Naturgemäß werden FATBikes eher auf der extremen Seite des Lebens benutzt. Wie wäre es da mal mit einer Story über FATte Reifen auf Nicaraguanischen Vulkanen? Vor einigen Monaten hat uns Damien Artero – Filmemacher, Reporter, Kameramann, Editor und Biker – via Facebook eines seiner Fotos geschickt. Und uns war sofort klar: dazu müssen wir mehr wissen! Dieser einfache Gedanke brachte uns zu diesem Artikel.
Ein Interview über Vulkane, Ernährung, die Liebe zu FATBikes und Lebensphilosophie.

For an english version click here!

Antworten und Bilder im folgenden Interview stammen von Damien (copyright (c) damien artero www.planeted.eu)

Damien, wer bist Du?

Packed with creativity: Damien (copyright damien artero)

Vollgepackt mit Kreativität: Damien (copyright damien artero)

Ich liebe das Leben, Menschen, Reisen, Sensationen und gute Geschichten. Ich bin ein Läufer, ein FATBiker, ernähre mich von veganer Rohkost und ich bin Macher von Abenteuerfilmen. Ich bin ziemlich normal denke ich: ich möchte das Leben mit seiner vollen Kraft leben, ich mag schöne Dinge – insbesondere, wenn sie Pedale, Bremsen, Lenker und große Räder haben. I lebe in einem Solar-Passivenergiehaus in den Französischen Alpen, ein schönes gemeinsames Wohnprojekt welches wir gemeinsam mit ein paar Freunden aufgebaut haben.

Auf Deiner Webseite haben wir gesehen, dass Du gern außergewöhnliche Dinge und extreme Reisen machst. Bist Du ein Abenteurer oder was motiviert Dich?

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Oh, Matt, Danke für das Feedback aber sich sehe mich selbst wirklich nicht als außergewöhnlich und erst recht nicht als extreme. Wie gesagt, ich habe einen großen Hunger auf Leben, ich liebe Menschen und Sport, Natur und Freiheit, und Reisen ist letztlich nur die beste Möglichkeit, das alles zu verbinden. Ich sehe mich nicht als Abenteurer und Wortsinn – ich bin kein Paul-Emile Victor, kein Mike Horn, kein Indiana Jones – aber ich denke mein Leben ist voll von kleineren Abenteuern und ich habe diesen Hang dazu, meine Träume wahr zu machen. Was mich motiviert ist die Schönheit des Lebens einzufangen und durch einen Film mit anderen zu teilen.
Außerdem, aus eher eigennütziger Sicht, verbindet mich Reisen mit dem, was Natur und Menschheit zu bieten haben. Wenn du um die Welt reist wie ich vor ein paar Jahren, zweieinhalb Jahre auf einem Tandem mit meiner früheren Partnerin, wir sie (die Welt) zum besten Ort überhaupt.

Reden dennoch wir über Abenteuer – Du bist mit einem FATBike auf einem Vulkan gebikt. Wie fühlt es sich an, wenn man nur eine Eierschale zwischen sich selbst und gigantischen Ladung glühend heißer Lava hat?

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Naja, zum einen ist Magma normalerweise ein gutes Stück weg von der Oberfläche. Dennoch – die Vulkane in Nicaragua sind ziemlich aktiv und können sich in wilde Biester verwandeln. Aber sie werden sehr gut überwacht und sind auch nicht dramatisch aktiv. Ich denke wir haben das alles irgendwie vergessen als wir den Cerro Negro runtergefahren sind: das fühlte sich an, wie auf einem Bike auf dunklen Schnee Ski zu fahren. Die dicken Reifen waren absolut notwendig für diesen Einsatz – selbst meine, die nur 4″ breit und auf 50mm Felgen montiert waren – während meiner Kumpel Tibo 5″ Reifen auf 100mm Felgen hatte, welche wir freundlicherweise von Vee Tire und Frenchys Distribution bekommen hatten.
Die schwarze Asche auf den Vulkanhängen ist sehr fein, es ist mehr Puder als Fels. Was auch bedeutet, das Bremsen zwecklos ist. Du wirst in nullkommanichts schnell und musst über hunderte Meter Downhill die Kontrolle behalten. Aber FATBikes sind genau perfekt dafür. All das kombiniert – die Glücksgefühle da oben auf einem Vulkan zu sein, abseits der Zivilisation, die Erschöpfung nach dem Aufstieg, das Gefühl, mit Höchstgeschwindigkeit sprichwörtlich den Berg hinab zu gleiten – das war eine absolute Sensation!

Für alle die, wie wir, noch nie sowas gemacht haben: wie kann man sich die Umgebung, in der ihr gefahren seid, vorstellen und wie seid ihr gefahren? Wie lang waren die Touren?

Die Umgebung ist ziemlich einfach zu beschreiben. Die Westküste und das Landesinnere von Nicaragua sind flach und bedeckt mit Dschungel und Farmen. Ab und an schaut dann mal ein Vulkan heraus und streckt seinen Gipfel in den Himmel. Vom Gipfel des Cerro Negro konnten wir rundherum nur Dschungel sehen, leuchtend grünen Dschungel, während wir selbst auf einen fast perfekt geformten schwarzen Krater standen. Die Umgebung dort ist ein einziger Kontrast!

