Vor wenigen Wochen hatten wir Titan FATBikes vorgestellt, das Edelmetall aus fast schon vergangenen Zeiten, aber dennoch nicht tot zu kriegen. Titan kam ursprünglich aus der Raumfahrt in die Bikebranche, ebenso wie es bei Aluminium und anderen Werkstoffen der Fall war. Werkstoff der Zukunft ist aber zweifelsfrei Carbon, zumindest wenn man mal die Öko-Bilanz außen vor lässt. Also wollen wir euch einen Überblick zu den Carbon FATBikes am Markt geben und vielleicht den ein oder anderen von euch mit einem dieser heißen Kohlen inspirieren.
Canyon Dude CF 9.0 EX
Einer der ersten Hersteller von Großserien-Bikes, der sich bei FATBikes auf Carbon eingelassen hat ist zweifelsfrei Canyon. Mit dem Dude fühlte sich der doch noch recht kleine FATBike Markt ziemlich aufgewühlt. Zu Kampfpreisen stellten die Jungs aus Koblenz 2015 gleich 4 Modelle auf dicke Reifen, alle Modelle auf Basis des Canyon Dude CF Carbon Rahmens. In der für Canyon mittlerweile zweiten FATBike Saison werden nun satte fünf Modelle aufgelegt, die sich 2016 preislich zwischen 2.199 EUR und 3.699 EUR einpendeln.
Specialized zieht nach
Auch Specialized bietet ab Saison 2016 Carbon FATBikes an. Allen voran steht das Flagschiff und das derzeit wohl teuerste Serien-FATBike, das Specialized FatBoy S-Works, über das wir ja schon mehrfach begeistert berichteten. Die preislich noch etwas erschwinglichere Variante eines Carbon FATBikes ist aus dem Hause Specialized ist das FatBoy Carbon Comp, welches für 2.999 EUR den Besitzer wechselt. Für 2.500 EUR mehr gibt's dann eines der stark für Europa limitierten FatBoy Carbon Expert, das auch schon auf HED Carbon-Felgen rollt. Das oben genannte S-Works legt mit insgesamt 6.999 EUR Kaufpreis nochmal eine Schippe drauf, spielt aber auch in Punkto Gewicht und Agilität in einer völlig anderen Welt.
E-Lom 4point8 Carbon
Außer Salsa und E-Lom schafft das sonst kein Hersteller: Titan FATBike und Carbon FATBike im Portfolio, das nennen wir mal Klasse! Das E-Lom 4point8 hatten wir in der Carbon Variante bereits im Test, und verweisen an dieser Stelle auf diesen. Mit dem elektrischen Antrieb wird das E-LOM zum Geschoss vor dem Herren. Das neue Titan Modell hatten wir euch auch bereits gesondert vorgestellt.
Sörens VPACE macht CFAT war
Euch sagt VPace noch nichts? Kein Wunder, denn Sören ist mit seiner kleinen Marke noch am Anfang seiner Reise. Aber: er ist schon Erwachsen, genauso wie seine Bikes, zum Beispiel das CFAT. Rahmen und Gabel, beides aus Carbon, wiegen zusammen nur 2.100 g, und das bei einer Reifenfreiheit von bis zu 4,8 Zoll. Die Knie freut's, denn der Q-Faktor hält sich beim 100mm breiten BSA-Innenlager in Grenzen. Verbaut hat Sören an seinem Show Carbon FATBike eine Sram X01 Schaltgruppe sowie die Shimano XT Scheibenbremse. Außerdem schmückt die BOR Kurbel den Antrieb des Fatties. Mit DTSwiss BigRide Laufradsatz und Carbon Sattelstütze/Lenker legt das VPace C-FAT* mit 10,8kg auf der Waage vor.
Salsa Beargrease Carbon FATBike
Schon ab 2.699 USD wird der heilige Bike-Keller um ein wunderbares Beargrease Carbon FATBike voller. Und dabei ist das Beargrease nicht wie jedes andere FATBike. Salsa hatte bei der Entwicklung des Carbon FATBikes in eigenem Haus bereits für das erste Modell 2012 darauf geachtet, das Steuerrohrwinkel und Gabel-Offset in Kombination mit möglichst kurzen Kettenstreben den Fahrer und dessen Gewicht weit über das Hinterrad austarieren, der beste Weg ein FATBike spurstabil und agil zu bauen. Bei der Ausstattung kommt je nach Wahl an drei Modellen von Sram X7 bis Sram X01 alles zum Einsatz. Das Topmodell des Carbon FATBikes ist sogar mit Thomson-Anbauteilen ausgerüstet, kostet dafür dann aber auch 4.299 USD.
