Was bitte ist ein BiXS Odyssey FATBike*?!? Kurz gesagt: ein 3.000,- Franken Geschoss, welches aus der Schweiz stammt, dich schon auf den ersten Blick laut anschreit und es FAUSTDICK hinter den FATten Ohren hat. Schweizer Messer oder doch nur Käse? Haben wir für Euch getestet. Eins vorweg: erfunden haben sie es nicht, die Schweizer. Aber erstklassige Arbeit abgeliefert, die es ganz nebenbei noch zum „Schnapper der Saison“ schafft. Wie verraten wir Euch am Ende – weiterlesen lohnt sich definitiv! Der Trend geht zum Zweitfatty!

Schwarzweißmalerei…

Fresh from the Schweiz!

Schwarz-Weißer Lack, fette Logos und wuchtige Weißwandreifen – dieses Bike schreit dich regelrecht an. Muss man mögen? Sicher. Aber von Nahem betrachtet wirkt der teils seidenmatte, teils hoch glänzende Lack unglaublich edel.

Wertig, wo andere sparen

Kleiner Exkurs für nicht-Eidgenossen: hinter der Marke BiXS steht Intercycle, ein Großhandels-Schwergewicht der Fahrradbranche in der Schweiz. Auf diesem Know How und den Möglichkeiten baut die Eigenmarke BiXS auf. Zum Beispiel übernimmt Intercycle den Schweizer Vertrieb von Wheeler – es ist also kein Zufall, dass auf dem Rahmen stolz der Hinweis „Made by Wheeler“ prangt.

Rahmenwahl

Und da sind wir direkt im Thema. Der Rahmen des BiXS Odyssey wird aus aufwändig hydrogeformten Rohren aus haltbarem 6061er Alu zusammengebrutzelt. Handmade in Taiwan, und das in anständiger Qualität. Sogar die Schweißnähte des Hauptrahmens werden leicht überschliffen. Das Fertigungsniveau ist entsprechend hoch.

Lack und Verarbeitung auf höchstem Niveau

Und auch sonst gibt's schicke Details zu entdecken. Innen verlegte Leitungen und eine X-12 Steckachse gehören heute zum guten Ton. Die inline Bremssattelaufnahme kommt aber doch schon edel, genauso wie die adretten Ausfallenden und eben die ausgecheckte Form der Rohre. Im Prinzip kann man es kurz machen: der Rahmen gehört, von außen betrachtet, zu den derzeitigen top Rahmen im FATBike Bereich.

So soll das sein!!

Bis auf die recht lange Kettenstrebe lassen die Werte des Rahmens schon auf dem Papier ein gefälliges, wendiges Handling und effizientes Fahren vermuten. Lenkwinkel 69°, Sitzwinkel 73° – das wird schmecken!

Was der Schweizer macht…

Blick auf's Gesamtpaket. Alles dran!

…macht er mit Bedacht und vor allem: richtig. So liest sich die Ausstattungsliste wie das Who-Is-Who der FATBike Parts. Edle DT Swiss BR2250 Räder, exklusive Vee Tire Snow Shoe 4.5 Weißwandreifen, Race Face Aeffect Kurbeln, eine Rock Shox Bluto und hochwertige Anbauteile aus Alu. Die Kind Shock Lev Integra Dropper Post wird von einem Selle Italia Sattel gekrönt und die Schaltung ist eine Mischung aus Shimano's XT und SLX. Der Rider ist zugleich Herr über 20 Gänge – am BiXS Odyssey werden klassisch 2×10 Ritzel miteinander kombiniert. Das mag fast schon ein wenig oldschool anmuten, ist aber selbst in Zeiten einer SRAM Eagle eine aus unserer Sicht am FATBike unschlagbare Kombination.

Oldschool? Vielleicht. Aber am FATBike ist 2×10 aber kaum zu schlagen!

Aber die bereits auf den ersten Blick grundsolide Ausstattung hält Überraschungen parat. Eine davon wohnt – direkt neben dem Teufel – im Detail: statt einer billigen Kette verbaut Intercycle nicht nur einen Gliederstrang aus dem Hause Shimano, sondern verschließt diesen auch noch mit einem güldenen KMC Link. Ein wirklich extrem seltenes Feature sind zudem die teuren Ice Tech Bremsscheiben, die auch unter Vollast für hitzeresistente Verzögerung sorgen. Übrigens sind die Scheiben vorn und hinten 180mm groß und werden von  Shimano Deore BR-M615 Bremsen lustvoll in die Zange genommen.

