FATBike oder 650B+. Eine Frage des Geschmacks?
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Seit das neue 650B+ Format aufgetaucht ist, werden wir immer wieder gefragt, was nun besser ist. Oder ist die Frage FATBike oder 650B+ vielleicht nur eine Frage des Geschmacks?
Das hat uns auch interessiert, also haben wir kurzerhand ein FATBike und ein 650B+ Model gegeneinander antreten lassen. Der deutsche Rocky Mountain Importeur Bike Action hat uns freundlicherweise je ein Blizzard und ein Sherpa für einen ausgiebigen Vergleichstest überlassen.
Und obwohl das Sherpa als „Overland Bike“ von der Idee her durchaus in einem ähnlichen Einsatzbereich angesiedelt ist wie klassische FATBikes, war der Vergleich teilweise fast unfair. Und wir finden auch eine relative klare Antwort auf die Frage „FATBike oder 650B+?“. Aber erst am Ende dieses Beitrags…
Fahrspaß reloaded
Abgesehen vom Format der Räder könnten Sherpa und Blizzard unterschiedlicher kaum sein. Das Blizzard ist schließlich so konsequent auf Einsätze in Schnee und Sand gebürstet, dass es nichtmal eine vollständige Schaltung hat. Reduce to the Max! Trotzdem haben wir die beiden Kandidaten – ungeachtet der Ausstattung und technischen Details – direkt gegeneinander getestet und dabei Traktion, Fahrkomfort, Langstreckentauglichkeit, und allgemeines Fahrverhalten unter Tour- und Extrembedingungen verglichen.
Und eins ist schonmal Fakt: das hat tierischen Spaß gemacht!
Grip? Klare Sache!
Wir hatten weiter oben „unfair“ erwähnt – los gehts: bei der Traktion nimmt kein Bike einem FATBike die Butter vom Brot! Egal ob bergauf bei rutschigem Untergrund, Lenken oder Bremsen: immer, aber wirklich IMMER lässt das Blizzard das Sherpa ordentlich alt aussehen. Zwar sind die WTB Reifen des Sherpa grundsätzlich eher auf optimierten Rollwiderstand hin designed – aber der Unterschied ist so gewaltig, dass dieser Punkt ohne Wenn und Aber in die Ecke des Blizzard wandert! Und das sogar, obwohl die am Blizzard verbauten Vee Tire Snowshoe Reifen nun wirklich keine Traktionskünstler sind…
Fahrkomfort: die Paradedisziplin des Sherpa.
Es geht unfair weiter. Die Entwickler von Manitou und natürlich Rocky Mountain haben sich nicht lumpen lassen und dem Sherpa ein wirklich erstklassiges Fahrwerk verpasst! Gerade bei Reifendrücken zwischen 0.8 und 1 bar bügelt das Fahrwerk den Planeten wunderbar glatt. Das sehr unkomfortabel bereifte Blizzard hat da schlechte Karten.
Aber weil wir uns nicht auf subjektive Eindrücke verlassen wollten, haben wir eigens ein neues Testverfahren entwickelt! Wir haben Glaskartuschen, welche mit einer vibrationssensitiven Indikatorflüssigkeit gefüllt waren, an den Rahmen befestigt und sind über eine fiese Wurzelpassage gebolzt.
Anschließend haben wir die Kartuschen geöffnet und aus der Lautstärke des „plopp“ abgeleitet, welche Kartusche mehr Vibrationen ausgesetzt war. Gut, wir müssen vielleicht einschränken, dass der Test brandneu ist und wir noch an der Kalibrierung arbeiten… Aber das Ergebnis – ein stattliches „pfump“ beim Blizzard, ein seichtes „plopp“ beim Sherpa – bestätigt unsere Eindrücke.
Übrigens: da die von uns verwendete Indikatorflüssigkeit nicht recyclebar ist und in den falschen Händen viel Schaden anrichten kann, haben wir sie noch an Ort und Stelle fachgerecht entsorgt!
Aber Spaß mal kurz bei Seite: das Sherpa gewinnt diese Disziplin. Im Grunde jedoch nur, weil es ein Full Suspension Bike ist. Bei der Frage FATBike oder 650B+ muss man immer auch das Konzept im Auge behalten. Fully oder Hardtail. Ein 650B+ Hardtail dürfte einem FATBike in Sachen Fahrkomfort wenig entgegenzusetzen haben.
Auf langen Strecken versagt die Konstruktion…
Dass man mit FATBikes locker auch lange Touren abreißen kann, dürfte sich ja inzwischen herumgesprochen haben. Mit dem FATBike Rocky Mountain Blizzard geht das nicht. Das liegt nicht direkt am Bike – der fantastisch verarbeitete Rahmen bietet tourtaugliche Winkel und Raum für alle notwendigen Anbauteile. Leider bleiben diese ab Werk ungenutzt und das Blizzard muss mit einer extrem eng übersetzen 1×10 Schaltung leben. Hinten 11-36 Zähne, vorn gerade mal 28 – das lässt keinen sinnvollen Vergleich zum Rocky Mountain Sherpa zu.
