Bei Federgabeln am FATBike scheiden sich die Geister. Die einen gönnen sich trotz Mehrgewicht etwas mehr Reserve und Komfort, die anderen bleiben dem Urgedanken des FATBikes treu und fahren starr. Für uns ist das eine Frage des Einsatzzweckes. Die begrenzte Auswahl an Federgabeln für FATBikes aber macht es nicht leichter. Doch kleine Schmieden schaffen es immer wieder, uns zu verblüffen.

Licht aus, Spot an. Die Flame Wide ist der Star.

Licht aus, Spot an. Die Flame Wide ist der Geheimtipp unter den Stars.

German:A Flame Wide: technischer und optischer Leckerbissen

Das aktuelle Glanzstück der kleinen deutschen Edelschmiede German:A Flame Wide ist ziemlich leicht, technisch sehr clever und optisch eine Augenweide! Carbon Tauchrohre verleihen der FATBike Federgabel ihren unverwechselbaren Style, und sparen reichlich Gewicht, genauso wie der Carbon Schaft. Das Besondere daran: Der „one-point-five“ Schaft ist eigentlich ein durchgängiger 1 1/8 Zoll Schaft. Der Vorbau passt, aber die untere Lagerschale vom Steuersatz? German:A integriert die Aufnahme für die untere Lagerschale direkt auf der Gabelbrücke. Das macht den Schaft durch die fehlende Verjüngung nicht nur steifer, sondern verlagert auch die größten wirkenden Kräfte vom Carbon Schaft auf die Steife Gabelbrücke. Die großen Hersteller sind auf diese äußerst sinnvolle Idee noch nicht gekommen.

Leichter Carbon Schaft schimmert am Vorbau durch

Leichter Carbon Schaft schimmert am Vorbau durch

Ausfallende leider sehr ausgefallen

Am unteren Ende der innovativen Upside-Down Federgabel findet sich eine weitere Besonderheit in der Bauweise. Das Ausfallende ist gerade nach unten ausgerichtet, die gesamte Gabel über die Gabelbrücke weiter nach vorn geneigt. Damit steht die Gabel beim Fahren in einem besseren Winkel zu den Hindernissen als herkömmliche Systeme, und schluckt damit auch besser die Unebenheiten des Trails.

Bullige Front: Nicolai Argon FAT mit German:A Flame Wide

Bullige Front: Nicolai Argon FAT mit German:A Flame Wide

Etwas außergewöhnlich ist das Maß des Ausfallendes mit 142mm auf Steckachse. Gerade zwei Naben sind für diese Baubreite am Markt verfügbar, Hope und Tune. Wir haben die Tune FatKing 142mm verbaut. Die passt mit ihrem geringen Gewicht ideal zum Charakter der Garman:A Flame Wide. Allerdings ist beim Einbau etwas wichtiges zu beachten. Die originalen Endhülsen der Tune-Nabe müssen gegen dickere und asymetrische von German:A mitgelieferte Hülsen ausgetauscht werden. Nur so lässt sich das Vorderrad auch montieren. Umständlich, aber sorgt am Ende auch für mehr Steifigkeit, die bei der Flame Wide ohnehin schon sehr hoch ist.

Nur die Tune Fat King oder die Hope FatSnow passen in das 142mm Ausfallende der German:A Flame Wide

Nur die Tune Fat King oder die Hope FatSnow passen in das 142mm Ausfallende der German:A Flame Wide

Ausgeklügeltes Luft-Luft-System in der German:A Flame Wide

Bevor es nun nach dem Einbau zur ersten Ausfahrt in den Wald geht, noch schnell abstimmen. German:A verpasst der Flame Wide zwei Luftkammern. Die Hauptkammer wird vorn am rechten Ausfallende als erstes befüllt. Das ist wichtig, um die korrekte Funktion zu gewährleisten. Danach ist die Negativluftkammer im rechten Tauchrohr oben an der Gabelbrücke dran. Wir haben etwas weniger Druck aufgepumpt als in der Hauptkammer. Schon beim ersten Einfedern fällt das extrem niedrige Losbrechmoment auf.