Gebremst wird mit Ice Tech Scheiben

FETTBike statt FATBike

Das Ganze summiert sich jedoch zu einem Paket, das nicht nur die Hände sondern auch die Waage in's Schwitzen bringt: mit stattlichen 15,6kg – fahrfertig, aber ohne Pedale – zerrt das Odysses am Haken. Womit wir in der Meckerecke wären. Gerade weil eben schon DT Laufräder verbaut sind, ist das Gewicht für ein High End Fatty eindeutig zu hoch – trotz Bluto und Dropper Post. Also haben wir mal ein wenig gesucht, wo die Pfunde denn stecken. Gefunden haben wir sie im Detail, quasi direkt neben der Überraschung. Pro Reifen schlagen üppige 1.700 Gramm auf die Hüften, die Schläuche addieren jeweils ein weiteres Pfund das Stück.

Eigentlich ein super Reifen, aber irre schwer.

Wir würden dem BiXS Odysses FATBike demnach umgehend eine Diät in Form eines Tubeless Umbaus mit anständigen Reifen verordnen. So sind, Ratz Fatz, 1,5kg weg und das Bike auf ein völlig korrektes Kampfgewicht von um die 14kg eingependelt.

In Sachen Reifen schrammt das BiXS Odyssey dann auch noch, leider, leider, leider haarscharf an der Sensation vorbei: fast hätten wir einen Snow Shoe 2XL 5.05 installiert bekommen. Immerhin bekommt man seine Majestät aufgepumpt in den Hinterbau montiert – aber es fehlen die entscheidenden Millimeter damit sich das Rad dann auch noch drehen kann. Das ist gleich aus mehreren Gründen schade bzw. nicht nachvollziehbar.

Kurbeln: zu breit. Daher leider nur fast eine Sensation.

Als eines von ganz wenigen Fatties verfügt das BiXS Odyssey* über die nötige Hinterbaulänge. Auch die – eigentlich viel zu breite und technisch nicht sinnvolle – 190mm Innenlagerachse ist an Bord. Platz wäre also da. Aber die Kettenstreben wurden einfach nicht mit der letzten Konsequenz geformt. Besonders bitter: Intercycle vertreibt zu allem Übel auch noch Vee Tire in der Schweiz. Das hätte klappen können… So bleiben viel zu breite Kurbeln und das gute Wissen, dass es fast gut gegangen wäre. Schade.

BiXS Odyssey FATBike – die Fahrmaschine aus der Schweiz!

Zu schade für Schlamm? Mag sein…

Aber gut. Ist halt nicht. Also ab in den Wald damit! Auf die weißen Wände der Reifen haben wir beim Test nicht die Bohne Rücksicht genommen. Immer druff! Und Junge, macht das Laune! Die an sich bissigen Snow Shoe Reifen schieben dich, auch dank der mit 460mm recht langen Kettenstreben, souverän selbst die steilsten Anstiege rauf. Die Sitzposition ist auf Anhieb angenehm und garantiert effizientes Treten gepaart mit raketenmäßigem Vortrieb. Der knackig steife Alurahmen lässt hier ebenfalls grüßen. Man sitzt sportlich auf dem Odyssey, aber nicht auf die anstrengende Art. Eher entspannt, aber mit dem Finger am Abzug. Federgabel und Bremse verrichten ordentlich ihren Dienst und fügen sich nahtlos in das Gesamtkunstwerk ein.

Bodenfreiheit für's Hinterteil

Auf schnellen Abfahrten sorgen die etwas längeren Kettenstreben für viel gefühlte Sicherheit und der angenehm flache Lenkwinkel erleichtert die Jagd durch die Kurven. Vielleicht dürfte der Lenker hier ein Stück breiter als 740mm sein, aber das ist auch immer eine Frage des Geschmacks. Das BiXS Odyssey ist eine reinrassige Fahrmaschine, die mit Schweizer Ruhe und Präzision zu Werke geht, aber allzeit bereit ist den Dampfhammer auszupacken und verrückte Sachen auf eine sehr schnelle Art zu tun.

Was bleibt?

