Maxx Huraxdax EL. Ein neues Zeitalter?

9

Da steht er also, der Huraxdax EL von Maxx. „EL“ steht für „elektrisch“ – und damit ist nicht die elektrisierende Farbe gemeint. Wir sind keine Fans von eFatties. Das sieht man allein schon daran, wie wenig wir darüber schreiben. Das ist vielleicht was für den Duracell-Hasen, aber nichts für echte Biker – so unsere Meinung. Unverändert. Bisher.

Ein Bike wie kein anderes

Ein FATFully mit e-Antrieb. Einzigartig!

Ein FATFully mit e-Antrieb. Einzigartig!

Als Uwe Matthies, oberster Dirigent der Rosenheimer Bikemanufaktur Maxx, mit seinem neuesten Projekt ums Eck kam, hieß es bei uns erstmal: Nase rümpfen! Ein eFATFully?!? Schrecklich.
Aber Uwe ist einer, der nicht locker lässt. Und einer, der uns kennt. Anstatt also über Kilowattstunden und Reichweite zu philosophieren hat er uns von der Herausforderung erzählt, das Fahrwerk so abzustimmen, dass man beim Treten nicht mit den Pedalen aufsetzt, wenn man über einen Trail zimmert. Bergauf! Der Mann weiß, wie man unser Interesse weckt!

Also haben wir das Ganze mal überschlafen. Ein eFATFully? Klingt zwar wie etwas, das ein Fisch noch weniger braucht als ein normales Fahrrad, aber: sowas gab es, abgesehen von Einzelstücken und Prototypen, noch nie! Und es klingt schnell! Damit reizt es uns per Definition!

FATBikes unter Strom sind was für Leute ohne Power!

E-LOM Titan FATBike in der Totalen

„E“ wie „edel“: Titan eFATBike von E-Lom

Das ist so etwa die Grundhaltung, die wir selbst lange vertreten haben und auch häufig von Lesern per Mail oder auf Facebook hören. Schonmal von einem überheblich grinsenden Pensionär auf einem 500 Watt e-MTB überholt worden, als du gedankenversunken einen Berg raufgekurbelt bist? Dann bist du auf das Thema nicht gut zu sprechen.
Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Abseits davon gibt es eine Menge Biker, die aus verschiedenen Gründen zum eBike greifen. Zwei Kinder und ein Haus fressen deine Kondition schneller auf als „J. Lo's“ Hintern eine Leggings frisst. Und mit dem Fatty durch 30cm tiefen Neuschnee oder knietiefen Schlamm zu pflügen, ist auch kein Zuckerschlecken. Niemals! Und dann gibt es ja auch noch die FATBiker, die zwar auf ihren Baggerreifen lässig Rennradfahrern den Allerwertesten versohlen, denen es im Wald aber trotzdem noch nicht schnell genug vorwärts geht.
Außerdem hält sich das Gerücht, FATBikes wären träge und würden schlecht rollen, leider sehr hartnäckig. Vielleicht hilft ein e-Antrieb ja beim lang ersehnten Durchbruch – denn viele unserer Mitmenschen lieben ihre Vorurteile mehr als FATten Fahrkomfort.

Nun gut. Wir als FATBike Magazin sind natürlich für die Puristen da… Und für alle anderen. Und genau deshalb haben wir uns entschlossen, unsere eigenen Vorurteile über Bord zu werfen und uns ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Fatt-e für noch mehr Spaß!

