Arctic FATBike – die Version für echte Kerle und Kerlinnen!

Hier braucht man mehr als ein Winter FATBike!

Hier braucht man mehr als ein Winter FATBike! (Copyright: Montane – Martin Hartley)

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Vor ein paar Tagen hatten wir darüber berichtet, wie man sein FATty optimal für den Winter ausrüstet. Aber ehrlich, was wir da vorgestellt haben ist, gemessen an dem, womit wir uns heute beschäftigen, die milde Variante, was für kleine Eisprinzessinnen…
Heute geht um Kram für harte Säue, die ihr Steak roh essen und bei Kälte allerhöchstens deshalb zittern weil sie so wütend sind, dass es nicht noch kälter ist!

YAU!

Ein FATBiker beim Yukon Arctic Ultra (Copyright: Montane - Martin Hartley)

Ein FATBiker beim Yukon Arctic Ultra (Copyright: Montane – Martin Hartley)

Wer weiß, wo Whitehorse liegt? Glückwunsch! Für alle anderen: es liegt gute 2.000km nördlich von Vancouver im Nordwesten Kanadas an der Grenze zu Alaska. Schön dort, aber im Winter wirklich arschkalt (aktuell -19 Grad) und meterdick mit Schnee veschüttet. Da oben ist es so kalt, dass sich sogar Eisbären eine Jacke anziehen wenn sie raus gehen!

Kalt. Arschkalt! (Copyright: Montane - Martin Hartley)

Kalt. Arschkalt! (Copyright: Montane – Martin Hartley)

Und genau DORT finden sich jedes Jahr eine Hand voll Wintersport-Enthusiasten zusammen, um sich dem “ kältesten und härtesten (Ultra-) Marathon der Welt“ zu stellen: dem Yukon Arctic Ultra. Jeder, der Lust hat sich mal Anfang Februar ein paar hundert Kilometer durch die Arktische Wildnis zu schlagen, ausgerüstet mit einem Zelt und diversen Überlebensutensilien, bei Temperaturen zwischen -20 und -40 Grad und unkalkulierbarem Wetter, der ist hier goldrichtig. Und für alle, die sich jetzt denken „Ja, das ist mal was für echte Männer!!!“ hier noch eine bittere Enttäuschung: auf der Starterliste stehen etliche Frauen. Aber keiner von uns. Wir sind schon ziemliche Mädchen…

Was das Ganze soll

Ohne Worte... (Copyright: Montane - Martin Hartley)

Ohne Worte… (Copyright: Montane – Martin Hartley)

Aber natürlich schreiben wir nun nicht über das Yukon Arctic Ultra weil wir zeigen wollen, wie hart andere so drauf sind. Wäre ja zu einfach. Nein, es gibt tatsächlich einen Teilnehmer, der in der Nähe von Rosenheim lebt und in Zusammenarbeit mit Maxx auf einem FATBike beim Yukon Arctic Ultra antreten wird!
Und das ist eine komplett irre Geschichte, welche wir ab sofort begleiten werden. Heute ist sozusagen der Start und Ihr könnt ab sofort hier bei uns hautnah miterleben, wie man sich auf so einen Eishöllenritt vorbereitet und wie es sich anfühlt dabei zu sein. Und natürlich, welche Anforderungen an das Mateial gestellt werden und wie man ein FATBike für einen dermaßen krassen Einsatz fit macht.
Wir bleiben aber (leider) zu Hause und reisen nicht mit nach Kanada. Wobei wir vielleicht den einen oder anderen Artikel auch mal draußen im Dunkeln schreiben werden, einfach damits authentischer wird!

Schritt eins. Das Material.

Hier geht man nicht ein "mal FATBiken"... (Copyright: Montane - Martin Hartley)

Hier geht man nicht einfach „mal FATBiken“… (Copyright: Montane – Martin Hartley)

