Canyon Dude CF 8 des 2022er Modelljahres ist laut Canyon Website „Bald verfügbar“. Was das in der aktuellen Zeit bedeuten mag, steht zwar leider in den Sternen – aber wir haben das Glück, dass bereits seit einiger Zeit ein Testbike in der Redaktion zu haben. Da der 2021er Canyon Dude bei uns nur edleren CF9 Variante vorgefahren ist und der letzte Dude CF 8 schon 2020 war kommt uns dieses Bike gerade recht! Wie sich das, im Gegensatz zum bereits getesteten Dude CF9 ungefederte Bike schlägt und welche Ausstattung Canyon ans Bike genagelt hat haben wir hier für euch zusammengefasst.

Canyon Dude CF 8 2022: Modellpflege ohne Überraschungen

So grün… Der neue Canyon Dude CF 8

Im Prinzip ist der 2022er Canyon Dude CF8 eine Weiterführung des 2021er Modells – lediglich die Farben haben sich geringfügig geändert. Alles andere entspricht dem 2021er Modell, vom Carbonrahmen über die SRAM SX Schaltung bis zu den mit Maxxis Minion Reifen bespannten 27,5″ Laufrädern. Für Antrieb und Gangwechsel sorgt eine SRAM SX Eagle Gruppe mit 12 Gängen, die nötige Verzögerung stellt eine Bremsanlage von Shimano zur Verfügung, die vorn mit 4 Kolben auf eine 180mm Scheibe und hinten mit 2 Kolben auf eine 160mm Scheibe beißt. Neben dem Carbonrahmen sind vor allem die DT Swiss Laufräder, die verstellbare Sattelstütze der Canyon Eigenmarke Iridium und diverse Race Face Parts als Highlights verbaut.

Alle weiteren Daten haben wir in unsere beliebte FATBIKE-IN-A-BOX Kiste gesteckt:

FATBIKE-IN-A-BOX (Drück mich!)

Alle Daten sind Herstellerangaben und entsprechen der von uns getesteten Größe „L“

Sitzrohr 490mm
Oberrohr 639mm
Sitzwinkel (effektiv) 73°
Lenkwinkel 69°
Kettenstrebe 439mm (+/-0)
Radstand 1,175mm
BB Höhe/Absenkung —mm/67mm
Federweg vorn 0mm
Federweg hinten 0mm
Stack 645mm
Reach 465mm (+/-0)
Hinterbaubreite/Achse 197/12mm Steckachse
Gewicht Komplettbike (ohne Pedale) 13,7kg

Canyon Dude CF 8 2022: der Sportler

Dank seiner 27,5 Zoll Räder („650 FAT“) und der mit nur 3,8″ verhältnismäßig schmalen Maxxis Minion Reifen geht der Canyon Dude CF 8 nur mit Ach und Krach als echtes FATBike durch. Neben den anderen Bikes in unserer Redaktion, auf deren Rädern sich so mancher vier/achter oder sogar Schlappen mit 5 Zoll Breite lustvoll breit machen wirkt der Dude fast ein wenig verloren.

Der Minion 27.5×3.8. Ein bisschen FAT

Aber das macht nichts, denn im Gegenzug sieht der Dude aus wie ein Italienischer Maßanzug: mit dem Rasiermesser gezeichnet und genauso scharf geschnitten. Sportlich sieht er aus, der Dude, und der Mangel an Möglichkeiten, ihn mit Gepäckträgern oder Umwerfern zuzupflastern unterstreicht diesen Eindruck. Ganz zu schweigen vom Mangel an Federweg! Zwar sind Federgabeln an FATBikes ausgesprochen beliebt. Aber sie sind schwer und kosten vor allem im Wiegetritt Kraft. Eine knackige Carbongabel kennt derlei Allüren nicht: jede Form von Kraft, die der Pilot ins Bike drückt, wird ungefiltert an das Vorderrad weitergegeben. Leider funktioniert das auch in die entgegengesetzte Richtung – aber dazu gleich mehr! Vor allem spart eine Carbongabel Gewicht – so fällt das Canyon Dude CF 8 mit 13,7kg über 1kg leichter aus als das insgesamt besser (und leichter) ausgestattete CF 9 Trail.

12 Gänge und ein einstellbares Ausfallende

Also: zusammenfassend können wir hier schonmal sagen: der Canyon Dude CF 8 2022 will, noch weniger als je zuvor, ein traditionelles FATBike – ein Packesel auf Schnee, Sand und Schlamm – sein.

