FATBikes sind Eure Leidenschaft? Dann seid Ihr hier richtig! Unsere Rubrik MeinFATBike stellt FATBikes unserer Leser vor und zeigt, mit wieviel Kreativität, Hingabe und Liebe so manches FATBike aufgebaut wird.
Ist eine Weile her, dass wir das letzte Bike in MeinFATBike vorgestellt haben. Aber gut Ding will bekanntlich Weile haben! Dafür hat es das Mi:Tech Tyke Rosl Fat von Michi in sich. Inspiriert von unserem Nicolai Aufbau wurde es nicht nur individuell aufgebaut sondern sogar maßgeschneidert! Wir finden: geil! Und ein Grund mehr, es hier vorzustellen! Bühne Frei!
(Text und Bilder: Michi H.)
Spaßgranate mit Sorglos-Garantie – Das Mi:Tech TYKE ROSL FAT im Custom Aufbau
About:me
Ich fahre schon Rad seit dem ich laufen kann und da ich in den bayerischen Bergen aufgewachsen bin, bedeutete das immer auch: fahren bei jedem Wetter, über Stock und Stein, bei Schnee und Eis.
Das Erlebnis im Winter fast lautlos über den Schnee zu schweben ist ein ganz eigenes, doch mehr als einmal haben mich eingefrorene Schaltwerke und verrostete Ketten fluchen und unfreiwillig zum Singlespeed Fahrer mutieren lassen. Aber was soll’s – der Trieb will befriedigt sein, und so ergab ich mich lange Jahre meinem Schicksal.
Technische Meilensteine wie Scheibenbremsen, Schaltzughüllen mit Gore-Tex und Stollenreifen mit Spikes befeuerten meine Leidenschaft „Winterbiken“ zwar weiterhin, doch immer wieder träumte ich von einem spaßorientierten Trail-Hardtail mit supersorglos Antrieb.
2014 schwappte dann die Fatbike-Welle nach Deutschland und sofort war ich angefixt von der Aussicht auf mehr Traktion bei Matsch und Schnee. Doch auch die verhasste Kette sollte endlich weg. Bei meiner Recherche stolperte ich dann eher zufällig über den Gates Carbon Drive, einen Riemenantrieb, der gepaart mit der Rohloff Speedhub für mich zum Optimus Prime auf zwei Rädern wurde. Glücklicherweise gab es in Deutschland bereits einige Hersteller, die so innovativ waren eine Lizenz von Gates zu haben und obendrein auch noch Fatbikes bauten.
Fette Reifen und keine Kette? Zu sexy um noch länger zu warten.
Das Mi:Tech TYKE ROSL FAT
Wenig später hatte ich Jürgen Militzer am Telefon, den Inhaber der Bike-Manufaktur Mi:Tech. Geduldig und mit viel Spaß an der Sache beantwortete er all meine Fragen und schneiderte mir einen Maßrahmen auf den Leib. Dabei gab es viele Details zu beachten, doch Militzer ist Profi auf seinem Gebiet und besitzt viel Erfahrung im Rahmenbau. In den vielen Telefonaten, die wir seitdem geführt haben, erzählt er begeistert von neuen Yokes, verbesserten Rohrsätzen oder integrierten Antriebskonzepten. Und man spürt förmlich wie viel Herzblut in jedem einzelnen Fahrrad steckt, das bei Mi:Tech konstruiert wird.
Zwei Winter lang machte mir das TYKE ROSL FAT richtig viel Spaß auf allen Wegen, doch bekanntlich ist das Bessere der Feind des Guten. So stand für 2016 ein weitreichender Umbau an, dessen Ergebnis Ihr hier seht.
Ausgehend vom ersten Modell und den damit gewonnenen Erfahrungen hatte ich mir eine tiefere Front und eine sportlichere Sitzposition gewünscht, ohne dabei an Bergab-Performance einzubüßen. Das Oberrohr wuchs daher in die Länge, gleichzeitig konnte der Vorbau gegen ein kürzeres Modell getauscht werden.
Außerdem hatte sich herausgestellt, dass für meinen Einsatzzweck 4 Zoll- Reifen ausreichend sind und ich lieber auf eine weichere Gummimischung umsteigen würde als Richtung Ultra-Fat zu gehen. In diesem Zug war geplant meinen Knien zuliebe den Q-Faktor soweit wie möglich zu verringern, was eine neue Kurbel nebst Lagern notwendig machte.
Herzstück des 2016er Modells ist aber unbestritten der komplett überarbeite Hauptrahmen, der durch seine formschönen Kettenstreben, die optimierte Zugführung und den knallig-roten Aufklebern optisch keine Wünsche offen lässt. Auch an Kleinigkeiten feilt Militzer ständig, was am neuen Yoke und den verbesserten Ausfallenden zu erkennen ist. Das lange Warten auf die neue Rohloff Speedhub XL A12 hat sich gelohnt, denn mit den X-12 Adaptern ist sie noch einmal steifer und benutzerfreundlicher geworden und glänzt vom ersten Meter an mit seidiger Schaltperformance. Und da wir schon mal am Reißbrett waren, wurde auch noch die Geometrie angepasst und das Tretlager angehoben… Für Jürgen Militzer eine Kleinigkeit!
