High
- Top Rahmen
- Perfekt integrierte 120mm Federgabel
- Eine-für-alles-Geometrie
Low
- Räder und Reifen
- Sehr schwer
- Schwache Bremsen
Hand hoch: wer hat als kleiner Junge davon geträumt einmal Panzer zu fahren??? Gute Nachricht an alle, die jetzt einen oder sogar beide Arme in die Luft gerissen haben: heute, als große Jungs, könnt ihr das endlich machen! Und mit dem Mondraker Panzer R bekommt Ihr den passenden Untersatz dafür.
Der spanische Downhill Spezialist Mondraker ist eigentlich für seine rasiermesserscharfen Fully-Kreationen bekannt. Wir haben uns mit dem 2.299,- Euro teuren Mondraker Panzer R mal Mondrakers FATte Mittelklasse angesehen und über mehrere Wochen überprüft, ob man dabei den sprichwörtlichen Ritt auf der Kanonenkugel erlebt oder es sich doch nur um einen Schildkrötenpanzer handelt. Und um es vorweg zu nehmen: beides trifft zu. Irgendwie.
Ach ja – Partnerlinks haben wir wie immer mit „*“ gekennzeichnet!
Wie bereits angedroht bietet unser neues Design jede Menge neue Möglichkeiten. Mit diesem Artikel nutzen wir erstmalig unsere neue Bewertungsbox, die Euch auf einen Blick unsere Eindrücke zusammenfasst. Das System ist simpel: mehr Sterne = besser. Wichtig: alle Bewertungen basieren auf dem unveränderten Serienbike. Wie findet Ihr das? Sagt es und auf Facebook oder schreibt und ein Mail!
Was ist mächtig, schwer und kommt in jedem Gelände klar?
Richtig: ein Panzer! Aber es muss nicht immer ein Leopard II sein, um Fuchs und Hase gute Nacht zu sagen – auch das Mondraker Panzer R hat das Zeug dazu. Limettengrün und einfach nur sexy räkelt sich das Panzer R direkt nach dem Erstkontakt auf unserer Waage und hat uns dabei nicht nur mit seiner rattenscharfen Optik die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Stattliche 16,2 Kilogramm (ohne Pedale) stemmt das als Trailbike konzipierte Mondraker Panzer R auf die Waage. Damit macht es seinem Namen alle Ehre. Seiner Preisklasse nicht.
Abgesehen davon kann der erste Eindruck jedoch insgesamt überzeugen, vor allem der Rahmen bzw. dessen mustergültige Verarbeitung hat uns beeindruckt – dazu später mehr!
Was hat der Mondraker Panzer R an Bord?
Die Ausstattung ist das, was man von einem Panzer erwartet: funktional mit rustikalem Charme. Die herrlich komplette (ja, sogar die Kette stammt von Sram!) 2×10 Sram GX sorgt zusammen mit Race Face Aeffect Kurbeln für Vortrieb. Als Gegenspieler wurden die bei FATBike Herstellern leider immernoch sehr beliebten hydraulischen Shimano Einstieger-Scheibenbremsen BR-M447 montiert, welche vorn und hinten in Zusammenarbeit mit je 180mm Scheiben für Verzögerung sorgen sollen.
Alle Anbauteile tragen das Eigenlabel ONOFF, heißt Sattel, Sattelstütze, Lenker, Lock-On Griffe und Vorbau stammen aus dem Mondraker Regal und machen einen wertigen Eindruck. Die verbaute Rock Shox Bluto stempelt Hindernisse mit ihren 120mm Federweg zuverlässig aus und wird mittel FSA Steuersatz im Rahmen verankert.
Vorbildlich ist die X12 Steckachse am Hinterrad, die im Stile von „Skewern“ auch im knietiefen Schlamm ohne Werkzeug montiert werden kann.
Insgesamt trägt das Mondraker Panzer eine solide, schnörkellose Teilebestückung mit sich herum.
Einen echten Patzer am Panzer R erlaubt sich Mondraker aus unserer Sicht mit den sehr einfach gehaltenen – wenn auch robusten – Laufrädern. Diese sind vor allem schwer und haben ein Felgenbett, in das sich alle von uns getesteten Reifen erst zwischen 1,5 und 2 bar wirklich gesetzt haben. Bei einer Panne im Wald, bewaffnet nur mit einer Handpumpe, ist das ein nur mit viel Schweiß und wilden Flüchen erreichbarer Wert. Eine belastbare Umrüstung auf Tubeless scheidet hier ebenfalls definitiv aus.
