Kaldoaivi Ultra Trail, nördlicher geht’s nicht

Andrej und Jussi sind letztes Jahr im Winter einmal quer durch Finnland gefahren, auf Ihren FATBikes. Nun sind die beiden Abenteurer wieder unterwegs gewesen, und Andrej berichtet uns davon.

Andrej und Jussi wieder in Finnland

Nachdem Jussi und ich ohne größere Verluste im letzten Winter Finnland auf dem FATBike durchquerten, fanden wir uns zurück in Kopenhagen direkt in den nächsten Diskussionen wieder, Diskussionen zum nächsten Abenteuer. Es hatte nicht lange gedauert um auf den Kaldoaivi Ultra Trail zu stoßen, das nördlichste Ultrarennen der Welt. Was aber fast noch witziger ist, der Start des Rennens findet in dem Ort statt, wo wir letztes Jahr unsere Finnland Durchquerung begannen.
Da die Startplätze für das Rennen sehr begrenzt sind, fackelten wir nicht lang und entschieden uns dazu zurück nach Nourgam zum Start des Rennens zu kehren.

Etwas Zeit war noch bis August, unsere Vorbereitung konnte losrollen. Da es für uns beide das erste Ultrarennen war, hatten wir unheimlich Respekt vor den bevorstehenden mentalen und physischen Belastungen.

Nachdem ich in Turku in Finland an kam, bereiteten wir das Auto für den langen Trip vor.

Jussis Kia war startklar, aber ein Foto vor der Abfahrt war Pflicht (Foto: Laura Alajuuri)

Und schon unterwegs…

Eigenartige Offenbarung als wir im Auto saßen und innerhalb von wenigen Tagen die 1.500km abspulten, für die wir mit den Bikes im Winter fast einen Monat brauchten. Komplett unterschiedliche Jahreszeiten, Temperaturen, und viele Straßen waren unter dem Schnee gar nicht zu erkennen. (Finnland verdreht mir noch immer den Kopf seiner Schönheit…)

Am Tag vor dem Rennen blieben wir in Utsjoki, wo auch das Rennen enden sollte. Von Nuorgam nach Utsjoki sollte es gehen, durch die Kaldoaivi Wildnis – eine FATte Packung Natur, in der ein 130km langes und extreme Bike-Abenteuer wartete.

Auf geht's!

Am großen Tag erreichten wir Nourgam noch vor der Dämmerung und nachdem wir unsere FATBikes zur letzten technischen Abnahme abgaben warteten wir auf den Startschuss.

Zu viele Fahrer, um alle auf ein Bild zu bekommen

Direkt nach dem Start hatten wir mit einem extrem steilen Uphill zu kämpfen, an dem die meisten Fahrer um Kraft zu sparen ihre Bikes geschoben hatten. Auf den ersten Kilometern fanden wir eine Art Rollercoaster vor, bei deren kurzen Downhills wir immer wieder Schwung holen konnten für die folgenden kurzen Anstiege, das half auch uns Kraft zu sparen.

Während Jussi sich bergauf kämpft, rutschte seine Sattelstütze immer wieder abrupt in den Rahmen, automatische Dropper-Post 😉

Kurz nachdem wir die Berge erklommen hatten, ging es postwendend wieder abwärts, schlängelnd um einen See herum. Nun offenbarten sich wiedermal die wunderbaren Eindrücke der finnischen Wildnis.

Die tolle Landschaft war kleine Entschädigung für das kalte Wetter und unseren ständigen Begleiter, den Gegenwind.

Es schien als würde sich das Fahrerfeld bereits hier in kleinere Gruppen aufspalten, als das Terrain begann schroffer zu werden.

Immer wieder felsige und schlüpfrige Trails, die uns trotz geringem Luftdruck immer wieder ein paar Plätze kosteten

Es dauerte nicht lang und wir erreichten den ersten Checkpoint bei Kilometer 32, unweit nach unserem Eintritt in schroffere Gefilde.

Ein Meer von FATBikes am ersten Checkpoint. Wir waren nicht die einzigen, mit kurzer Pause. Die Aussicht konnten wir dabei auch genießen.

Genau hier begann das Wetter umzuschlagen. Der Wind wurde zunehmend heftiger und es ergoss sich immer mehr Regen über uns, während wir uns auf dem endlos lang scheinenden Trail Meter für Meter vor kämpften.

