Heute werfen wir mal einen Blick auf den Vee Tire Mission Command FATBike Reifen. Ein Reifen, der neben den Gassenhauern aus dem Hause Vee – Snow Show 2XL, Snow Avalanche und Apache Fattyslick – hierzulande ein eher unbekanntes Dasein fristet. Der Blick auf die Homepage von Vee Vire verheißt dabei Großes – „Der Mission Command ist unser populärster Fatbike Reifen“ oder „Der am schnellsten rollende Fat Bike Reifen der Welt“ kann man dort lesen. Was ist dran? Wir haben es natürlich ausprobiert!

Der Vee Tire Mission Command im Detail

Am Racefatty irgendwie fehl am Platz

Vee Tire bietet den Mission Command in den markentypischen Maßen vier/null und vier/sieben an. Als Gummi kommt „MPC“, das „Multi Purpose Compound“ zum Einsatz. Diese Gummimischung ist etwas einfacher gehalten als die sonst üblichen Silica Mischungen, kommt aber auf eine verschleißarme Durohärte von 56. Die Karkasse wird entweder mit robusten 72 oder leichten 120TPI gewoben. Die 72TPI Version spannt sich um klassische Drahtringe während die 120TPI Version faltbar ausgelegt ist. Die 120TPI Versionen können sorglos schlauchlos montiert werden.
Erklärungen zu allen technischen Daten eines Reifens haben wir hier für Euch zusammengeschrieben.

Gewogen, gemessen und für „naja“ befunden

Kaum zu glauben, aber wahr…

Soweit so unauffällig. Erste Verwunderung machte sich im Testlabor (so nennen wir den Sessel, der neben unserem Bierkühlschrank steht) breit, als wir die Teile an die Waage gehangen haben. Vee Tire hat uns den Mission Command freundlicherweise in der höchstwertigen Version vier/sieben 120TPI über den Zaun geworfen. Mächtige 1.840 bzw. 1.900 Gramm sind eine Offenbarung der etwas anderen Art. Für einen vier/siebener Reifen mit nur 3.5mm hohem Profil und faltbarer Leichtkarkasse sind solche Werte kaum akzepatabel.

Flacher Bauch: nur 3.5mm hohe Stollen

Seine Baumaße fallen dagegen klassenüblich aus – 88 mm Höhe (ohne Profil) und 110mm Breite ergeben ein hübsches Dickerchen. Die rund rum eng anliegenden Stollen unterstützen diesen Eindruck zusätzlich.
Also in der Theorie ein tatsächlich interessanter, wenn auch unspektakulärer Reifen. Aber es muss ja nicht immer ein rollender Adonis sein. Nur das Gewicht ist echt heftig. Naja…

Der viel zitierte Sack Nüsse…

Alle Werte auf einen Blick

Seit längerem testen wir alle Reifen standardmäßig tubeless auf 80mm Felgen. Also haben wir den Vee Tire Mission Command auf einen Satz Sun Ringle Mulefüt geschossen, ihn pauschal auf 0.5 bar aufgepumpt und sind los gerollt. Die Ernüchterung über den am schnellsten rollenden Fat Bike Reifen der Welt (siehe Zitat oben) folgte allerdings schnell. Mit seinem hohen Gewicht frisst der Mission Command beim Beschleunigen enorm viel Kraft. Einmal auf Tempo gebracht rollt der Vee Tire Mission Command zwar sehr smooth und ohne groß Krach zu machen, saugt aber weiter kräftig am Energietank.
Zu allem Übel gesellt sich dazu ein Auto Steering, welches so stark ausgeprägt ist, dass sich Lenken gelegentlich wie Liegestütze anfühlt. Der Mission Command kippt gerade auf Asphalt extrem und verlangt dem Piloten viel Lenkarbeit ab. Es gilt die alte Trucker Regel: versucht der Truck nach links zu schwenken hilft nur eines: Gegenlenken.

Anwenderfehler?

Schön rund.

Ein Blick auf die Seitenwand offenbart das Problem: 0.6-1.4 bar prangt dort in winzigen Lettern. Waren wir also einfach nur mit zu wenig Druck unterwegs? Tatsächlich: bei 1 bar wird der Mission Command deutlich handlicher. Das Auto Steering nimmt merklich ab, der Rollwiderstand ebenfalls. Mit den beiden sinkt allerdings auch der Komfort drastisch. Bei 1 bar und mehr nimmt ein FATBike Reifen bekanntlich langsam die Konsistenz von Hartgummi an. Dass der Reifen dann durchaus eine stattliche Performance in Kurven hinlegt rückt dabei ein Stück weit in den Hintergrund…

So versteckt wie wichtig: da muss Druck rein!!!

