Flori allein zu Hause. Und mehr!

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Community (Copyright: derekcrowe.photo/MYAU)

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Nachdem wir zuletzt einen Einblick gegeben haben wie es sich anfühlt, an einem Ultra Marathon wie dem Montane Yukon Arctic Ultra teilzunehmen, bleiben immer noch ein paar Fragen unbeantwortet. Wie hat sich das Bike geschlagen? Welche Ausrüstung wurde verwendet? Und wie war eigentlich der Zieleinlauf? Heute gibt es dazu ein paar Antworten! Außerdem wird das unser letzter Artikel zu diesem spannenden Thema sein. Aber keine Sorge! Wir haben schon ein paar neue Highlights auf dem Schirm!

Herz und Seele: das Bike

Flori on his drudge (Copyright: derekcrowe.photo/MYAU)

Flori auf seinem Packesel (Copyright: derekcrowe.photo/MYAU)

Wir haben ja bereits eine Menge über die Entwicklung des Bikes geschrieben. Für beide, Flori und Maxx war das Thema absolutes Neuland. Und das Ergebnis hat sich absolut bewährt! Aber wie so oft liegt der Teufel im Detail. So wurden beispielsweise Lock On Griffe verbaut. Und wer kommt bitte auf sowas: die Metallringe der Klemmung haben sich als Kältebrücken herausgestellt, so dass Flori in seinen Pogies leichte Erfrierungen an den Händen bekommen hat!
Insgesamt hat sich der Maxx Jagamoasta im Arctic Setup jedoch absolut bewährt, insbesondere war Flori an Ende froh, mit einer Shimano Deore XT 1×11 anstatt der ursprünglich geplanten Rohloff Speedhub gestartet zu sein. Laut Flori waren Funktion und Übersetzungsverhältnis optimal und er musste, obwohl vorn nur ein relative kleines Kettenblatt montiert war, nur ein einziges Mal überhaupt den 11 Gang bemühen, um auf Top Speed zu beschleunigen.
Da der 2015er Jagamoasta Rahmen hinten noch keinen 5.05 Vee Tire Snow Shoe 2XL aufnehmen kann, war Floris einziger Wunsch, das Profil des 2XL auch an einem 4.8er Snow Shoe XL zu haben. Das gewählte Setup aus weißer Pure Silica Gummimischung und schlauchlos-Montage (mit einer Dichtmilch, die speziell für den Einsatz in extremer Kälte entwickelt wurde) hat ebenfalls perfekt gearbeitet. Die Verbindung aus geringem Rollwiderstand (gemessen an einem hart gefrorenen Schlauch im Reifen) und der „auch-eiskalt-noch-weich“ Gummimischung war ein wichtiger Faktor um den Gesamtsieg einzufahren!

Mehr als nur ein paar Packtaschen…

Everything nicely put in order (source: Flori)

Alles schön ordentlich aufgeräumt (Quelle: Flori)

Ein anderer Schlüssel zum Erfolg war die Zusammenstellung der Ausrüstung. Zunächst startete Flori mit einem hervorragenden Gesamtgewicht von nur ca. 40 bis 45 kg für Bike und Ausrüstung. Das ist gut 15 bis 20 kg weniger als üblich. Sämtliche Verbrauchsmaterialien wurden in sogenannten Drop Bags verstaut, welche unterwegs bis zu drei mal an den Checkpoints gegen vorgefertigte (und vorab dorthin geschickte) Bags getauscht werden konnten.
Aber auch in den Packtaschen gab es eine ausgecheckte Strategie: jedes Teil war exakt an einem bestimmten Platz. So konnte Flori auch in völliger Dunkelheit zielsicher finden, was er benötigt.
Ähnlich war es mit der Bekleidung, welche nach einem Farbcode zusammengestellt wurde, sagen wir die gesamte Unterwäsche war rot, Thermoklamotten blau und Regensachen gelb. So kann man schnell und einfach genau das herauspicken, was man gerade braucht. Das ist mal clever!
Mehr Strategie gefällig? Wie wäre es mit Floris „Kaskadensystem“ fürs Trinkwasser? Jeden morgen wurden drei Flaschen mit heißem Wasser gefüllt: eine Thermoskanne, eine isolierte Trinkflasche und eine normale Trinkflasche. Getrunken wurde aus der normalen Flaschen. War sie leer, wurde sie aus der isolierten Trinkflasche betankt und dieser wiederum aus der Thermoskanne befüllt. So gab es immer Wasser mit angenehmer Trinktemperatur. Und nachts kamen die mit heißem Wasser befüllten Flaschen mit in den Schlafsack als zusätzliche Wärmequelle.
Definitiv: es war mehr als einfach nur ein paar Packtaschen am FATBike durch die Welt zu fahren!