Snake Bikes Carbon Bad Boy
Die kleine Schmiede aus dem Chiemgau bringt aktuell auch ein Carbon FATBike auf den Markt. Dessen Name Bad Boy lässt Interpretationen zu, beim Preis wollten die Chiemgauer aber offensichtlich kräftig Punkten. Für gerade mal 2.999 EUR darf bestellt werden, wahlweise mit 2×10 oder 1×11 Schaltung, beides auf Shimano XT Basis. Nicht zu letzt durch weitere Carbon-Anbauteile der Eigenmarke drückt Snake Bikes das Gewicht des Bad Boy auf 12kg. Leider hatten wir Carbon FATBike aus dem Chiemgau noch nicht in den Fingern, aber das werden wir sicher nachholen.
Trek Farley 9.6 / 9.8
Ebenfalls ab 2.999 EUR steht das Farley 9.6 Carbon FATBike von Trek in den Startlöchern. Das 9.6 ist der kleine Bruder des 4.699 EUR teuren Trek Farley 9.8 Carbon FATBikes. Im Bereich FATBike ist Trek kein Neuling, denn ebenso wie Specialized ist 2016 für die Marke 2016 schon das dritte FATBike Jahr. Am Topmodell sind neben RaceFace Next SL Carbon Felgen auch die giftigen Sram Guide RS verbaut. Für dieses Setup ist der Preis im Vergleich mehr als gerechtfertigt. Der Antrieb baut beim 9.8 auf Sram X01, dagegen wirkt die neue Sram GX1 Gruppe am Farley 9.6 fast schon wie Kindergeburtstag. Aber auch die GX macht einen guten Job, und ganz ehrlich, eigentlich braucht man auch nicht mehr als das.
KHS 4 Season 5000
Das Top-Modell 4 Seasens 5000 von KHS* darf sich wie alle anderen Bikes in diesem Beitrag auch auf einen Carbon-Rahmen stützen. Dem Preis von 3.059 EUR entsprechend ist auch die Ausstattung gespect. Mit der Sram GX wird auf 1×11 Gängen geschaltet. Hayes Bremsanlage und Kore Anbauteile sind mittlerweile fast schon Exoten an Bikes von der Stange. Dieses Carbon FATBike ist mit 12,9kg Gewicht (ohne Pedale) sicher kein Ultraleichtgewicht, dennoch konkurrenzfähig. Vorallem mit den Vee Tire Snowshoes und deren spezieller Silica Gummimischung genau das Richtige für die aktuelle Schneelage und die niedrigen Temperaturen.
Borealis Carbon FATBikes
Zugegeben, auf die Internetadresse fatbike.com der Jungs aus Colorado Springs sind wir fast schon etwas neidisch, die hätten wir auch genommen. 😉
Aber Borealis Bikes hat sich die Adresse verdient, denn sie haben sich in sehr kurzer Zeit in den USA und darüber hinaus einen Namen mit FATBikes gemacht. Gleich zwei Carbon FATBikes hat Borealis im Stall, The Crestone, das Top-Modell, und The Echo, ein Carbon FATBike ab 2.999 USD. Das Echo ist lt. eigener Aussage von Borealis das erste Carbon FATBike, das speziell um die RockShox Bluto herum entwickelt wurde. Der Rahmen wiegt gerademal 1.370 g! Borealis bietet sein Echon in drei Konfigurationen bis 5.850 USD an. Nochmal 150g leichter ist der Rahmen des Carbon FATBikes Crestone, die beiden angebotenen Konfigurationen gehen rauf bis 6.050 USD.
Carbon FATBikes aus Alaska: 9zero7
Und schon wieder eine Adresse, auf die man neidisch sein könnte: fatbikes.com. Dahinter verbirgt sich 9zero7 mit bereits beachtlicher FATBike Historie seit 2004. Drei Modell mit Carbon Rahmen bieten die Jungs aus Anchorage / Alaska aktuell an. Vom Carbon Whiteout GX-1 für 3.699 USD über das Carbon Whiteout X0/X1 für 4.399 USD bis hin zum Top-Modell Carbon Whiteout XX1 mit HED Carbon Felgen für satte 6.999 USD geht die Range. Alle drei Carbon FATBikes gibt's in drei Dekors. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Wobei, mal abgesehen vom notwendigen Portemnonaie würde uns die Wahl nicht schwerfallen. Interessant: Die Experten für winterliche Bedingungen verbauen selbst am 7.000 Dollar Bike eine mechanische Scheibenbremse von Avid und unterstreichen damit auch die Entscheidung von Flori, der beim YAU ja ebenfalls mit mechanischen Bremsen startet.
Was bleibt?!