So verweist das Sherpa das Blizzard ein wenig zu Unrecht auf die Plätze. Also haben wir kurzerhand auf unseren eigenen Fuhrpark zurückgegriffen und ein technisch voll ausgerüstetes FATBike mit auf die Tour genommen. Dennoch hat das Sherpa seine stollenbesetzte Nase vorn. Der Anteil der Räder – wir reden ja immer noch über die Kernfrage „FATBike oder 650B+“ – ist dabei groß: die Reifen rollen spielend leicht und haben auch mit Drücken unter 1 bar noch einen erstaunlich geringen Rollwiderstand! Dazu sind sie leicht zu lenken. Da kommt bestenfalls noch ein 4.0er Schwalbe Jumbo Jim LS mit. Hier geht ein verdienter Punkt an das 650B+ Format.
Fahrverhalten: eine Frage des Einsatzes.
Unter „Fahrverhalten“ fassen wir zusammen, wie sich das Bike anfühlt, wie agil es ist, wie willig es den Befehlen des Riders folgt und wie lange es in extremen Fahrsituationen zuverlässig funktioniert. Hier lässt sich allerdings aus unseren Kandidaten nur schwer eine generelle Aussage zu den Systemen FATBike oder 650B+ ableiten, da diese Eigenschaften sehr spezifisch für jedes Bike sind. Deswegen versuchen wir mal, etwas abstrakt zusammenzufassen. Das 650B+ Format fühlt sich dank deutlich leichterer Räder agiler und feinsinniger an. Allerdings leidet darunter im Gegenzug die Spurstabilität bei hohen Geschwindigkeiten auf losem Untergrund, z.B. einer geschotterten Forststraße. Schwere Räder laufen satter.
Bei schnell gefahrenen Kurven oder harten Bremsmanövern hat das FATBike ebenfalls wesentlich größere Reserven und lässt teilweise irrwitzige Aktionen zu. Dagegen erkennt man beim 650B+ den Grenzbereich leichter. Gerade in sehr engen Serpentinen braucht man mit dem FATBike einige Übung, da man damit schnell „überzieht“ und schlagartig über das Vorderrad aus der Kurve schießt. Das Problem dabei ist, dass die Traktion beim Fatty im Prinzip so lange hält, bis das Rad quer steht und blockiert. Beim 650B+ fängt das Vorderrad bereits deutlich früher an, zu rutschen, was drohendes Unheil wirkungsvoll ankündigt.
Beim Hillclimb, extrem steilen Abfahrten und Fahrten auf seitlich abschüssigen Wegen ist es ähnlich: hier kann man mit dem FATBike einfach besser arbeiten und es viel länger auf Kurs halten.
Insgesamt liegt unserer Meinung nach das Fahrverhalten eines 650B+ Bikes – zumindest des Sherpas – sehr viel näher am Mountainbike als am FATBike.
Hier kann es keinen Sieger geben. Es ist eben eine Frage des Einsatzes und – tatsächlich – des Geschmacks!
Was bleibt?
FATBike oder 650B+? Die Frage geht aus unserer Sicht am Kern vorbei. Denn: ein 650B+ Bike ist kein schmaler bereiftes FATBike, sondern ein dick bereiftes Mountainbike. Es löst vor allem die Probleme moderner MTB Systeme bzw. holt das beste aus den Welten 650B, 29er und auch ein wenig FATBike zusammen. Man bekommt die Stabilität eines 27,5″ Rades (danke breiter Felgen teilweise sogar deutlich mehr), den Abrollumfang eines 29ers, ein wenig von Komfort und Traktion (und Schneetauglichkeit) eines FATBikes. Und das alles bei vertretbarem Gewicht.
Was man aber eben nicht bekommt, ist ein FATBike. Schier endlose Traktion, ein dank fehlender ungefederter Massen unerreichter Abrollkomfort, die enorme Tragfähigkeit auf Schnee/Sand und einfach die Möglichkeit, extremste Dinge zu tun, bleiben den Dickschiffen vorbehalten.
Als Fazit würden wir die Eingangsfrage umformulieren: „FATBike UND 650B+?“. Klare Antwort: jepp, macht Sinn!
Hallo Fat Bike Liebhaber
Mal ganz ehrlich wer braucht den grössere Fat Bike Laufräder ich auf jeden fall nicht 26 zoll ist das absolute mass Bitte nicht grösser sieht doch beschissen aus und die Rahmen müssten dann auch grösser werden nein nein so wie sie jetzt sind ists Ok !!!