Freu dich auf das Schönste und bereite dich auf das Schlimmste vor!

...und fünf Stunden später. (Quelle: Flori)

Darauf muss man gefasst sein! (Quelle: Flori)

Nun, für alle die jetzt vor ihrem PC, Tablet, Handy oder was auch immer sitzen und sich sagen „Verdammt geil, ich muss das auch machen!!!“ haben wir Flori um ein paar Tipps zur Vorbereitung gefragt. Seine Antworten waren einfach, aber wesentlich:

  • Freu dich auf das Schönste aber bereite dich auf das Schlimmste vor!
  • Sprich vorab mit erfahrenen MYAU Fahrern und frage nach ihren Erfahrungen (Ihr könnt auch Flori selbst fragen!)
  • Vorbereitung ist individuell! Finde deinen eigenen Weg!
  • Höre auf die Signale deines Körpers und reagiere SOFORT darauf!
  • Respektiere den Yukon und die Natur. Sie können dich umbringen!

Flori überlegt gerade, ob er selbst in Zukunft Trainings und Kurse zur Vorbereitung auf derartig extreme Event anbietet und Vorträge darüber halten wird. Es ist definitiv wert, ein Auge auf seine Website und sein Facebook Profil zu haben.

Allein, allein!

Lonesome rider (Copyright: derekcrowe.photo/MYAU)

Einsamer Cowboy (Copyright: derekcrowe.photo/MYAU)

So, nun gibt es noch eine Sache, die wir erwähnen wollen: Floris heldenhaften Zieleinlauf! Seine letzten 12 km waren ein lang gezogener Downhill und so hatte Flori Zeit darüber nachzudenken, wie wohl sein siegreicher Zieleinlauf sein würde. Hunderte Menschen würden die Straßen säumen und im frenetisch zujubeln. Und dann gäbe es heißen Kaffee und, zur Feier des Tages, ein kühles Bier! Oh Mann, was ein wahrlich heldenhafter Abschluss!
Naja, man ahnt ja schon, das es nicht immer genau so kommt, wie man es sich vorstellt… Als Flori nun also endlich ankam, war da … niemand. Also ist er von seinem Bike gestiegen und in die Orga Hütte gelaufen, wo er vor verdutzten Gesichter stand „Flori! Mit dir haben wir erst in zwei Stunden gerechnet!!!“. Uns als wäre das nicht schlimm genug, folgte direkt noch das Geständnis, dass man sich in einer „Dry Town“ aufhält, in der es kein Bier gibt!!! Vier Tage und 480km und dann gibts nichtmal ein Siegerbier?!? Damit steht fest: WIR werden das Montane Yukon Arctic Ultra nicht mitfahren, hahahaha!
Aber gut, zumindest gab es den ersehnten heißen Kaffee, eine Menge zu essen und etwas anderes, wohl verdientes: eine heiße Dusche!

Aber nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: Flori hat die Organisation des Rennens besonders gelobt. Alle Strecken waren perfekt vorbereitet, alle Anweisungen waren klar und verständlich und es wurde alles getan, um größtmöglichen Schutz und die Sicherheit der Starterinnen und Starter sicher zu stellen. Und jeder Checkpoint (in der Regel Privathäuser von freiwilligen Helfern) war mit allem ausgestattet, was man so braucht, inklusive leidenschaftlich gekochtem Essen und großartigen Gesprächen mit „Locals“ um das Hirn aufzutauen!

Was bleibt?

Flori Meets Whitehorse! (Quelle: Flori)

Das war eines der ersten Bilder, die wir aus Whitehorse bekommen haben. Hallo und Tschüss! (Quelle: Flori)

Was sollen wir noch sagen… Es war einfach fantastisch! Klasse Typ, klasse Bike, klasse Story, klasse Rennen. Wir können Uwe, dem Chef von Maxx und Flori nur „Danke!“ sagen, dass wir ein Teil dieser Geschichte sein durften. Und noch einmal können wir Flori und dem Team von Maxx nur zu diesem atemberaubenden Erfolg gratulieren. Um es klar zu sagen: nach unsere Recherche ist Flori der erste Deutsche, der das Montane Yukon Arctic Ultra in der Gesamtwertung gewonnen hat. Und er ist der erste FATBiker, der die Gesamtwertung für sich entscheiden konnte! Was für ein herausragendes Debüt für Flori und Maxx!

So, das wars, Leute! Und jetzt schaltet euren Computer aus, geht raus und fahrt eine Runde!

2 Responses

  1. michael

    hi, sehr spannende geschichte, gratulation an flori!
    mich würden details zur campingausrüstung interessieren:
    zelt
    matte
    schlafsack
    kocher
    freue mich auf eine baldige rückmeldung,
    ciao
    michael

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