Auch die ab Werk montierten Kenda Juggernaut Sport Drahtreifen mit 60TPI Karkasse haben bei uns auf Granit gebissen und können uns nicht überzeugen. Über 1,6kg pro Stück schwer walzen sie mit der Leichtfüßigkeit einer Planierraupe über den Planeten und saugen dabei unablässig die Beine leer. Zwar können die Juggernauten durchaus mit Traktion auf Trails und guter Dämpfung punkten. Der irrwitzig hohe Rollwiderstand und das störrische Einlenkverhalten sind aber natürliche Feinde von Beschleunigung und Handling – und an diesem Bike eine klare Fehlbesetzung. Mit dem erstklassigen Juggernaut Pro 4.0 hat diese Walze leider nichts gemeinsam.
Das ist vor allem aus einem Grund mehr als schade: weil das Mondraker Panzer R einen der – wenn nicht aktuell sogar DEN – besten je von uns gefahrenen Alurahmen hat!
100% feinstes Rahmen-Filet!
Der Rahmen des Panzer ist nämlich ein absolutes Sahnestück. „Gut“ ist ja immer Ansichtssache, wir sprechen daher über FATBike-Qualitäten. Das aufwändig Hydro-geformte Geröhr wird an allen Ecken (was man angesichts der vielen Vierkantrohre durchaus wörtlich nehmen kann) durch fein säuberlich geschuppte Schweißnähte zusammengehalten, die man so sauber ausgeführt heute nur noch selten sieht. Der Lack ist zäh und schlagfest, alle Dekore sind sicher unter dem Klarlack angebracht. Dabei verzichtet der geradlinig designte Rahmen schon rein optisch auf jeglichen Anflug von „Filigranität“ – es ist ein Trailbike, und das muss in erster Linie steif und haltbar sein. Schonmal einen Panzer mit S-Bend Kanone gesehen?!? Wir auch nicht…
Dazu ist der Mondraker Panzer Rahmen gespickt mit smarten Details: Aufnahmen für einen Gepäckträger (ja, wie reden ja immernoch über ein FATBike!) finden sich da ebenso wie die bereits beschriebene Aufnahme für eine X-12 Steckachse, eine Bohrung zur Innenverlegung eines (Stealth) Dropper Post Zugs, ein normgerechtes 100mm BSA Innenlagergehäuse oder das obligatorische auswechselbare Schaltauge.
Der hintere Schaltzug und die hintere Bremsleitung werden außen am Unterrohr durchgehend verlegt – für schlamm- und dreckverwöhnte FATBikes die nach wie vor zuverlässigste Lösung. Einzig die IS-Aufnahme für den hinteren Bremssattel wirkt irgendwie aus der Zeit gefallen – der „International Standard“ ist heutzutage eher Post Mount.
Aber abgesehen von diesen, nun auch wieder nicht mega-seltenen, Merkmalen hat der Mondraker Panzer R Rahmen etwas zu bieten, das fast einzigartig ist und Mondraker als Downhill-Spezialisten zur Ehre gereicht: die perfekte Integration von 120mm Federweg! Die gesamte Geometrie scheint förmlich um den für ein FATtes Hardtail riesigen Federweg entwickelt worden zu sein: mit einem Sitzwinkel von 73,5° steht das Sitzrohr aufrecht im Wind wie die Mastern einer Segelyacht und sorgt für erstklassige Klettereigenschaften und effizientes Pedalieren. Der 68,5° Lenkwinkel ergänzt ein bissiges und agiles Handling – dank des 635mm Oberrohres (Größe M) bleibt die Sitzposition dennoch insgesamt entspannt. Trotz unserer gut 1,90 Körpergröße saßen wir hervorragend auf dem Panzer und hatten ständig den „Finger am Abzug“ um irgendwelchen Blödsinn mit dem Bike zu machen.
Nur den verbauten 30mm-Stummelvorbau fanden wir dann doch too much und „downhillig“ und haben ihn gegen eine gefälligere 55mm Version getauscht. Das macht unserer Meinung nach das gesamte Handling wesentlich harmonischer und passt besser zum Allround-Charakter des Panzer R.
Fahr defensiv. Kauf dir 'nen Panzer!