Hauptluftkammer der German:A Flame Wide

Hauptluftkammer der German:A Flame Wide

Aber wo wird die Dämpfung justiert? Ganz einfach: garnicht! Die stellt sich äußerst komfortabel von alleine ein, und zwar individuell je nach Bodenbeschaffenheit in Echtzeit während der Fahrt. Übrigens ohne elektronische Helferlein. Das von German:A entwickelte System passt sich in Dämpfung und Ausfedergeschwindigkeit der Geschwindigkeit beim Einfedern an. Luft übernimmt dabei als Medium die Verzögerung, kein Öl wie bei allen anderen Herstellern. Das spart Gewicht und verringert die Anzahl der potentiell kaputtgehenden Bauteile.

Negativluftkammer der German:A Flame Wide

Negativluftkammer der German:A Flame Wide

Funktioniert das jetzt eigentlich auch?

Aber jetzt rauf auf's FATBike und raus in den Wald. Sofort fällt auf, die zahlreichen alternativen Ansätze im System der German:A Flame Wide halten offenbar was sie versprechen. Das sensible Ansprechverhalten fühlt sich äußerst smooth an, ohne das die Upside-Down Gabel am Ende ihrer 100mm Federweg durchsackt. Angenehm progressiv federt die German:A Flame Wide bei harten Schlägen Zentimeter für Zentimeter ein, und so schnell wie nötig, und so langsam wie möglich wieder aus. Ein Beweis dafür, dass das ausgeklügelte Dämpfungssystem über die beiden Luftkammern harmonisch und zuverlässig funktioniert.

Dickes Ding im Nicolai Argon FAT

Dickes Ding im Nicolai Argon FAT

Die Nachjustierung des Drucks in den Luftkammern geht easy von der Hand, das perfekte Setup für Fahrstil und Fahrergewicht ist schnell gefunden. Die Blicke der FATBiker auf anderen Federsystemen schauen während unserer Tour ständig neidisch auf die sensible Arbeit der German:A Flame Wide. Die Gabel gibt es übrigens für verschiedenste Laufradgrößen und damit entsprechenden EInbauhöhen, mit oder ohne Lockout, alternativ auch mit Aluminiumschaft und mit 100mm oder 120mm Federweg.

Die Flame Wide ist vom Hersteller bis 185mm Bremsscheibe zugelassen

Die Flame Wide ist vom Hersteller nur bis 185mm Bremsscheibe zugelassen

Was bleibt?!

Der Eindruck, den die Upside-Down FATBike Federgabel German:A Flame Wide hinterlässt. FATBike Federgabel, die richtig geil funktionieren, findet man ja leider nur äußerst selten, die Flame Wide setzt sich aber mit ihrer Performance und dem geringen Gewicht von nur 1682 g in der 100mm Variante ohne Lockout deutlich an die Spitze. Und wem schlappe 1.200 EUR für eine FATte Federgabel nicht zu viel sind, der hat auch noch etwas Kleingeld für die benötigte Tune Fat King Vorderradnabe übrig. Natürlich werden wir noch weitere Test fahren, die Flame Wide vor verschiedensten Herausforderungen stellen und euch auch dazu berichten.

Die Flame Wide von German:A

Die Flame Wide von German:A

3 Responses

  1. Florian

    das Nicolai Argon ist ein wunderschöner Aufbau und wär auch schon einen Artikel wert – so in der Form wie anderswo das Leserbike der Woche. Um auf die Federgabel zurückzukommen schönes Teil mit guten Detaillösungen aber das Sondermaß der Nabe und der Preis zielen natürlich auf Highend Custom Bikes, trotzdem gut das dieses Teil gibt.

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  2. Schabbi

    Das gute Stück macht einen sehr guten Eindruck.

    Das was allerdings ein wenig aufstößt ist das Einbaumaß der Nabe. Da ja sicher die meisten eine 150er Nabe in ihren Bikes haben bedeutet das neben der Anschaffung der Gabel auch noch die Anschaffung einer neuen Nabe bzw. eines neuen Vorderrades. Da sollte German:A noch einmal drüber nachdenken. Ich denke nicht das sie dadurch dem Mainstream verfallen da der Preis schon ordentlich sportlich ist was aber wenn die Performance stimmt kein Hindernis zum Kauf ist.

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