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Meine Touren waren ziemlich einfach: den Vulkan runter steuern, meine Zeit genießen und versuchen, nicht ins rutschen zu kommen und zu crashen. Aber als Filmemacher verbrachte ich viel meiner Zeit – wenn nicht das meiste – damit, meinen Freund und Fahrer Tibo zu filmen. Seine Rides waren eine ganz andere Geschichte: er ist ein super guter Pilot und gierig nach großen Sprüngen. Auf dem Corre Negro haben wir einen hübschen kleinen Kicker auf dem Gipfel gebaut, so dass Tibo in die Luft springen und direkt auf dem Vulkanhang landen konnten. Verrückt!

Falls mal kein Vulkan in der Nähe ist – wo fährst du normalerweise mit deinem FATBike?

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Ich wohne in den Französischen Alpen. Dank 3 verschiedener Radsätze (Slick, Mittel und Hardcore) fahre ich mein FATBike überall: zum Einkaufen, um meine Kinder von der Schule zu holen, auf den Bergen der Umgebung, im Sommer und Winter, auf Schnee, Schlamm und trockenen Felsen. Ist das nicht, worum es beim FATBiken geht? Ich habe nur dieses eine Bike und nutze es für alles. Was ich am meisten mag ist auf Single Trails zu fahren, schmalen Trails, technischen Passagen wo alle meine Freunde denken, ein FATBikes würde das nicht schaffen – und es tut es!

Ich vermute, dass Höhe, Temperatur und staubiger Sand sind eine harte Nummer für Bike und Fahrer. Hast du irgendwelches spezielles Material verwendet und wie hast du dich selbst vorbereitet?

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Ich muss zugeben, dass ich mich selbst garnicht besonders vorbereitet habe. Wie gesagt benutze ich mein FATBike täglich unter verschiedenen Bedingungen und inzwischen fühlt es sich an, als wäre das Bike ein Teil von mir ;-). Sport und Training sind ein ständiger und wichtiger Teil meines Lebens und normalerweise vertraue ich auf meine normale Fitness wenn ich irgendwo hinfahre oder irgendein dummes Abenteuer machen. Bezüglich Ausrüstung ja, wir haben Bikepacking Taschen benutzt, welche wir vom Französischen Händler High Mobility Gear und seiner Reiseausrüstung-Abteilung Bikepacking Gear bekommen haben. Vee Tire und Frenchys Distribution haben und neue Reifen mit einem speziellen Gummi für besonders viel Grip und Traktion gegeben. Vorher bin ich Surly Reifen gefahren, aber ich muss sagen, dass ich sehr glücklich mit den Vee Tire Produkten bin.

Du hast kürzlich ein kleines Video veröffentlich, welches wir unten verlinkt haben. Das sieht ziemlich lustig aus! War die Reise ein Spaßtrip oder hatte sie eine tiefere Bedeutung?

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Ah ja, nein. Es war eine Menge Spaß aber es war hauptsächlich ein Vorwand, eine Entschuldigung um einen Dokumentarfilm über Rohkost zu machen und darüber, wie gut oder schlecht es ein gesundes, super aktives und nachhaltiges bzw. umweltfreundliches Leben unterstützen kann. Außerdem habe ich die Entwicklung von Bio-Nahrung in einem Entwicklungsland – Nicaragua – dokumentiert.

Das klingt spannend! Erzähl uns ein wenig mehr darüber (den Film 😉 )!

Naja, ich bin seit inzwischen 7 Jahren Rohkost-Veganer. Menschen, die zum ersten Mal auf meinen Lebensstil aufmerksam werden – sehr aktiv als Vater, sehr aktiv als Filmemacher, sehr aktiv als Sportsüchtiger und Liebhaber – fragen sich oft, wie ein vegan Rohkost-Ernährung dieses Tempo erhalten und einen so fordernden Lebensstil unterstützen kann. Sehr oft zweifeln sie auch oder machen sich Sorgen. Ich wollte, dass mein neuer Abenteuerfilm ein großartiger Ausflug durch ein Land, über das ich nichts weiß, und eine Antwort auf diese Fragen und Sorgen wird.

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Also habe ich mich selbst einer medizinischen Untersuchung vor uns nach der Reise unterzogen und haben eine Menge relevanter Leute interviewt – Ärzte, Ernährungswissenschaftler, Rohkost Athleten, etc. – um zu versuchen, diese dreiteile Frage zu beantworten: Ist vegane Rohkost ein geeigneter Weg um gesund zu sein, stark  und nachhaltig? Ist es das Essen unserer Zukunft? Ich habe mich für Nicaragua entschieden um das auszuprobieren und zu beweisen: überall Früchte, nette Menschen, fordernde Vulkane zum raufklettern und runterfahren – alles da um einen großartigen Abenteuer- und Dokumentarfilm zu machen!

