Wachmacher: das Sandman Indus HT

Das Sandman Indus HT stammt, wie der Name ja unschwer vermuten lässt, aus dem Hause Sandman – einem der wenigen Hersteller, die ausschließlich auf FATte Ware spezialisiert sind. Mit dem vollgefederten Indus FS 110 bedient Sandman eher highspeed- (oder komfort-) orientierte FATBiker. Das Indus HT ist eher für Trailbiker oder, wie man neudeutsch sagt „Pure FATBiker“ gedacht. Zeit für einen näheren Blick!

Partnerlinks haben wir übrigens, wie immer, mit „*“ gekennzeichnet.

Kauf dir einen Rahmen!

Nettes Details: Verstrebung am Sitzdom

Nettes Detail: Verstrebung am Sitzdom

Eines gleich vorweg: aktuell kann man das Indus HT in Deutschland als Rahmen(kit) oder Rolling Chassis kaufen. Zu haben ist das gute Stück bei unserem Partner Alex*, der aber auch beim Aufbau hilft.

Da es aber ausgesprochen bescheuert aussieht, mit einem FATBike-Rahmen zwischen den Beinen durch den Wald zu rennen, haben wir von Sandman freundlicherweise ein komplettes Bike mit durchaus typischem Aufbau bekommen. Vorab aber erstmal ein paar – Achtung, Wortwitz: Rahmendaten.

Geschwunge Linien soweit das Auge reicht!

Geschwungene Linien soweit das Auge reicht!

Der Lenkwinkel beträgt bei allen Rahmengrößen aggressive und absolut Trail taugliche 68°, dazu kommt ein angenehm steiler Sitzwinkel von 74°. Die Kettenstreben sind mit 445mm schön kurz. Auf dem Papier bedeutet das: entspanntes Kurbeln und ein agiles Handling.

Sitzt, passt, wackelt und hat Luft!

Sitzt, passt, wackelt und hat Luft!

Im Hinterbau verzurrt man eine 177mm Nabe mittels Steckachse, wobei die stark gebogenen Kettenstreben genug Raum für dickbäuchige 4.8er Reifen lassen.
Das tapered Steuerrohr nimmt alle modernen Carbon-, Alu- und Federgabeln auf. Auch sonst die Werte (zum Glück!!!) allesamt Standard: die Sattelstütze hat 30.9mm Durchmesser und das 100 Millimetern breite Innenlager  schraubt man per BSA Gewinde ins hydrogeformte Geröhr.

Sram Guide RS auf dem "inline" Sattelträger

Sram Guide RS auf dem „inline“ Sattelträger

Der hintere Bremssattelträger stützt sich, ganz modern, auf der Kettenstrebe ab. Außerdem bietet der Rahmen außen liegende, durchgängige Zugverlegung und ein paar Anschraubstellen für Gepäckträger und Trinkflaschenhalter – wie es sich für ein FATBike eigentlich gehört! Die Verarbeitung des aufwändig designten Rahmens ist überwiegend sehr gut, in ein paar Ecken haben sich dann bei genauerem Hinsehen aber doch ein paar Wülste in die Schweißraupen eingeschlichen.

Und so könnte das Ganze dann aussehen

Fein, fein! Die FatLab Kurbeln

Fein, fein! Die FatLab Kurbeln

FatLab ist die Schwestermarke von Sandman. Es war also in etwa so überraschend wie Weihnachten, dass wir am Testbike eine Menge FatLab Teile gefunden haben. Das ist aber alles andere als eine Schande – die Kurbeln samt Innenlager und Kettenblatt sind leicht und robust, auf Laufräder und Gabel sind wir schon im Detail eingegangen (siehe links). Die korrekte Übersetzung wird über eine Sram X1 gewählt, überschüssige Bewegungsenergie stauchen die exzellenten Sram Guide RS Bremsen leidenschaftlichen zusammen.
Die übrigen Teile sind ungelabelte Stangenware. Nichts Außergewöhnliches, aber solider Kram. Ein Highlight dagegen sind die (leider mit Schlauch) montierten Surly Bud & Lou Reifen – immer noch eine der Messlatten für kompromisslosen Grip und sagenhaften Komfort.