Kinder der vor-80er kennen diesen Spruch, der damals von den Heckklappen rostiger Opel Kadett und VW Golf prangte, sicher noch. Und wisst ihr was? Scheiß drauf! Defensiv war gestern!
Hat man das Mondraker Panzer R erstmal von seinem teigigen Ballast befreit und zumindest ein paar halbwegs leichte und rollwiderstandsarme Reifen (wir haben es erfolgreich mit Specialized Ground Control Fat 4.6 und Vee Tire Bulldozer 4.7* probiert) montiert, entfesselt man eine urgewaltige Spaßmaschine auf dem Trail. Und nicht nur dort…
Das Mondraker Panzer R ist eine grundsolide Gute-Laune-Rakete, die praktisch in allen Lebenslagen unauffällig und zielsicher ihren Job macht. Dank des Sitzwinkels kommt man ohne große Verrenkungen selbst steilste Anstiege rauf, der aggressive Lenkwinkel erlaubt es, die Fuhre auf der anderen Seite des Bergs selbst über die verwinkeltsten Trails präzise zwischen den heraneilenden Hindernissen hindurch zu dirigieren. Dabei wirkt das Bike immer gelassen ohne jegliche Nervosität. Die 120mm Federweg der Rock Shox Bluto sorgen für ausreichend Reserven falls man doch mal was übersieht. Sagen wir – ein Wildschwein…
Dank der sehr angenehmen Sitzposition lassen sich aber auch lange Anfahrten zum Lieblingstrail oder der Lieblingseisdiele völlig unaufgeregt abspulen. Das Mondraker Panzer R ist ein feiner Allrounder, der ebenfalls für Tourenbiker und reine Genuss-FATBiker erste Wahl ist. Wie gesagt, wenn die Reifen stimmen.
Mondraker selbst nennt das die „Fast Forward Geometrie“. Dem ist aber mal sowas von nichts hinzuzufügen!
Echte Kritik am Handling verdienen eigentlich nur das sehr hohe Gewicht von 16,5kg (mit Pedalen) und die Bremsen. Letztere ringen mehr oder weniger verzweifelt nach Bremskraft und sind dabei auf schnell gefahrenen Trails nicht selten hoffnungslos überfordert. Gerade schwere Fahrer oder solche, die viel mit präzisen, harten Bremsattacken arbeiten, sollten hier kurzfristig zu erwachsenem Material greifen.
Dass keine Dropper Post verbaut ist, kann man angesichts des Preises verschmerzen, warum Mondraker einem Trailbike jedoch nicht wenigstens einen Sattelschnellspanner spendiert, ist eine spannende Frage…
Was bleibt?
Das Mondraker Panzer R ist unserer Meinung nach das: ein wirklich exzellenter Rahmen, der mit (teilweise leider zu) günstigen Teilen bezahlbar aufgebaut wurde. Fair und fein für alle, die nicht mit einem prall gefüllten Geldbeutel in den Bikeshop stürmen, sondern sich ihr Traumbike hart erarbeiten müssen.
Leider stellen das hohe Gewicht und die störrischen Reifen des Serienbikes hohe Anforderungen an Fahrtechnik und Kondition. Im Prinzip braucht das Mondraker Panzer R direkt ab Bikeshop ein paar dringende Modifikationen, um überhaupt richtig Spaß zu machen.
Und so ist die eigentliche Stärke des Mondraker Panzer R sein enormes Potenzial bzw. das seines wunderbaren Rahmens. Mit leichten Laufrädern samt hochwertiger und bissiger (tubeless) Reifen, einer Dropper Post und einer mächtigen Bremsanlage kann man aus dem Serien-Panzer R eine wieselflinke, Trail-fressende Rakete züchten, die einen enorm breiten Einsatzbereich abdeckt und dabei auch noch verdammt sexy aussieht.
Die 2.299,- Euro Kaufpreis* sind also gut investiert, aber längst kein Schnäppchen. Außerdem sind sie eher als Einstiegspreis zu verstehen, da sich schnell noch der eine oder andere Euro dazu gesellen wird.
Eine deutlich bessere Preisleistung bietet das Mondraker Panzer RR*. Für einen Mehrpreis von „nur“ 1.300,- Euro gibt es hier ab Werk eine konsequent hochwertige und vollständige Ausstattung (DT Laufräder, Rock Shox Reverb, XT 1×11, Juggernaut Pro Reifen, etc.) und damit unserer Meinung deutlich mehr „Bang for the Buck“. Leider ist es nicht Limettengrün…
Kann ich am Hinterrad eine Syntace X-12 Steckachse 197mm verwenden oder gibt es irgendwelche Unterschiede zu beachten? An der standartmäßigen X-12 Steckachse habe ich den „Hebel“ beim lösen verbogen, warum auch immer ?