Du denkst du bist hart?

Dann leg dich wieder hin, denn der Dude ist härter! Denn schon auf den ersten Metern merkst du: dieser Kumpel macht keine Gefangenen! Egal, wie du auf den Canyon Dude CF 8 eintrittst: er leitet deine Kraft schnurstracks an den Untergrund weiter. Gas geben, Lenken, Bremsen – all das funktioniert so ansatzlos und trocken wie man es von kaum einem anderen Fatty kennt.

Die Truvativ Stylo Kurbel. Für einen Umwerfer ist hier kein Platz mehr vorgesehen.

Nur: genau das macht der Dude auch mit allem, was ihm in den Weg kommt. Die Handgelenke werden über wirklich jeden Kiesel benachrichtigt, der auf dem Trail liegt. Böse Zungen behaupten ja, dass man sogar erkennen kann, ob eine Briefmarke gestempelt ist, wenn man darüber fährt. Diese nennen wir es mal „Feinfühligkeit“ kommt natürlich von der pfeilgerade Carbongabel und auch der Race Face Lenker aus Alu tut wenig, um Vibrationen zu dämpfen.

Race Face Lenker und Vorbau

Der Hauptanteil resultiert aber wenig überraschend aus den Reifen, die im Gegensatz zu „echten“ FATBike Reifen relativ wenig Bauhöhe haben und mit viel Druck gefahren werden wollen. Wo wir einen standard Vier/Achter mit 0,4 und einen Vier/Nuller mit 0,5 Bar fahren, dürfen hier schon gern mal 0,6 oder mehr Bar in die Pelle gepresst werden um Durchläge zu vermeiden und ein gutes Rollverhalten zu bekommen. Und das macht den Dude ausgesprochen direkt.

Sportler, eben!

Und genau das macht ihn eben wirklich zum Sportler. Wer gern über Wurzelpisten pflügt wird den Dude CF 8 verfluchen. Aber wer Feld- und Waldwege zu seinem bevorzugten Revier zählt, wer auf eine knackscharfe Kraftübertragung steht und/oder immer schon ein FATBike wollte, mit den wabbeligen Ballonreifen aber nichts anfangen konnte… Der (oder die, natürlich) kommt beim Dude voll auf seine Kosten!

Sportlich: der Dude

Hier schaltest du schnell und geschmeidig durch die 12 Gänge, pfeilst um die Ecken und wenn es mal brenzlig wird verschafft die Dropper Post blitzschnell zusätzliche Bewegungsfreiheit. Die Shimano Bremse verzögert zuverlässig, wenn auch nicht gerade übermotiviert. Und dank des durchdachten Rahmens hat man ja immer noch die Möglichkeit, den Radstand mit wenigen Handgriffen kürzer (für mehr Agilität bzw. Wendigkeit) oder länger (für mehr Stabilität und besseren Geradeauslauf) einzustellen.

Was geht besser?

Raum für Verbesserungen gibt es natürlich immer. Die größte Kritik unserer Leser musste der Dude vor allem dafür über sich ergehen lassen, dass Canyon ihm die Möglichkeit gestrichen hat, einen vorderen Umwerfer zu montieren. Nun mögen Schaltsysteme mit 2 oder sogar 3 Kettenblättern vorn im Jahre 2022 antiquiert wirken. Aber im FATBike Bereich sind sie nach wie vor beliebt. Nutzt man die Möglichkeiten moderner 12-fach Schaltung mit einer 10-52 Kassette voll aus, fehlt zwar nichts mehr. Leider macht Canyon das aber nicht: die 11-50 Kassette lässt Luft nach oben. Aber wirklich gefehlt hat uns hier zugegebenermaßen nichts.

Was uns persönlich einfach nicht zusagen will, ist das Reifenformat im allgemeinen und die verbauten Maxxis Reifen im Speziellen. Wir haben uns inzwischen durch alle wichtigen 650 FAT Reifen getestet (und ein weiterer liegt schon bereit). Aber bisher haben wir keine operativen Vorteile gegenüber 26″ FAT erkennen können. Im Gegenteil: dadurch, dass sich das im Vergleich meist noch höhere Gewicht von Reifen und (soweit vorhanden) Schlauch auch noch weiter außen am Rad versammelt, fährt sich dieses Format merklich träger und zäher. Vor allem bei kurzen Sprinteinlagen schlägt die Trägheit der schweren, großen Räder zu. Dazu kommt, dass der Maxxis Minion 3.8×27.5 im Vergleich mit anderen Reifen eher schlecht rollt. Selbst der Schwalbe Al Mighty 4.8 und sogar der Terrene Johnny 5 rollen im Direktvergleich leichter. Der Minion im Format 26×4.8 gehört zu den besten Reifen, die wir je getestet haben. Aber im Format 27.5×3.8 geht das Konzept irgendwie nicht auf.