Nicht für den deutschen Markt bestimmt: Norco BigFoot 6.1 E-FATBike

Ziemlich extrem und nicht für den deutschen Markt bestimmt: Norco BigFoot 6.1 E-FATBike

Eins vorweg an alle Non-Suspended-FATBike-Packer: keine Sorge Leute, wir bleiben Euch treu! Dazu passend werden wir in Zukunft auch mehr in Richtung Bike Packing und Overland Riding schauen. Echten FATBike-Kram eben!
Zusätzlich werden wir ab sofort auch Strom-Fatties fest in unsere Artikel aufnehmen und ihnen auf die Batteriepole fühlen. Aber wer uns kennt weiß, dass uns dabei weniger stumpfe Theorie wie Reichweite und Leistung interessiert, sondern vor allem die grundsätzlichen Fragen. Wie fahren sich die Dinger? Können StromFATBikes den Spaß am FATBiken steigern? Und in wie fern überhaupt? Welcher Typ FATBiker hat etwas davon? Und wer nicht? Und wie immer werden wir hier natürlich höchst unprofessionell und streng subjektiv vorgehen…

E-FATBike von E-LOM

Klarer Fall: im Tiefschnee zählt Leistung!

Und mit dem Huraxdax EL gehts los! Uwe hat uns nämlich in Sachen Fahrspaß viel versprochen. Aber wir geben nichts auf Versprechungen. Daher haben wir die neongelbe Rakete (die sogar im Dunkeln leuchtet – ganz ohne Strom) gestern als „seriennahen Prototyp“ kurzerhand bei Maxx eingepackt – damit wir exklusiv den weltweit ersten Test damit machen können.

Huraxdax EL – der erste Eindruck

Kann man zu Hause laden!

Fast schon Motocross. Kann man aber getrost zu Hause laden!

Erster Eindruck: meine Fresse, was ein Gerät! Angeblich 24,5kg schwer hat man da eine Wuchtbrumme in der Hand, die irgendwie an eine Motocrossmaschine erinnert. Beim Einladen in den Kofferraum braucht man einen Helfer, sonst kippt man nach vorn um.
Der Motor (von Brose) treibt die Kurbeln an und der Akku versteckt sich angenehm dezent im wuchtigen Unterrohr. Die sehr wichtige Frage, wie man so einen Brocken effektiv zum Stehen bringt, beantwortet Maxx konsequent: mit einer mächtigen Shimano Saint. Die darf vorn an einer ebenso mächtigen 203mm Bremsscheibe herumnagen. Den (elektrischen) Vortrieb per Bremse wieder einzufangen sollte hier also nicht zum (leider bei FATBikes sehr häufigen) Geduldsspiel werden.
Egal wie: der Huraxdax EL sieht nicht so aus, als wäre er für Langeweile konzipiert.

Huraxdax, EGO Kit, ein Gipfelkreuz - ganz klar: das neue Dienstfahrrad der Bergrettung!

Höllenmaschine: Huraxdax mit EGO Kit als Dienstfahrrad der Bergrettung

Ansonsten kennen wir den Huraxdax ja hervorragend, immerhin nutzen wir eins dieser Bikes seit einem guten Jahr im Dauertest als Teileträger für alles, was schnell ist. Und selbst unter Strom sind wir das Ding schonmal gefahren. Damals allerdings mit dem übermächtigen Ego Kit im berühmten Bergwachtbike. Nichts für Luschen! Bester Beweis: nach dieser Tour war Matts Hose zerrissen und sein Hintern noch mehrere Woche mit blauen Flecken übersäht.
Jedenfalls klingt die Kombination aus FATFully und Elektromotor erstmal extrem spannend. Ob das Ding so etwas wie der Terminator ist, oder doch nur ein besserer Krankenfahrstuhl, werden wir kurzfristig herausfinden!

Was bleibt?

Für den Parkplatz definitiv zu schade.

Für den Parkplatz definitiv zu schade.

Wenig, wenn überhaupt etwas, wird in der Bikerszene so kontrovers diskutiert wie eBikes. Für die einen ist der „Hilfsmotor“ vergleichbar mit Doping und macht den Bikesport endgültig kaputt. Die anderen finden nur dank elektrischer Unterstützung überhaupt (wieder) zum Bike (zurück). Und selbst etliche gestandene Biker schwören auf das Plus an Fahrspaß.
Wir sind aktuell noch unschlüssig, sehen speziell beim FATBike aber einige handfeste Gründe, die situationsbedingt klar dafür sprechen. Neben dem Huraxdax EL haben sich schon einige weitere eFatties zum Test angekündigt und wir sind neugierig und gespannt.

