Die MRP Fat Fork gehört zu einer Gattung, die irgendwie immer unter dem Radar durch taucht: starre FATBike Gabeln. Dabei schwören ja nicht wenige Fans überdimensionierter Reifen darauf, dass die FATte Pelle das einzig wahre Federsystem ist. Also, wohlan! Schauen wir uns die MRP Fat Fork an!

Schlanke die Hüfte, sexy Beine

Federgabel?!? Nope! Fat Fork!

Die MRP Fat Fork folgt einem Konzept, das bereits in den 90ern, also lange bevor fließende Monocoque Carbonformen halt- und bezahlbar wurden, der letzte Schrei war. So bringt sie einen gewissen Retro-Charme ans Fatty! Aluminium und Carbon werden gemixt, wobei der Aufbau dem einer Federgabel ähnelt.

Schicker Materialmix…

MRP schnitzt Gabelkrone, Schaftrohr und die Ausfallenden aus Alu, während für die Gabelscheiden 34mm dicke Rohre aus edlem Kohlenstoff zum Einsatz kommen. Das verleiht der MRP Fat Fork eine stämmige und doch, gemessen an modernen Voll-Carbon Starrgabeln, filigrane Form. Dank dem Wechsel aus glänzend lackierten Aluminium- und matten Carbonoberflächen sieht das ganze klassich, edel und vor allem rattenscharf aus. Wie sie sich so an der Front unseres in schwarzen Hochglanzlack gehülltem Spezialized FatBoy samt seinen Parts aus mattem Carbon räkelt… SEXY!

Was gibt's für's Geld?

Die Steckachse besitzt eine eigene Mutter

Die MRP Fat Fork wird aktuell in zwei Varianten angeboten, nennen wir sie mal „retro“ und „modern“. Für die meisten von uns dürfte die letztere Variante relevant sein: sie kommt mit 150x15mm Steckachse und baut 490mm hoch. Damit entspricht die Bauhöhe in etwa der einer Rock Shox Bluto mit 80mm Federweg. Nur, dass die MRP Fat Fork natürlich keinen Sag hat. Für unseren Geschmack hätte sie daher 1 oder 2cm kürzer sein dürfen. Das Schaftrohr ist jedenfalls tapered. So, wie man es eben heute so verbaut. Aufnahmen für Gepäckträger sind nicht vorgesehen.

Die Variante für ältere Fatties

Kommt gut im FatBoy!

Die Alternative ist für Schnellspanner ausgelegt und hat 135mm Einbaubreite. Die Bremsaufnahme ist auf den modernen „Front Disc Standard“ ausgelegt. Wer jedoch noch ein älteres Fatty (vor allem von Surly) mit dem heute eher altmodischen „Rear Disc Standard“ (den Unterschied haben wir hier erklärt) besitzt kann bei MRP einen Adapter ordern. Passenderweise baut die Gabel hier nur 468mm hoch und passt damit gut in Rahmen, deren Geometrie nicht auf Federgabeln ausgelegt sind. Und damit man seinen oldschool Rahmen nicht vergewaltigen muss presst MRP ein durchgehendes 1 1/8″ Steuerrohr in die Gabelkrone.

Sehr edel: rechtes Ausfallende mit Bremsaufnahme

Beide Varianten sind laut MRP übrigens für Bremsscheiben mit bis 180mm Durchmesser freigegeben. Ach ja, und zumindest in der 150mm Version fühlt sich auch seine Majestät der Vee Tire Snow Shoe 2XL pudelwohl. Zumindest, so lange das Rad sauber zentriert ist.

Die MRP Fat Fork – ein Leichtgewicht?

Man erkennt das Schaftrohr aus Alu…

Aber kann die Verbindung aus Leichtmetall und Formel 1 auch unsere Waage begeistern? Klare Antwort: nein, kann sie nicht. Die von uns getestete Version mit 495mm Bauhöhe zerrt bei ungekürztem Schaftrohr mit 940 Gramm am Haken, womit sie z.B. die Alugabel des zufällig daneben stehenden Silverback Scoop Delight (hier geht's übrigens zum Test!) nur um ca. 60 Gramm unterbietet. Eine vergleichbare Chisel Vollcarbon-Gabel von Specialized liegt mit ca. 650 Gramm deutlich unter der MRP. Gewichtsfetischisten kommen hier nicht auf ihre Kosten.

Der Fahreindruck.

Etwas flacher: der Lenkwinkel.

Gemessen an der originalen Chisel Gabel des FatBoy baut die MRP knapp über 2cm höher, was Lenk- und Sitzwinkel merklich, aber nicht kritisch abflacht. Unterwegs kann das edle Stück jedenfalls voll überzeugen. Das Teil ist brutal steif und stellt eine absolut direkt Verbindung zwischen Lenker und Nabe sicher. Egal wie schnell man lenkt oder wie krass die Spurrillen sind – das Vorderrad wird präzise auf Kurs gebracht und gehalten. Selbst bei knallharten Ampelstarts lässt sich die MRP Fat Fork nicht zu Verwindung hinreißen. Und wenn du die Kurve mal wieder zu hart angefahren hast und hektisch überschüssige Energie vernichten musst quittiert die MRP Fat Fork selbst Notbremsungen mit nur minimalem Flex. Selbst die von uns testweise montierte Hope E4 Bremse samt 200mm Scheibe hat der MRP Fat Fork nur ein müdes Lächeln abgetrotzt. Hier gibt es klar zwei Daumen nach oben!

Was bleibt?

Wirklich sehr sexy!

So eine MRP Fat Fork ist wirklich mal was Anderes. Ein bisschen Retro und doch modern. Die Performance ist erstklassig, allerdings gilt das für die praktisch alle Starrgabeln. Leider bringt sie gegenüber einer halbwegs guten Alugabel keinen nennenswerten Gewichtsvorteil. Und nicht nur beim Material reiht sie sich zwischen Alu- und Carbongabeln ein: mit ca. 500 Euro (bzw. USD, wenn man direkt bei MRP kauft) liegt sie auch preislich irgendwo dazwischen.
Wir finden: eine außergewöhnliche Gabel, die durch ihre Optik und ihren Preis etwas sehr Exklusives ist.

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