Ein Blick auf die DT Swiss Räder

Wir wissen, dass es da draußen eine Menge 650 FAT Fans gibt, Trek oder Rocky Mountain bauen ja z.B. schon seit Zeit sehr erfolgreich entsprechende Bikes. Uns überzeugt das Konzept aber nicht, daher würden wir uns freuen, wenn Canyon zumindest optional eine 26 Zoll Version anbieten würde.

Was bleibt?

Der Canyon Dude CF 8 2022 wird, wenn er dann mal erhältlich sein wird, für 2.199,-Euro den Eigentümer wechseln. Das macht ihn, wie auch die Jahre zuvor, zu einem top Angebot. Die Ausstattung ist dafür zwar natürlich nicht High-End, aber ausgesprochen solide und auf dem neuesten Stand. Da der wirklich erstklassige Carbonrahmen aber weiterhin nichts von seiner Großartigkeit verloren hat macht er den Dude weiterhin zum allseits bekannten Geheimtipp. Das 650 FAT Laufradformat hingegen muss man mögen. Es fährt sich deutlich weniger sportlich als die sehnige Optik verspricht, die Einbußen beim Fahrkomfort sind dagegen sehr deutlich. Wie oben bereits erwähnt muss man den Canyon Dude CF 8 2022 als das sehen, was er sein soll und möchte: eine sportliche Interpretation eines FATBikes, dessen Fokus weniger auf Fahrkomfort, Durchbeißen und Transport liegt sondern auf direktem Handling und schnörkellosem Fahrverhalten. Das kann er, der Dude. Und wer genau das sucht ist hier absolut richtig.

4 Responses

  1. FERNANDO

    Hallo, ich bin glücklicher Besitzer eines Canyon Dude 2021, der dem im Test entspricht, ich hatte zuvor einen Mondraker-Panzer und ich denke, dieses Fatbike übertrifft ihn in allem.
    Ästhetisch ist es spektakulär, allein wenn ich es sehe, möchte ich damit in die Berge fahren.
    Es ist ein Sram SX-Schaltwerk, das ich etwas locker sehe. Ich werde es gegen ein GX austauschen, wenn ich das Getriebe wechseln muss.
    Ansonsten habe ich den Lenker gegen einen Renthal Carbon Fatbar getauscht.
    Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Magazin, warten Sie auf neue Berichte, um sie zu genießen.

    Ich habe den Google-Übersetzer verwendet, da ich Ihre Sprache nicht beherrsche.
    Ein Gruß aus Spanien.

    Antworten
    • Matt

      Ola Fernando!

      Vielen Dank für den Kommentar und die Mühe mit der Übersetzung! Es freut und, wenn du mit dem Dude glücklich bist!
      Und es freut uns, dass wir auch in Spanien Leser haben!!!

      Saludos

      Matt

  2. Andreas

    Moin 🙂
    Hat bei euch mal jemand versucht 4,5er oder 4,8er auf das Dude CF8 zu machen ? Ich liebäugele, nach fast 7 Jahren Dude CF9, mit dem 2022er Dude CF8 (mal was ohne Federgabel), kann den Maxxis 3,8 aber vom Fahrkomfort her so gar nix abgewinnen. Ich könnte mir das Bike gut mit den Gnarwahl 27,5 x 4,5 vorstellen, aber Canyon trifft auf Nachfrage keine Aussage zu anderen Reifen…

    Antworten
    • Matt

      Servus Andreas,

      Ja, haben wir! Alle Infos zum Gnarwhal im Dude findest du hier: https://www.fat-bike.de/bontrager-gnarwhal-27-5×4-5-test/
      In Kürze: er passt nur gerade so rein und hat uns insgesamt wenig überzeugt.
      Wir raten weiterhin zu 26″ im FATBike. Alles andere ist immer nur ein Kompromiss – und nach unserer Meinung nicht mal ein guter.
      Zum Thema 27,5 FAT haben wir ja mehrere Artikel gemacht.

      FATte Grüße

      Matt

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