Morgen steht nun also der Huraxdax EL auf dem Programm und die Frage, ober er nun ein Krankenfahrstuhl oder ein kranker Fahrstuhl ist. Testbericht folgt inklusive aller Daten und Fakten!

9 Responses

  1. Michael

    Hallo zusammen

    hmmmm….darf ich mal das Credo zusammenfassen?

    Ich lese hier 2 Punkte die alle anbringen:
    -Ich kann Gelände fahren, das ohne E niemals ginge
    -Ich KANN mich quälen, WENN ICH will

    nun gut… das stimmt sachlich und nüchtern betrachtet ganz sicher!
    Absolute Übereinstimmung.

    Nur….WARUM ist es wichtig was man KÖNNTE, wenn man es eigentlich gar nicht tut? Bzw. tun will?
    Wann es anstrendend wird, bestimmt das Gelände. Ich finde, so sollte es auch sein.

    Warum findet man Erfüllung und Spass in eigentlich unfahrbarem Gelände, wenn einen der Weg dorthin schon überfordert? Und wie kann es einen langweilen, wenn er überfordert ist?

    Forstwegstrecken sind auch sehr nützlich zum warmfahren! ?….okay, das braucht der Motor ja nicht. Sorry…

    Mehr sein als Schein? Fragestellung.

    E hat Vorteile und ich finde es auch äusserst sinnvoll und bereichernd für ein gewisses Klientel!

    Es muss jeder für sich entscheiden wann er das Potenzial nutzen möchte.
    Ich persönlich möchte es einmal nutzen, wenn ich körperlich nicht mehr die Kraft dazu habe oder ein Handicap hätte. Etwas in der Art.

    Aber solange mich Einbeinige Radler OHNE Protese am Grossglockner bergauf OHNE E-Support überholen – was mir passiert ist – solange würde ich mich schlecht fühlen wenn ich es nicht aus eigener Kraft bewältigen kann.

    Was bleibt?
    Ich möchte mich gut fühlen. Dann habe ich Freude daran. Freude ist mehr als nur Spaß.

    Antworten
    • Chris

      Das hast du vielleicht etwas falsch verstanden Michael.
      Ich quäle mich genauso wie mit meinem Fatbike ohne E.Nur mit dem Unterschied das ich viel weiter und höher komme und somit auch viel mehr runterfahren kann (für mich der eigentliche Fahrspaß) und somit in der Summe bei weitem mehr Fahrspaß (oder wie du es nennst: Freude) habe.
      Ich fahre seither viel mehr,bin fitter als zuvor und absolut begeister,also wieso nicht?
      Klar wird es immer Leute geben die aus Prinzip dagegen sind und dafür ihre Gründe haben,jedem das Seine.
      Ich fühle mich sehr gut mit dem E-Fat und habe mehr Freude als zuvor und ich bin sicher vielen geht es genauso,bzw. es werden immer mehr die ihre Begeisterung dafür finden

  2. Chris

    Kann dem Kommentar von Ingo nur zustimmen! Ich fahre seit kurzem zusätzlich zu meinem Farley ein Specialized Turvo Levo Fat und bin absolut begeistert!! Hätte nicht gedacht das sich nach meinem Umstieg vor ein paar Jahren aufs Fatbike der Fahrspaß nochmals steigern lässt,aber das tut das Levo und zwar enorm!
    Mit der App lässt sich der Brose Motor im Speci perfekt anpassen,kein An/Aus sondern harmonisches Unterstützen proportional zur eingebrachten Eigenkraft.Ich fahre nun Sachen bergauf die vorher unmöglich waren,kann langweilige Anstiege auf der Waldautobahn in kürzester Zeit überbrücken und kann mich aber (und das vergessen viele…) genauso anstrengen und den gleichen Puls fahren wie zuvor,und natürlich genauso lange fahren.Nur komm ich eben jetzt weiter und hab somit auch deutlich mehr Abfahrten und so eben deutlich mehr Fahrspaß.
    Durch den extrem niedrigen Schwerpunkt beim Speci ist das Fahrverhalten richtig geil,das Mehrgewicht fast nicht zu spüren (schieben u. schultern mal ausgenommen…)
    Mit minimalster Unterstützung kann ich auch mit den nichtmotorisierten Enduro-Kumpels locker mittreten und mich bei Lust auch quälen (Motor ganz aus,entkoppelt vollständig).
    Für mich war es die beste Entscheidung seit Jahren,ich bin fitter als zuvor weil ich viel mehr fahre,und ich hab Trails entdeckt die ich vorher nicht kannte,man kommt einfach weiter rum,oder wie Specialized sagt:

    The power to ride more trails!

    Genau das triffts! Und in einigen Jahren fährt die Mehrheit mit E,da bin ich sicher,weils einfach mehr Spaß macht und darum gehts doch den meisten

    Antworten
    • Chris

      Und ganz vergessen: schön das ihr euch dem Thema widmet und das ganze neutral angeht! Spätestens mit einem Levo habt ihr mehr grinsen im Gesicht als mit jedem Fatbike zuvor,wetten?

  3. Reinhard

    Fahre selber ein Surly ICT AWD, also ein e²-bike.
    Ich bin kein Purist, eher praktisch veranlagt. Mit fast 60 bin ich zwar nicht mehr so fit, jedoch mangelt es nicht an fahrerischem Können. Bei der Enduro One in Wipperfürth war ich nicht das Schlußlicht…
    Ein Fatty OHNE e ist einfach anstrengend. Punkt.
    Mein FahrSPASS beginnt dann, wenn ich mit mäßigen Kraftaufwand technisch anspruchsvolles Gelände ‚bearbeiten‘ kann. Speed ist dabei kein Faktor, Kletterfähigkeit schon.
    Du siehst Gelände einfach durch eine andere Brille…

    Antworten
  4. dirk

    Ich bin als Vater von 4 Kindern jetzt endlich wieder zum Radfahren gekommen und bin froh.Mit dem Ding macht einfach Laue. Es geht (bzw. ging mir nie) um Zeiten und Rekorde. Es geht um Bewegung, die mir Spaß macht.
    Ich kann jetzt einen Berg hochfahren und ohne Gefahr (weil ich noch die Puste habe) den Berg runter rollen. Geil !
    Ich bin 52 und sehr unsportlich.
    Das E-Fatbike (Fatsix) hat mir sehr geholfen.
    Und ich bin genauso fertig wie die Jungs und Mädels ohne Strom.
    Schön das Ihr in Zukunft darüber schreibt.

    Antworten
  5. mike

    „Zwei Kinder und ein Haus fressen deine Kondition schneller auf als „J. Lo’s“ Hintern eine Leggings frisst.“ – sehr schön, tut zwar nichts zur sache, aber trotzdem…

    Antworten
  6. Ingo

    Danke, dass Ihr auch die E Fatbikes im Blick habt. Als Fahrer eines FatSix kann ich nur sagen die Teile sind genial. Wer glaubt damit kommt der sportliche Aspekt zu kurz, der hat es noch nicht probiert. Du bist, wenn Du willst, genauso kaputt wie ohne Motor, aber bis zu doppelt soweit gefahren! Außerdem werden Bergaufstrecken fahrbar wo Du vorher schieben musstest, das macht richtig Laune und lässt ganz neue Routen zu. Ich bin begeistert.
    Gruß Ingo

    Antworten
    • Matt

      Hi Ingo,

      vielen Dank für den Kommentar. Ja, wir haben uns schwer getan und lange gewartet – und die Kritik wird nicht lange auf sich warten lassen.
      Aber der Spaßfaktor dürfte gewaltig werden und abgesehen davon sollten wir als FATBiker ja von Natur aus tolerant sein – immerhin verlangen wir unsere Umwelt ja auch einiges ab, hahaha.

      FATte Grüße

      Matt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.