Sexy, einfach sexy.

Die Frage nach dem Preis. Dazu gleich. Zusammenfassend hinterlässt das BiXS Odissey FATBike erstmal einen außerordentlich guten Eindruck. Der Rahmen braucht sich hinter den Marktführern in keiner Hinsicht zu verstecken, die Austattung lässt kaum Wünsche offen. Das drastische Gewicht lässt sich mit wenigen Handgriffen reduzieren, zumal wir inzwischen grundsätzlich zu Tubeless (oder wenigstens Revoloop Schläuchen) raten. Und die Details sind liebevoll: selbst die Unterlagen zum Bike flattern nicht stumpf im Karton rum sondern werden aufgeräumt in einer stabilen und per Klettverschluss (!!) verschlossenen Tasche geliefert.

Aber so viel Liebe hat sicher ihren Preis, also Butter bei die Fische! In der Schweiz ruft der Hersteller gerade mal schlappe 2.990,- Franken auf, was etwa 2.600,- Euro (zzgl. Steuern) entspricht. Angesichts der Ausstattung bereits ein äußerst fairer Kurs. Dass man das Bike derzeit bei unserem Partner Alex für nur 1.799 erstehen* kann, sichert den oben angedeuteten Titel Schnäppchen der Saison. Derzeit ist uns kein FATBike bekannt, welches auch nur ansatzweise so viel Gegenwert für's Geld bietet.

 

*Partnerlinks sind wie immer mit „*“ gekennzeichnet.

7 Responses

  1. Andre Wirtz

    Grüezi eine Frage wie wo kann ich denn überhaupt noch an das bike dran ich wohne in der Schweiz

    Antworten
    • Matt

      Servus Andre,

      die Frage können wir dir leider nicht beantworten, würden allerdings annehmen, dass da Bike in der Form nicht mehr erhältlich ist. Der deutsche Vertrieb hat seine Arbeit auch inzwischen vollständig eingestellt.

      FATte Grüße

      Matt

  2. Michael

    Blöde Fragen hab ich ja jetzt genug. Kann ich das Fahrrad auch z.b. auf 1×11 oder 1×12 von Sram umrüsten. würde auch nen Maxxis Minion 4,8 passen? Die größte aller Fragen ist warum zur Hölle nörgelt ihr nicht bei den Bremsen? Das erste was ihr normal macht ist über die 180 mm vorne Nörgeln und umbau auf 200 empfehlen zudem sind es nur Deore.

    Antworten
    • Matt

      Hi Michael,

      danke für Deinen Kommentar. Sehr aufmerksam – über die Bremse haben wir „zur Hölle“ wirklich mal nicht gemeckert. Aber offenbar hat sich unsere Empfehlung für große Bremse schon eingebrannt ;). Die Kritik ist natürlich auch hier unverändert gültig: lieber eine große Scheibe verbauen. Haben wir diesmal schlicht vergessen.
      Bzgl. Umbau sollte das gehen. Wie sind beim Fatty vorsichtig geworden, da viele was eigentlich gehen sollte, dann doch nicht geklappt hat. Sagen wir es so: probiert haben wir es nicht, von den Maßen her sollte es aber funktionieren. Dasselbe gilt für den Reifen. Nicht probiert, müsste aber passen.

      FATte Grüße

      Matt

  3. Peter

    aber kommt noch besser, 1930 gab es Fahrräder mit 26×6.0, also 15cm breite Reifen, dagegen schaut der VeeTireSnosShoeXL mit 5″ ziemlich alt aus… ;-))

    Antworten
    • Matt

      Servus Peter,

      danke für Deinen informativen Kommentar und den historischen Exkurs. So ein 1930er Bike mit 6.0 Reifen wäre mal spannend zu sehen! Hast Du Bilder?

      FATte Grüße

      Matt

  4. Peter

    Um das mal endlich zu klären:
    Das Fatbike erfunden haben die Franzosen 1980.

    https://sahara-overland.com/2017/07/02/ … -fat-bike/

    Mit einem Fatbike-Prototypen, Bereifung 26×4,8 wurde die Sahara durchquert.
    3200km von Algier nach Timbutku.
    Und Fatbikeräder gab es mitte der Achtziger auch in Canada, die fuhren damit zu Hunderschaften im Schnee rum, alles alter Hut.

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