Hübsche Decals gibts auch!

Hübsche Decals gibts auch!

Insgesamt ist der Aufbau hochwertig, aber nicht gewichtsoptimiert. So stolpert das Sandman Indus HT dann auch mit beachtlichen 15.6kg  (incl. NC-17 Sudpin SIII Pedale) von der Waage. Gewicht lässt sich zwar relativ einfach bei Schläuchen, Vorbau, Lenker, Sattel und Sattelstütze sparen, ein echtes Leichtgewicht dürfte das Sandman Indus HT dank des deutlich über 2kg schweren Rahmens aber nicht werden.

Bloß nicht von der Leine lassen!!!

Starthilfe: Surly Bud kommt auf jedem Untergrund nach vorn

Starthilfe: Surly Bud kommt auf jedem Untergrund nach vorn

Euch langweilt die Theorie auch ein wenig? Na dann wirds jetzt endlich spannend! Denn das Sandman Indus HT hat seine Tücken! Wir fahren unsere Bikes ja trotz gut 1,90m immer in Größe „M“ – so auch das Indus HT. Erster Eindruck: man sitzt wie auf einer Kiste Bier. Das Bike ist kurz und fällt gefühlt sehr klein aus. So sitzt man dann aufrecht und eher entspannt als racig. Trailbike? Hmmm…

Die Anfahrt zum Testtrail fiel dann auch sehr entspannt aus, alles „laid back and FAT“. Dank des steifen Alurahmens verpufft auch im Wiegetritt keine wertvolle Energie, man kommt effizient voran. Aber stille Wasser sind bekanntlich tief. Was für die schüchterne Schönheit damals aus der 10. Klasse galt, ist auch beim Indus HT aktuell: lässt man es von der Leine, erlebt man eine satte Überraschung. Der flache Lenkwinkel, die kurzen Kettenstreben und die lenkwütigen Surly Reifen lassen das Sandman Indus HT gierig um die Ecken schnippen. Und hat man sich einmal an das eigenwillige Handling der 120mm FatLab USD Gabel* gewöhnt macht das ganze enorm viel Spaß.

Sieht klein aus, ist es auch. Klein, aber: oho!

Sieht klein aus, ist es auch. Klein, aber: oho!

Vollgas in die Kurven, hart anbremsen, Gewicht nach vorn, rumreißen und wieder Vollgas. Immer und immer wieder!!! Wäre das Ding ein paar Kilo leichter und mit leichten Laufrädern aufgebaut müsste uns Mutti abends mit dem Bolzenschneider vom Indus holen! So geht leider irgendwann einfach die Kraft aus…
Und hat man doch mal die Nase voll – oder möchte einfach nur in Ruhe FATBiken – kann man mit dem Sandman Indus HT auch entspannt durch die Welt biken. Denn auch diese Disziplin – „Pure FATBiking“ – beherrscht das Indus HT hervorragend.

Was bleibt?

Erstmal entspannen...

Erstmal entspannen…

Das Indus HT von Sandman verbindet auf elegante Weise klassische FATBike-Tugenden – die entspannte Sitzhaltung oder Platz für Gepäckträger – mit dem agilen Handling und Features moderner FATBikes. Der Rahmen scheint sehr robust zu sein, man zahlt das aber mit hohem Gewicht. Ein gewichtsoptimierter Aufbau empfiehlt sich.
Außerdem fällt der Rahmen gefühlt sehr klein aus. Wer weniger Wert auf Trail Action legt sollte tendenziell lieber eine Nummer größer kaufen.
Der in den 3 Farben „Matte Black“, „Raw“ und „Hulk Green“ erhältliche Indus HT Rahmen wechselt ohne Anbauteile bei Alex für 999,-* den Eigentümer. Den Aufbau überlasst Sandman derzeit den Wünschen und der Fantasie des Bikers. Und wer eines hat, sollte es uns unbedingt hier oder auf Facebook vorstellen!!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.