Unser Leser Thomas, der wie ihr alle auch FATBike Fan ist, hatte eine verrückte Idee und ging mit einer gesunden Portion Naivität an die Sache ran. Nur soviel vor weg: es geht um einen FATBike Eigenbau aus Bambus und ein Reiseabenteuer in entlegene Teile unserer Erde. Das hat uns gleich begeistert! Seine Gedanken zur Idee und der Umsetzung hat euch Thomas in knappen 1.000 Worten zusammen getragen und mit vielen Fotos untermalt. Stage is your's!

Thomas baut sein eigenes FATBike, aus Bambus

Thomas baut sein eigenes FATBike, aus Bambus

FATPacking mit Marke „Eigenbau“?!

„Auf dem Landweg nach China zu reisen, so wie vor Jahrtausenden Kamelkarawanen, die wertvolle Seide aus dem fernen Osten in das Römische Reich brachten – das ist ein Traum der mich schon etliche Jahre verfolgt. Der Reiz des Unbekannten, des Abenteuers, und der atemberaubenden Landschaften und gastfreundlichen Menschen des Orients haben mich schon immer in den Bann gezogen. Im Herbst war es dann soweit. Ich packe meine Sachen auf mein altes Liteville 301, das mich die ersten paar Tausend Kilometer über die Alpen und durch die Balkanländer bis an die Grenze Europas bringen soll. Nicht gerade das perfekte Bike für die lange Strecke. Aber das beste Bike um die Welt zu entdecken, ist nun mal eben das, das man hat.

Rahmenlehre, hätten wir auch gern!

Rahmenlehre, hätten wir auch gern!

Umpacken auf's FATBike

In Asien werde ich dann auf ein Fatbike umsteigen. Nicht umsonst wurde die Seidenstraße mit Kamelen bereist. Weite Wüsten und trockene Steppen warten mit versandeten Pfaden auf, die Gebirge dafür mit losem, grobkantigem Schutt. So wie die Füße des Kamels sich beim Auftreten weiten, möchte ich die Möglichkeit nutzen, Fatbikereifen mit niedrigem Luftdruck fahren zu können, um auf den Spuren der Karawanen in die entlegenen Gebieten der alten Seidenstraße vordringen zu können. Dieses Fatbike muss ich mir aber erst noch bauen. Inspiriert von drei französischen Abenteurern, die sich vor einiger Zeit auf Bambusbikes mit 3,8“ Reifen ins Pamir hochgekämpft haben, hatte ich die fixe Idee, dass es ein Fatbike aus Bambus werden soll. Ich möchte aber in die Wüste und brauche deshalb noch breitere Reifen als die Franzosen im Hochgebirge.

Querschnitt einer Bambus-Strebe

Querschnitt einer Bambus-Strebe

Nach einiger Recherche fand ich BAM-Original, die Workshops anbieten, in denen man sich sein Bambus-Traumfahrrad mit Hilfestellung selbst zusammenbauen kann. Ihnen gefällt die Idee und so haben sie sich bereit erklärt, sich zum ersten Mal an ein Fatbike ran zu wagen. Denn mein Traumbike braucht 4,8“ Reifen, um im weichen Sand nicht stecken zu bleiben, die nötige Stabilität um enorme Wasservorräte über unbefestigte Wege zu transportieren und dann auch noch genug Platz, um irgendwie meine Fotoausrüstung unterzubringen.

Innenverlegte Züge gehen auch am Bambus FATBike

Innenverlegte Züge gehen auch am Bambus FATBike

Ran an den Bambus!

Wir suchen den Bambus aus und Hannes von BAM-Original macht sich daran in 10-stündiger Arbeit die Streben zu bauen. Da Bambus nicht gebogen werden kann ohne Stabilität zu verlieren, sägen wir Mulden für die Reifen in die Streben, füllen sie mit Harz auf und verfestigen das Ganze wieder. Dann geht es an den Rahmen. Die Bambusrohre müssen passend aufeinander zugesägt werden, dann werden die Verbindungen mit Karbonsträngen und -matten umwickelt und mit Epoxidharz getränkt.

Sieht schon aus wie ein FATBike

Sieht schon aus wie ein FATBike

Mein Bike muss einiges mehr aushalten als „nur ein Fahrrad für die Eisdiele“,  sagt Hannes und legt mir noch ein paar Lagen Karbonmatten zusätzlich drauf. Dann wird alles durch festes Umwickeln gepresst und trocknen gelassen. Jetzt kommt noch der Anstrich. Ich habe mich für ein dunkles Braun entschieden, das sich nach Auftragen eher als orange/ocker entpuppt. Zeit, etwas Besseres zu besorgen, bleibt aber nicht. Wir arbeiten schon fast zwei Tage länger als an einem Standard-Bike, da hat keiner von uns noch Lust, irgendwo eine andere Farbe aufzutreiben.

Bissl hübsch machen darf auch sein.

Bissl hübsch machen darf auch sein.

Einige Pizzen und Flaschen Bier später ist es dann soweit: der Rahmen steht – und muss nur noch abgeschliffen werden. Ich setze den Mundschutz auf und staube für die nächsten Tage die Garage meiner Verlobten ein bis die Karbonstränge an den Verbindungsstellen zum Vorschein kommen. Anders als geplant, sieht mein Bike jetzt durch das Orange vielmehr wie ein Tiger aus als ein Kamel. Zum Schluss wird noch alles in Klarlack eingepackt, dann kommen die Anbauteile ran.