Wie sieht ein sibirisches Wanderklo aus? Man braucht zwei Stöcke: mit einem stützt man sich im Schnee ab, mit dem anderen hält man die Bären auf Distanz. Das weiß vermutlich jeder. Aber habt Ihr schonmal darüber nachgedacht, was man WIRKLICH braucht, wenn man einen mehrtägigen Ritt durch die Kanadische Eiswüste lebend absolvieren will?
Wir nicht, aber Maxx und Flori, den wir Euch demnächst vorstellen werden, haben sich ausgiebig Gedanken gemacht, wie man Mensch und Material auf diesen Extremeinsatz vorbereitet. Denn während wir hier im subtropischen Deutschland vielleicht mal einen Schneemann bauen und anschließend unsere klammen Finger und Zehen bei einem Glas Glühwein vorm heimischen Ofen auftauen, werden sich Flori und sein Arctic Jagamoasta vielleicht gerade gegen einen Bären wehren oder sich aus einem Eisloch befreien. Denn so spaßig das alles klingen mag: auch mit einem Arctic FATBike unterm Hintern kann das Yukon Arctic Ultra schnell eine ernsthafte Bedrohung für Finger, Zehen und sogar das Leben selbst werden…
Was der Arctic Jagamoasta können muss, ist nun also Gegenstand unseres heutigen Artikels. Die folgende Liste wurde uns vom Maxx Team schonmal überlassen. Bilder vom „Arctic Jagamoasta“ und dessen Aufbau zeigen wir in einem unserer nächsten Artikel!

1 Naben-oder Kettenschaltung:

Die Wahl der Schaltung hängt vom bevorzugten Geländeprofil und Beschaffenheit des Untergrunds ab. Die klassische Kettenschaltung – unser Tipp 1 x 11, weil weniger bewegliche Teile – lässt sich sportlicher schalten und ist auch leichter; allerdings sind mit Kette, Schaltwerk und ggf. Umwerfer viele bewegliche Teile im Antriebsstrang involviert – jedes für sich ein potentielles Ausfallopfer von Kälte, Schnee, Eis oder auch anderen Widrigkeiten wie Schlamm, Sand oder Gestrüpp. Mit der Nabenschaltung – unser Tipp Rohloff XL 14 Gang mit spezieller Spülöl-Mischung – ist man gegen letztgenannte Umwelteinflüsse besser gewappnet – vor allem, wenn die herkömmliche Kette auch noch durch Gates-Riemen ersetzt wird. Eine sichere Bank für „schwerstes Wetter“ für jeden, den es nicht auf Sportlichkeit und etwas Mehrgewicht ankommt, aber dagegen auf langer Strecke maximal ausfallsicher unterwegs sein will.

2 Bremsen:

Bis ca. -15 C° sind hydraulische Shimano-Scheibenbremsen mit großen Scheiben (200/180 mm) unsere Empfehlung, vor allem wenn man in der wärmeren Jahreszeit beste Bremsperformance benötigt. Für dauerhaft tiefere Temperaturen empfehlen wir die mechanische Scheibenbremse Avid BB7. Nicht die Bremsflüssigkeit an sich ist das Problem, sondern die Dichtungen an Hebel und Bremszangen, die in der Kälte zu hart und starr werden und das Hydrauliksystem undicht werden lassen. Der Nachteil der mechanischen Bremse ist jedoch die etwas geringere Bremsleistung. Hier muss jeder für sich abwägen.

3 „Arctic-Setup“:

Alle beweglichen Teile und Lager müssen mit Spezialschmierstoff z.B SKF LGLT2 geschmiert sein, der bis – 50°C ausgelegt; kabelführende Schalt-und Bremshüllen sollten – wie bei MAXX serienmäßig – durchgehend im Unterrohr verlegt sein – mit gedichteten Endkappen von Shimano. Außerdem muss die komplette Zugführung innen ebenfalls mit diesem Spezialschmierstoff gegen Verdunstungsfeuchtigkeit „isoliert“ werden, sonst gefrieren die Züge sofort, wenn das Bike starken Temperaturunterschieden ausgesetzt ist. Der MAXX Konfigurator bietet hierfür das „Arctic-Setup“. Dieses Setup kann auch bei normalen mitteleuropäischen Sommertemperaturen eingesetzt werden und muss nicht zurückgerüstet werden.

4 Keine Kunststoffe:

Es sollten keine tragenden bzw. belasteten Teile aus Spritzguss-Kunststoff verwendet werden, also z.B. Schnallen, Halter, Anschraubteile. Sie werden spröde und können brechen und sollten daher gegen Alu oder Stahl ausgetauscht werden. Dies gilt auch für Taschen oder Sattel.

