackgasse führen und die Klagen sind groß, dass keine Umsätze generiert werden. Hier werden auch ständig „Trend´s“ gesetzt. Und nun?
      Abschließend ist noch zu erwähnen, dass ich auch nicht alle Beträge inhaltlich super finde, geschrieben sind sie aber alle sehr ansprechend. Ich denke das muss honoriert werden.

    • Florian

      Finde ich nicht, nichts ist hier langweilig! guter Beitrag über eine wahnsinns Frau die durch den afrikanischen Busch radelt. Wow und Respekt! Und mein kleiner Dank an die Verfasser von Fatbike.de. Mir macht das Fatbike fahren Spaß, kein Bike für jeden Tag bei mir aber missen möchte ich es nicht mehr. Oft wird ein zu Viel an Innovationen in der Bike Branche beklagt, das Tempo ist bei den Fatbikes aus meiner Sicht OK. Spannend obwohl nicht mein Ding wird die weitere Verbesserung der Elektrifizierung sein… Einen Test der Addix Jumbos würde ich mir wünschen!

    • Dan

      Die neue Addix Mischung von Schwalbe ist für einen Test auf dem JumboJim bereits in Arbeit 😉

  2. Björn

    Tolles Abenteuer !
    Namibia ist ein tolles Land.
    Allerdings sind es mir zu wenig Infos zur Organisation von Verpflegung, Wasserversorgung und Transport.
    War da jetzt alle x km ein Depot eingerichtet oder gab es auch eine Versorgung durch ein Begleitteam?
    Über 4L Wasser je Tag ist angesichts der Anstrengung und der Temperaturen eh sehr wenig, aber selbst das plus die Kalorien reiche Verpflegung ist schon eine Menge Zeug das neben der restlichen Ausrüstung transportiert werden will, zumal ja sicher auch eine Sicherheitsreserve dabei war sollte etwas dazwischen kommen und das Depot nicht erreicht wird oder geplündert sein.
    Aber auf den Bildern ist nur rel. wenig Gepäck zu sehen.
    Die Webseite gibt leider auch nicht mehr Infos her

    Gruß Björn

    Antworten
    • Guenther

      Schau dir ihr Video an. Bei Red Bull TV. Dort sagt sie alles.

    • Peter

      4l ist verdammt viel… mein Verbrauch 3 Monate über Dünen = 3,5 l

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.