Fast geschafft, FATBike-Rahmen aus Bambus steht

Fast geschafft Thomas, FATBike-Rahmen aus Bambus steht

Der individuelle Aufbau für ein großes Abenteuer

Eine Rohloff Speedhub XXL soll mich sicher durch Wüsten und über Gebirge bringen, die Gänge abgeschirmt von Schmutz und Sand; ein Rohloff Kettenspanner sorgt für eine straffe Kette, eine E-Bike Kette, zwar schwerer, dafür aber robuster als normale MTB-Ketten. Magura MT5 Bremsen bewahren mich vor dem Abgrund und 45NRTH Hüsker Dü 4,8“ Reifen auf einer DT Swiss BR710 Felge sorgen dafür, dass ich genug Auftrieb hab um nicht im Treibsand zu versinken.

 

Um auch meinen Hintern für die Reise zu begeistern, darf er auf einem Brooks B17 Spezial Ledersattel sitzen und damit meine Hände nicht einschlafen, gibt’s ein Pärchen ergonomische Ergon Bike GP1 Bioleder Griffe für sie. Ein SON Nabendynamo beliefert mich zusammen mit dem Busch & Müller E-Werk unterwegs mit Strom und ein Sigma BC 14.16 Tacho sagt mir, wie weit und wie schnell ich fahre.

Thomas, Bambus FATBike. jede Menge Gepäck, und alles zusammen in Aserbaidschan

Thomas, Bambus FATBike. jede Menge Gepäck, und alles zusammen in Aserbaidschan

Ein stabiler Tubus FAT Gepäckträger muss den lebensnotwendigen Wasservorrat transportieren können, wenn ich auf entlegenen Pfaden in die Wüste radle und Lenker und Pedale hab ich von meinem alten Bike übernommen. Für meine Lezyne Micro Floor Digital Drive XL baut mir Hannes extra kleine Bambushalterungen mit Moosgummibeschichtung, so dass sie sicher sitzt zwischen Sattelrohr und Hinterrad. Wie mein Stativ am Unterrohr wird sie mit Voilé-Straps am Rahmen gehalten, die mit Schrauben an eingelassenen Gewinde am Bambusrahmen befestigt sind.

Außer einem Bambus FATBike kommt hier keiner durch

Außer einem Bambus FATBike kommt hier keiner durch

Nur noch Gepäck verstauen

Mein Gepäck habe ich in einer Lenkerrolle verstaut und in einer Burgfyr Rahmentasche, die speziell für mein Bambusbike angefertigt wurde, sowie in zwei BOB Feedbags derselben Firma. Auf dem Gepäckträger steht eine Carradice Camper Longflap Satteltasche, deren Stauraum gut variierbar ist.

Zug fahren wär viel zu einfach...

Zug fahren wär viel zu einfach…

Wenn ich für abgelegene Gebiete viel Lebensmittelvorräte und Wasser transportieren muss, nutze ich meine Brooks Brick Lane Hinterradtaschen, die sich aufrollen und verstauen lassen, wenn man sie gerade nicht braucht. An meiner Surly Icecream Truck Gabel habe ich zwei Salsa Anything Cages HD, und falls ich noch mehr Stauraum brauche, kommt überschüssiges Gepäck ausnahmsweise auf den Rücken.

Ab durch die Wüste, mitten im Iran

Ab durch die Wüste, mitten im Iran

Proof of concept mit Ecken und Kanten

Nach gut zwei Wochen Jungfernfahrt auf Trails in Kappadokien muss ich dann aber leider doch nochmal zurück nach Deutschland. Die Ausfallenden des Rahmens halten nicht. Sie haben sich verbogen, das Rad stellt sich beim Bremsen quer und blockiert an den Streben. Hannes setzt stabilere Streben ein. Seitdem strample ich auf meinem Bambus-Fatbike gen Osten.

Zieht ungläubige Blicke auf sich, so ein Bambus FATBike

Zieht ungläubige Blicke auf sich, so ein Bambus FATBike

Es ist ein gutes Gefühl beim Radeln nach unten zu schauen und ein Bike zu sehen, das nicht einfach von der Stange kommt, sondern ein Rad, das es so nur einmal auf der Welt gibt und in das viel Mut, Erfindergeist, Schweiß und Liebe von zahlreichen Menschen geflossen ist, die daran geglaubt haben, dass dieses Bambus-Fatbike auf den Seitenstraßen der Seidenstraße nach Osten rollen wird. Und genau das tut es seitdem zuverlässig und begeistert dabei nicht nur mich, sondern auch unzählige Locals entlang der Seidenstraße, die mich immer sofort umringen, wenn ich anhalte, um auf die breiten Reifen und die Bambusstangen zu klopfen. Vielen Dank an alle, die dazu beigetragen haben, dies möglich zu machen.“

Die Karawane zieht weiter...

Die Karawane zieht weiter…

Was bleibt?!

Wer Lust hat, kann Thomas auf seinem Blog folgen. In jedem Fall werden wir auch nach seiner Tour über Thomas und seine erlebten Abenteuer berichten und wünschen ihm bis dahin viel Spaß und alles Gute auf seiner Reise und drücken FAT die Daumen, dass alles weiterhin gut klappt.

One Response

  1. Bernd

    Wow, ganz grossen Respekt.
    Was für ein Projekt und was für eine tolle Umsetzung.
    5 Sterne von mir.

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