Oder gibt es andere Alternativen welche ich verwenden kann?
Hi Thodo,
spannende Frage, da mussten wir selbst erstmal nachsehen. Leider passt die Syntace X-12 nicht, da die (mehr oder weniger) bündig mit dem Ausfallende verschraubt wird und außerdem eine konischen Sitz hat. Die Mondraker Achse sitzt dagegen plan auf dem Ausfallende.
Alternativen haben wir so direkt keine zur Hand, allerdings ist der Hebel an sich so robust, dass er sich nicht verbiegen dürfte. Ggf bekommst du auf Gewährleistung oder Kulanz eine neue Achse von Deinem Händler? Oder frag mal Alex von Fatbike24.de, der hat lange Mondraker gemacht.
FATte Grüße
Matt
Danke Matt,
ich habe Álex angeschrieben, bei ihm habe ich das KHS Session 1000 gekauft, daher kenne ich ihn. Ja die Achse ist robust. Bei eurem Test auf den Bildern war mir aufgefallen, bei mir fehlt die „äußere“ Kappe welche das Schaltauge am Ausfallende verschraubt. Ansonsten ist alles super – euer Test passt perfekt, Bremsen hatte ich gegen Shimano ZEE getauscht und Kurbel gegen Race Face Turbine mit 30mm Achse. Ich habe bereits 4.500 km und bin immer noch begeistert.
Hallo,
die AEffect Kurbel gibt es doch auch mit kurzer (170mm) Achse. Stellt das hier nicht auch eine Alternative da?
Ich habe an meinem Fatbike trotz 190er Hinterbau diese Kurbel verbaut und so auf einen Q-Factor von 205.
Da die Welle einen 24er Durchmesser hat, kann man auch auf (bewährte) Shimano BB-MT800 Lager zurückgreifen; lediglich die Hülse zwischen den Lagerschalen ist dann zu kurz und kann nicht verbaut werden.
Gruß
Alex
Servus,
Seht ihr eine Chance, dass im Mondraker der Snowshoe 2xl passt?
Danke Alex
Hi Alex,
leider nein, ist unmöglich. Zufällig haben wir selbst gerade einen Panzer RR in unsere Testflotte aufgenommen (siehe Artikel) und haben es sofort probiert. Der 2XL passt unter keinen Umständen. Finden wir genauso traurig…
FATte Grüße
Matt
Hi,
habt Ihr einen Tip was man gegen die zu lange Tretlagerachse machen kann?
Passt eine kürzere?
Wenn ja, welche wäre das?
Hallo Hans,
danke für Deinen Kommentar. Beim Panzer hilft nur, die Kurbel komplett zu tauschen, da die verbaute AEffect Kurbel eine fest eingepresste Achse hat. Die einfachste Möglichkeit ist eine Race Face Turbine oder Next SL Kurbel samt 170mm Achse zu verbauen. Falls Du vorn 2 Kettenblätter behalten möchtest, brauchst Du allerdings einen Boost Spider. Ich kann Dir dazu auch unseren Artikel empfehlen: https://www.fat-bike.de/fatbike-kurbeln-teil-1/
Falls Du vorn einfach fahren willst, kommen auch noch ein paar andere Kurbeln in Frage, z.B. Hope oder E13. Da musst Du zwar ggf. das Innenlager gleich mit tauschen, unserer Erfahrung nach wirst Du das bei Race Face früher oder später sowieso machen müssen.
FATte Grüße
Matt
bei der Race Face Turbine, kaufe ich dann eine Achse non 83mm ?
Ich hatte vor einem Jahr auf die Race Face Turbine mit 100 mm gewechselt und es stört mich doch extrem, der Unterschied ist spürbar da ich oft zwischen Zwei Bike´s wechsel und das andere eine 170er Breite hat.
Hallo
Joooo, sieht super aus!
Am Besten wäre wohl wenn es das Limettengrüne Teil als Rahmenset gäbe…
Denn scheinbar bleibt ja ausser dem Antrieb kaum mehr was wesentliches über wenn man Reifen, Laufräder, Vorbau, Bremsen….austauscht.