Jussi war der einzige, den ich lange Zeit gesehen habe während des Rennens.

Dieser Teil schien nie zu enden, bis wir am Ende und nach einigen Stunden endlich den zweiten Checkpoint erreichten.

Wir waren erleichtert am nächsten Checkpoint, die FATBikes hielten durch, und sogar der Himmel klarte etwas auf.

Auf dem Teilstück zwischen zweiten und dritten Stop veränderte sich die Natur drastisch, obwohl die Veränderung während des ganzen Rennens eine stetige Begleitung war. Ich fühlte mich direkt nach Faroe Islands zurückversetzt – was dem hier am nächsten kam.

Von riesigen Freiflächen mit Regen bis hin zu nackten Bäumen unter blauem Himmel, das Kaldoaiva Nature Reserve hat alles.

Während des Rennens galt es immer mal wieder kleinere Ströme zu überqueren. Einige konnten wir direkt auf den Bikes durchqueren, aber es folgten noch größere Gegner, echte, ausgewachsene Flüsse.

Sackgasse? nicht für unsere FATBikes!

Bei knietiefem Wasser und recht starker Strömung war es ein Balance-Akt, nicht weggerissen zu werden und parallel auch das Bike fest im Griff zu haben.

Die Strömung gibt alles, Jussi auch!

Unser Zerfall

Alles ging aber relativ smooth. Doch kurz vor dem dritten Checkpoint bei Kilometer 110 bekam Jussi Probleme mit seinem mech hanger, der offenbar irgendwo unterwegs beschädigt wurde. Glücklicherweise konnten wir das fixen. Leider wurde unsere Ausrüstung auch etwas in Mittleidenschaft gezogen. Wir passierten den letzten Checkpoint. Kurz darauf verabschiedete sich Jussis mech hanger.

Verbogene und kaputte Teile, leider weit weg von reparabel (Foto: Laura Alajuuri)

Wir hatten noch 20 Kilometer vor uns und nur ein funktionierendes Bike. Wir brauchten eine Lösung, und zwar schnell. Die Sonne begann schon langsam unterzugehen, die Zeit rannte uns davon. Jussi wollte ich nicht zurück lassen, entweder kommen wir gemeinsam ins Ziel, oder keiner von uns beiden. Nach reichlichen Überlegungen blieb nur eine einzige Lösung das Rennen bis zum Ziel zu vollenden, rennen. Wir haben nicht lang rumgefackelt. Ich schnappte mir Jussis Bike und rannte neben ihm her während er auf meinem Bike fuhr, und wechselten uns regelmäßig ab.

Die Sonne verabschiedete sich langsam, und wir hofften nur noch auf Downhills, damit Jussi sich rollen lassen kann.

Nach der letzten Felssektion sahen wir endlich After the last rocky section, we finally saw an official eine Asphaltstraße, Zilivisation – wunderbar. Ein paar Minuten später waren wir dort, tauschten ein letztes Mal beim Überqueren einer Brücke, die gleichzeitig die Grenze nach Norwegen war, und Jussi zog mich den Rest bis in den Ferienort Utsjoki, während wir zahlreiche Rentiere am Straßenrand beobachten konnten. Dann konnten wir die Ziellinie bereits in der Ferne ausmachen, wir hatten es geschafft.

Zieleinfahrt (Foto: Sannamari Ratilainen)
(Foto: Laura Alajuuri)

Nach gefühlt endlosen Stunden auf dem Trail und ständig beeindruckenden Veränderungen der Natur war das für uns eine unvergessliche Erfahrung, die wir trotz der technischen Probleme am Ende noch erfolgreich in time absolvieren konnten. Während eines solchen Rennens kann alles passieren. Auf einige Dinge kannst du dich vorbereiten, am Ende kommt es aber doch anders als geplant. Das wichtigste, was uns am pedallieren hielt, war der Fokus, das Ziel. Für uns war Kaldoaivi das erste Ultra Race, aber gewiss nicht das letzte.

Was bleibt?!

Das Ultra Race in Kaldoaiva ist eine tolle Herausforderung, vielen Dank Andrej und Jussi, dass Ihr uns daran teilhaben liest! Wir selbst hatten das Rennen auch schonmal als kleines Abenteuer ins Auge gefasst, bisher konnten wir uns noch nicht durchringen, aber vielleicht ändert sich das jetzt nach den Eindrücken von Andrej und Jussi.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.