5 Keine Schnellspanner:

Aufgrund der extremen Kälte funktionieren die Schnellspanner an Naben und Sattelstütze nicht mehr richtig. Sie sind bruchgefährdet, sicher sind daher nur Innensechskant-Schraublösungen.

6 Winter-Bereifung:

Von überragender Bedeutung beim Fatbike ist ein kältefester Winter-Reifen, ausgestattet mit einer weicheren Gummimischung, groben, hohen Stollen und weit rausgezogenem Seitenprofil. Jeder normale Reifen wird bei Minusgarden zu hart und verliert seinen Grip auf Schnee, insbesondere bei Längsrillen oder hängenden Querpassagen. Spikes wirken nur auf Eis oder vereisten Tracks und sollten möglichst weit zu den Seitenwangen reichen. Die Nachteile des Spike-Reifens sind sein deutliches Mehrgewicht – deswegen vielleicht nur der Vorderreifen. Zur Breite des Reifens gibt es eine Grundregel fürs Fatbiken im Schnee: Je breiter desto besser! Unser Tipp: VEE Snowshoe XL PSC

7 Schlauchlos?

Ja unbedingt, aber… Idealerweise sollte ein Fatbike schlauchlos gefahren werden, es gibt keine „Snakebites“ und vor allem bedeutet der kältestarre und schwere Schlauch extrem viel Energieverlust. Leider gibt es derzeit noch keine erprobte Dichtflüssigkeit, die auch bei Tiefsttemperaturen ausfallsicher abdichtet. Deswegen also immer mit Ersatzschlauch und Pumpe unterwegs sein!

8 Stromquelle:

Unsere Winterzeit geht einher mit dem Mangel an Sonnenlicht. Entscheidend ist jetzt hier die Frage nach der richtigen Stromquelle für das sichere Biken in Dunkelheit oder Dämmerung und – vor allem auf längeren Strecken – auch um eine sichere Stromquelle für das Wiederaufladen von Akkus für Stirnlampe, Mobiltelefon oder Navigationsgerät. Unsere Empfehlung: SON Fatbike Nabendynamo in Verbindung mit dem SON Edelux Scheinwerfer aus Metall. Der Nabendynamo sollte einen 2. Stecker aufweisen, wo ein zweites Kabel über ein Ladegerät – unser Tipp: E-Werk – zu einen möglichst am Körper getragenen Akkupack führt. Unsere Empfehlung ist hier der Guide 10 Plus Recharger oder der Forumslader

9 Federgabel: Solange das Fatbike bis ca. 15 Km/h bewegt wird und die Bereifung durch geringen Luftdruck ausreichend Dämpfung gewährleistet, ist eine Starrgabel ausreichend. Für höhere Geschwindigkeiten in Verbindung mit groben Untergrund empfehlen wir die Rockshox Bluto Federgabel trotz des Mehrgewichts. Allerdings ist die Federungs- und Dämpfungsfunktion, aber auch die Luftdichtigkeit bei Tiefsttemperaturen nicht ausreichend gewährleistet, deswegen eher nichts für extreme Langzeittouren

Was bleibt?

Noch härter als es aussieht: Yukon Arctic Ultra (Copyright: Montane - Martin Hartley)

Noch härter als es aussieht: Yukon Arctic Ultra (Copyright: Montane – Martin Hartley)

Bei -20 Grad gefriert Bier. Also für uns ist das nichts… Aber wir freuen uns auf diese extreme, schonungslose und einzigartige Story. Denn noch nie haben wir selbst miterleben dürfen, wie ein FATBike so kompromisslos in seinem ursprünglichen Einsatzbereich genutzt wird. Und noch nie haben wir jemanden kennengelernt, der sich sowas freiwillig antut!
Wir sind FAT gespannt darauf, wie sich Flori und sein Arctic FATBike schlagen werden und welche Abenteuer die beiden erleben werden.
Diesmal bleibt und vor allem ein FATter Respekt vor Flori und dem Team von Maxx, die sich dieser – zumindest für Flori durchaus lebensgefährlichen – Herausforderung zu stellen! Hut ab, Helm auf!
Ach und übrigens: für alle, des es selbst ausprobieren oder sich einfach mal als Helden fühlen wollen bietet Maxx das „Arctic-Setup“ offiziell im Konfigurator an!

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