Ausstattung & Geometrie
- Rahmen: Mi:Tech TYKE ROSL FAT Custom
- Steuersatz: Sixpack E3 tapered
- Gabel: Rock Shox Bluto RCT3, 100mm
- Lenker: Race Face NEXT 35, 760mm, 10mm Rise
- Vorbau: Easton Haven 35, 0°, 50mm
- Griffe: Race Face Sniper
- Bremse: SRAM Guide RSC, 180/180mm, hinten Custom Bremsscheibe von Brake-Stuff.de
- Sattelstütze: Rock Shox Reverb, 150mm, 2016
- Sattel: Race Face Affect
- Sattelklemme: Fun Works N-Light
- Antrieb: Race Face NEXT SL G4, 170mm, Q-Faktor 203mm
- Schaltung: Rohloff Speedhub 500/14 A12
- Naben: hinten Rohloff XL 177mm mit X-12 Ausfallenden, vorne Hope Fatsno 150mm
- Riemen & Ritzel: Gates Carbon Drive, 39/19
- Pedale: Reverse Components, Black One
- Felgen: DT-Swiss BR710
- Reifen: 45nrth VanHelga, 4,0 Zoll, Dual Compound (60a/52a), 120tpi, TL ready
- Tubless Setup: Kenda Felgenband 65mm, SUNringlé STR Tubeless Felgenband 78mm, Schwalbe tubeless Ventile, 110ml Stan's NoTubes Dichtmilch
- Gewicht: 14,3kg
- Oberrohr: 605mm
- Sitzrohr: 430mm
- Steuerrohr: 110mm
- Kettenstrebe: 465mm
- Tretlagerabsenkung: 65mm
- Radstand: 1148mm
- Lenkwinkel: 68°
- Sitzwinkel: 74°
Performance
Wer schon mal Fatbike gefahren ist, der weiß um die Vorteile von fetten Reifen. Das „Downgrade“ auf 4 Zoll hat dem Charakter des TYKE nicht geschadet. Im Gegenteil: bei nassen Wurzeln und Steinen spielt die Gummimischung und die Größe und Anordnung der Stollen meiner Meinung nach eine größere Rolle als die schiere Breite des Pneus.
Durch den steilen Sitzwinkel kommt ordentlich Druck auf das Pedal und die Sitzposition ist sportlich kompakt. Das abgesenkte Tretlager in Verbindung mit 170er Kurbeln positioniert den Fahrer schön zentral im Bike und verhindert, dass man allzu oft mit den Pedalen hängen bleibt. Auch lange, steile Anstiege sind kein Problem mit dem TYKE, und mit gesperrter Gabel kann man schön im Wiegetritt hochdrücken.
Trotz der systembedingt langen Kettenstreben lässt sich TYKE leicht aufs Hinterrad ziehen, und auch der Bunny Hop und das Versetzen funktionieren auf Anhieb – ganz wie bei einem „normalen“ Mountainbike.
Geht es bergab, wuselt das TYKE dank der Trail-optimierten Geometrie über die Wege und vermittelt viel Sicherheit, besonders wenn es richtig steil wird. Man steht zentral im Rad, und so sind auch enge Kurven und Kehren kein Problem. Unterwegs ist kein Klappern oder andere Geräusche zu hören – Gates Carbon Drive sei Dank!
Zu Hause angekommen, zeigt sich wie cool eigentlich so ein Riemenantrieb wirklich ist: kurz etwaigen Dreck oder Salzlake mit Wasser abspülen – fertig!
Was bleibt…
…ist die oft bemühte Frage, ob ein Fatbike alle anderen Räder in der Garage überflüssig macht. Gegenfrage: muss es das denn? Ich war auf der Suche nach einem sorglos Trail-Hardtail für den Winter, das in der Ebene genauso zu Hause ist wie auf verschneiten Alpentrails. Und genau dort fühlt sich das TYKE pudelwohl und fährt immer noch, wenn andere schon längst schieben.
Mittlerweile fahre ich das Fatbike das ganze Jahr – weil es einfach Spaß macht! Mit den dicken Reifen einfach überall „drüberzubolzen“, wo einem sonst der Angstschweiß ausbricht ist schon eine feine Sache. Und ich genieße die konsternierten Blicke der Kindergärtnerinnen, wenn ich um die Ecke wummere und das Gerät abstelle – diesen „Daddy-Cool -Effekt“ beschert mir kein anderes Bike :).
Wie geht’s weiter?
Im derzeitigen Aufbau gibt es nach heutiger Sicht kaum etwas Entscheidendes zu verbessern. Trigger für die Rohloff und eine Sattelstütze mit mechanischer Ansteuerung sind eine Versuchung, der ich noch widerstehen kann, aber bald ist ja Weihnachten…
Spätestens in zwei, drei Jahren aber wird dann bei Jürgen Militzer wieder das Telefon klingeln, denn das Bessere ist ja bekanntlich – na, Ihr wisst schon was jetzt kommt…
Was bleibt – die zweite!
Eigentlich hat Michi unseren klassischen Abschluss „Was bleibt?“ ja schon vorweg genommen. Aber irgendwie müssen wir immer das letzte Wort haben! Um es kurz zu machen: wir freuen uns, dass wir dieses im wahrsten Sinne des Wortes einzigartige Bike vorstellen durften! Vielen Dank!
Und falls auch ihr Euer Bike hier vorstellen möchtet dann her damit! Dabei ist es völlig egal, ob Ihr auf einem lange ersehnten Bike im Serienzustand sitzt oder einen komplette Custom Aufbau habt! Schreibt uns an mail@fat-bike.de
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