Und hier stellt sich die Frage nach dem Einsatzbereich des Vee Tire Mission Command. Für den Straßeneinsatz ist er viel zu schwer und rollt zu schlecht. Hier kommt man mit anderen Reifen deutlich besser klar. Im Gelände hat er anständig Grip, allerdings bekommt man den Zielkonflikt aus Fahrkomfort versus gutem Handling nur sehr schwer in den Griff. Gerade leichte Fahrer mit deutlich weniger als 80kg Gesamtgewicht dürften sich hier schwer tun einen passenden Luftdruck zu finden.

Wohin damit?

Kugelsichere Weste: der Mission Command hält enorm viel aus!

Aber wer nun denkt, die Pelle taugt nur als Briefbeschwerer, irrt. Für Tourenbiker, die sich hauptsächlich dick bepackt auf unbefestigten Straßen, Forst- und Feldwegen bewegen, ist er eine echte Alternative. Denn hier spielt der Vee Tire Mission Command eine selten gewordene Stärke aus: seine enorme Robustheit. Da, wo Geschwindigkeit und Handling eine untergeordnete Rolle spielen und der Luftdruck ein wenig höher sein muss, ist auch ein widerstandsfähiger Reifen häufig erste Wahl. Tatsächlich bieten die recht dick gummierte Karkasse und die großflächigen Stollen die maximale Selbstverteidigung gegen scharfkantige und spitze Steine und Felsen. Da sei Profil auch feuchte und rutschige Untergründe brauchbar meistert, drängt er sich für Expeditionen förmlich auf. Und auch vom Verschleiß her dürfte der Mission Command eher eine Anschaffung für’s Leben sein.

Was bleibt?

Nichts für Leichtbau, aber für Heavy Duty

Ob er wirklich der populärste Reifen für Fatties von Vee Tire ist, können wir nicht beurteilen. Der am schnellsten rollende FATBike Reifen der Welt ist er aber ganz sicher nicht.
Wir sehen den Mission Command eher als äußerst robusten und belastbaren Begleiter der, aufgeblasen mit 1 bar oder mehr, auch große Lasten klaglos trägt und eben nicht gleich den ersten spitzen Stein mit einer klaffenden Wunde quittiert. Allen, die mit ihrem halben Hausstand im Gepäck zu Bikereisen aufbrechen und oder Touren in den entlegensten Winkeln der Erde fahren (wo eine Reifenpanne tatsächlich lebensgefährlich sein kann) sei daher ein Blick in diese Ecke des Vee Tire Regals wärmstens empfohlen.
Der vier/nuller Reifen ist ab ca. 69 Euro erhältlich*.

 

*Partnerlinks im Artikel sind wie immer mit „*“ gekennzeichnet

5 Responses

  1. Holger

    Hallo
    Ja das ist wohl mit das interessanteste bei dem Reifen.
    Die möglichen Farben!
    Orange
    Grün
    Pink
    Vielleicht passend zum Fahrrad
    Ich bin neu im Fatbike fieber.
    Ich glaube man sollte sich noch einen Laufradsatz anschaffen.
    Oder zumindest ein zweites Vorderrad!
    Gruß

    Antworten
  2. Bernd

    Servus,

    ich hatte mir den o.g. Reifen in einem netten Grün zugelegt…….sieht zwar toll aus aber ich kann Eure Testergebnisse voll bestätigen:
    Höllenschwer, extremes Self-Steering unter 0,7Bar.
    Einziger Vorteil: Die Nasshaftung ist gut (auch auf rutschigen Steinen)

    Danke für den tollen Bericht
    Macht weiter so.

    Antworten
    • Matt

      Hallo Bernd,

      in grün? Schick mal ein Bild! Aber gut zu hören, dass wir mit unseren Eindruck nicht allein dastehen…
      Danke für den Kommentar und FATte Grüße

      Matt

    • Chris Hausmann

      Fahre ihn auch in Orange 4,0, seit über einem Jahr und werden ihn mir wieder kaufen. Im schweren Gelände sicher nicht erste Wahl, aber so querbeet vollkommen ausreichend. Ausserdem auf 2500km erst einen Platten.

    • Matt

      Hi Chris,

      danke für den Erfahrungsbericht. Defintiv: pannensicher ist der Reifen! Und wo bekommt man schon orange Reifen??

      FATte Grüße

      Matt

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