Man muss schon ne Menge Kohle ausgeben, um wie früher einen Keller voller Kohle zu haben. Ab ca. 3.000 EUR geht's los, es darf aber auch gern mal 7.000 EUR kosten. So ein Carbon FATBike ist sicher nicht für jedermann geeignet, die Gewichte lassen aber selbst eingefleischte Racer erzittern. Unser Favorit der obigen Auswahl dürfte klar sein, aber vorallem das Beargrease oder das Farley sind schon äußerst reizvoll.
Ich stoße etwas spät dazu, eine Frage brennt mir dennoch unter den Nägeln. Wie schaut es eigentlich aus mit riemengerechten Carbonrahmen aus? bei den Alurahmen ist es nicht schwer einen zu finden, den man mit dem Gates Riemen fahren kann.
Hi Jens, gute Frage. Ich denke es ist technisch bzgl. der Stabilität schwierig einen Carbon Rahmen Riemen-ready zu bauen, da du das ja nur mit Muffen realisieren könntest. Keine Ahnung, wie man das lösen könnte. Du wirst also sicher noch ein paar Jahre gedulden müssen, bevor sowas auf den Markt kommt. FATte Grüße, Dan
Hmm… ich tue mich mit Carbon schwer. Die Angst vor Rahmenschäden bei ruppigen Fahrten und Stürzen ist mir unheimlich. Natürlich glaube ich, dass man bei Leichtbau schnell in eine Art Rausch gerät, bis es mal knackt. 😉 Bei so viel Geld vielleicht doch lieber Titan? So stark variieren reine Rahmengewichte auch nicht und Titan überlebt den Kellerbrand und das Wintersalz. Sparen nicht alle Hersteller Gewicht nicht mit Laufrädern und Anbauteilen? Mein Stevens Mobster ist jedenfalls schwerer und ich überlege derzeit, wie man Leichtbau ohne Kohle betreibt…
Sind die Rädergewichte eigentlich tubeless?
Hi Martin,
Carbon schlägt sich eigentlich schon immer mit dem (heutzutage) Vorurteil rum, nicht stabil genug zu sein. Und es gab Zeiten, da hätten wir Carbonrahmen oder Parts nicht, wie man so schön sagt, mit der Kneifzange angefasst. Aber zumindest im gehobenen Bikesegment ist das heute unbegründet. Raceparts, die bis aufs Letzte ausgereizt sind, sind da mal ausgenommen – da spielt das Material aber keine Rolle mehr, in solchen Fällen wir ja oft bewusst Lebensdauer für Gewichtsersparnis geopfert.
Auch von eher günstigen Teilen würden wir die Finger lassen – Carbon ist nicht gleich Carbon und es gibt bei Materialauswahl und Verarbeitung extreme Unterschiede.
Grundsätzlich kann man aber heute sagen, dass ein gut gemachter Carbonrahmen (oder eben Parts wie Lenker oder Sattelstützen) Aluminium in nichts mehr nachsteht, schon garnicht in der Lebensdauer. Stürze, die ein moderner, guter Carbonrahmen nicht überlebt, zwingen einen vergleichbaren Alurahmen ganz locker auch in die Knie. Ein „Leichtbau-Rausch“ ist das auch nicht – Carbon ist einfach das modernste und derzeit beste Material im Rahmenbau. Nicht umsonst werden selbst tragende Teile an Flugzeugen inzwischen daraus gefertigt.
Titan kann man mit Carbon eigentlich nicht vergleichen – ich habe selbst zwei Titan MTB und so schön die Rahmen auch sind und so herrlich sich Titan fährt – die Mischung aus leicht, bretthart im Antritt und komfortabel im Schwingverhalten kriegt man mit Titan (übrigens auch nicht mit billigem Carbon) nicht hin. Schon gar nicht an einem Fatty und für den Preis von Carbon.
Die Gewichte werden normalerweise mit Schlauch und ohne Pedale ermittelt. Unserer Erfahrung nach verhält es sich damit aber in etwa so wie mit Verbrauchsangaben beim Auto… Ein paar (hundert) Gramm kann man eigentlich immer drauf rechnen. Pro Rad kannst Du etwa 400gr für den Schlauch abziehen und 100-150gr für die Dichtmilch drauf rechnen.
FATte Grüße
Matt
Schöne Zusammenstellung, Jungs, danke dafür. Was jetzt noch fehlt sind die gemessenen Gewichte der Räder. Schließlich kauft man sich sowas ja wegen dem Gewicht, und nicht weil`s teurer ist oder später mal Sondermüll wird.
Love
Hauke
Heute mit dem S- Works Fatboy auf dem verschneiten Col de Izoard gewesen und alle Rennen gegen Skiskater und Tourengeher gewonnen.
Obs am Carbon liegt? Man weiß es nicht aber das Ding macht Höllenspaß!
Beste Grüße an Wiili und die Jungs vom Bikebahnhof Köln.