Zurück zu FATBikes. Auch, wenn es ziemlich offensichtlich ist – aber warum hast du dich für ein FATBike entschieden?

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Ich fahre gern mit meinem FATBikes weil es die Aufmerksamkeit der Menschen anzieht und nette Begegnungen ermöglicht. Außerdem sind sie offensichtlich perfekt extreme Gegenden wie Sand, Asche, Schnee, Schlamm und es hat absolut Sinn gemacht, damit von Vulkanen runter zu fahren. Ich fahre seit 3 Jahren FATBike. Angefangen habe ich in Lapland für einen früheren Film, habe mich dabei total in FATBikes verliebt und bin nie mehr davon losgekommen.
Mein Bike stammt vom Französischen FATBikes Genie Yann Thomas und seinem Label Salamandre Cycles. Ich habe keine Ahnung, wie viele Kilometer ich pro Jahr fahre. Es gibt ein Französisches Sprichwort: „Wenn du etwas liebst spielt zählen keine Rolle!“ …Ich sitze täglich auf meinem Bike so dass vermutlich tausende Kilometer pro Jahr zusammenkommen aber das spielt für mich wirklich keine Rolle. Was eine Rolle spielt ist, dass ich dieses Bike liebe und es liebt mich und gemeinsam teilen wir die großartigsten Abenteuer!

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Wenn Du einen Wunsch hättest, was würdest du an FATBikes verbessern?

Geht von Kette auf Riemenantrieb! Denn in Sand und Asche wäre das viel einfacher – ich musste meine Kette in Nicaragua sehr oft reinigen und ölen. Abgesehen davon ist mein Bike perfekt und wurde von Salamandre Bike für mich maßgefertigt. Ein reines Stück Kunst und Wissenschaft!

Du bist ein verrückter Typ! Aber es würde uns nicht wundern, wenn einiges unserer Leser genauso verrückt sind und ähnliche Pläne haben wie du. Was rätst du ihnen für eine erfolgreiche Reise? 

Folge deiner Eingebung, hör auf deinen Traum und hör nie auf, an dich selbst zu glauben. Was sonst? Die Versorgung ist für jeden von uns anders, genauso wie die Prioritäten.

Nächste Pläne?

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Zu viele um sie aufzuzählen. Ich denke ich würde gern zurück auf Schnee und Eis gehen für ein nächstes FATBike Abenteuer? Außerdem plane ich, den Great Divide durch die USA zu fahren, vielleicht mit meinen Töchtern – ich bekomme bald ein winziges FATBike für meine ältere Tochter von meinem Sponsor Cyclable (ein Netzwerk von Fahrradläden in Frankreich) – also warum nicht? Meine beiden Töchter sind geborene Rider 😉

Was bleibt?

Was für eine spannende Geschichte! Gerade jetzt, wo Zentraleuropa langsam zufriert, war es ein Vergnügen mit Damien über dieses Projekt zu sprechen und diesen Typen kennenzulernen. Jetzt warten wir gespannt auf die Veröffentlichung seines Films, der später im November veröffentlicht wird. Natürlich werden wir sowohl den Film als auch kommende Trailer für Euch verlinken! Also bleibt dran!
Bis dahin lohnt sich der Blick auf Damiens Facebook page!

5 Responses

  1. BJörn

    Sehr schöne Story und der Einsatzort ist ja geradezu perfekt gewählt für die Fattys.
    Ein maßgefertigtes Bike hätte ich aber auch gerne Mal.

    Meint ihr denn, dass sich Riemenantrieb über lang eher durchsetzen wird?

    Antworten
    • Matt

      Hi Björn,

      das ist eine sehr gute Frage. Im Prinzip hat sich dieses in vielen Dingen überlegene Konzept auch im MTB Bereich (bisher) nicht durchgesetzt. Ein Grund könnte die notwendige Technik von Getrieben bzw. Getriebenaben sein, mit der sich nur wenige Biker (und Shops…) wirklich auskennen.
      Im Schnee, Sand und Schlamm – also der Heimat von FATBikes – ist der Riemen jedenfalls kaum zu schlagen, zumal auch die Getriebe bei korrekter Pflege nahezu verschleißfrei arbeiten.
      Wir werden sehen!

      FATte Grüße

      Matt

  2. Florian

    spannende Geschichte an einer ausser gewöhnlichen Location, da möchte man mehr über die mir noch nicht bekannten Salamandre Bikes, sowie Off Topic auch vegane Rohkost und das selbst gebaute Solar Passiv Haus wissen! (…) das andere Bike von Tibo war ja ein Nicolai, schön das grün (…)

    Antworten
    • Matt

      Hi Florian,

      danke für Deinen Kommentar! Wende Dich doch direkt mal an Damien. Ist ein netter Kerl und sehr auskunftsfreudig ;). Seine Home- und Facebook Page haben wir ja verlinkt. Mit Damien zu quatschen lohnt sich eigentlich immer!

      FATte Grüße

      Matt

  3. Lukas

    Salamandre Fatbikes sind die Besten! Fahre meines auch schon seit über einem Jahr und kann es nur empfehlen!

    Antworten

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