Bikes mit einem Gewicht jenseits der 20kg liegen voll im Trend, klar, Akku und Elektromotor schlagen eben kräftig zu auf der Waage. Also haben wir gedacht, specken wir das Silverback Scoop SX mit seinen gut 15kg nicht ab, sondern auf. Wir haben das Scoop SX mit den Bikepacking Trailtaschen von VAUDE gefüttert und diese mit Zelt, Schlafsack und Isomatte vollgestopft. Und siehe da, moderne 22,2kg, wunderbar. 😉
Hilfe, was mache ich jetzt mit dem Bock?
Da das ganze Camping-Geraffel nun einmal am FATBike angebracht war, nutzen wir die Gelegenheit direkt für einen waschechten Overnighter im urigen Bikepacking-Stil. Also Rucksack packen, inkl. Wasservorrat, Abendessen und Frühstück sowie der ganzen Cam-Technik, und auf den Rücken geschwungen das 13kg schwere Ding. Ab dafür! Am späten Freitag Nachmittag ging's los. Auch gleichzeitig mein erstes Mal auf dem nagelneuen Silverback Scoop SX.
Das Einrollen zum Overnighter fiel diesmal etwas schwerer, im wahrsten Sinne des Wortes, aber einmal in Schwung gebracht, rollt der Bolide samt Gepäck unbeirrt die ersten Feldwege entlang. Bergauf zieht das Gewicht, bergab drückt's. Geschmeidige BunnyHops über querliegende Baumstämme sind kaum noch zu realisieren.
Zur genauen Route hatte ich ein paar schicke Anlaufpunkte auf der Karte anvisiert, alles andere war spontan. Mit sämtlichen Übernachtungsutensilien im Gepäck war ich ja autark, und flexibel.
Trotz Gepäck bekam das Silverback Scoop SX aber immer wieder die Sporen zu spüren, denn kein Trail durfte ausgelassen werden. Keine gute Entscheidung, wie sich später noch herausstellt.
Durch das ständige Geholper lockern sich nach und nach die Riemen der VAUDE Taschen, mit 2-3 mal Nachziehen auf der gesamten Tour war das aber kein Problem. Das Zelt samt zusätzlicher Bodenmatte in der VAUDE Trailfront Tasche zieht natürlich auch ganz ordentlich. Der Schlafsack in der Trailsaddle sitzt fest, die VAUDE Trailframe mit Isomatte und Kopfkissen im Rahmendreieck bewegt sich keinen Millimeter. Richtig gelesen, Kopfkissen war auch dabei. Den Luxus gönne ich mir.
Und noch eine Feststellung, die man wissen sollte, bevor es in einen steilen Trail abgeht… Der Arsch passt nicht hinter den Sattel, denn da ist ja schon die Bikepacking-Tasche. So ließen sich extreme Absätze oder rutschig-steile Stücke leider nur schiebend überwinden, zumindest bergab.
Nach zahlreichen Trailkilometern erheben sich die ersten Zweifel, ob das Ziel des Overnighter noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen ist. Aber gut, Lichtsystem war zur Not ja auch dabei. Bei einigen der nächsten Anstiege musste dann des öfteren das 50-Zähne große Ritzel als Rettungsanker herhalten.
Mit dem ganzen Gepäck kann jeder gefahrene Kilometer getrost mit 1,5 multipliziert werden im Vergleich zu normalem Tour-Setup. Dafür ist der Radius durch die eingeschobene Übernachtung aber natürlich trotzdem um einiges größer, und der Abenteuer-Effekt natürlich auch.
Der letzte Ort mit Tankstelle, da muss nochmal Energie und Wasser aufgetankt werden! RedBull Cola wird sicher tragen über die letzte paar Kilometer. Und kurz vor Ziel nun doch noch eine handvoll Straßenkilometer, ich war am Ende.
Unser Video zum Bikepacking Overnighter ist aufgenommen mit der GoPro Hero 8 Black Actionkamera.
Overnighter-Ziel erreicht, und dann wirkte die Cola, sodass ich fast noch hätte weiterfahren können. Kurz vor 21 Uhr saß ich dann endlich auf einer Bank am See, und fragte mich, was ich hier eigentlich mache… Ach ja, Overnighter. Knapp 65km mit über 1.000 Hm standen am Ende auf der Uhr. Klingt eigentlich überschaubar, fühlte sich aber ganz anders an!
Nach einem Abschlussbier musste das Nachtlager für den Overnighter hergerichtet werden. Ich hatte das leichte VAUDE Seamless Space Zelt dabei, das schnell und unkompliziert aufgebaut war und Platz für bis zu drei Bikern bietet. Isomatte aufblasen und Schlafsack ausrollen, fertig war das 4-Sterne Naturhotelzimmer, dass ich für mich ganz allein hatte. Nach ein paar Metern Nacht-, nicht Nacktschwimmen, ging's ab ins Nest. Die Grillen zirbten mich beruhigend in den Schlaf.
Das Ende des ersten Tages ist der Anfang des Zweiten!
Am nächsten Morgen des Overnighter war es überraschend frisch, und so konnte ich mein Frühstück im Schlafsack im Zelt genießen. Ganz nebenbei kam auch die Sonne langsam raus. Jetzt noch fix Zähneputzen und Zusammenpacken, dann endlich wieder auf's Bike.
Der Schreck über die Anstrengung der gestrigen Trailkilometer mit sattem Übergewicht verleitet mich für den Rückweg vielleicht doch mal dazu den einen oder anderen Trail auszulassen und lieber einen geschotterten Radweg am Fluß entlang zu nehmen. Kluge Entscheidung!
Dennoch musste am zweiten Tag des Overnighter mindestens ein Highlight mit sinnlosem Umweg zu ein paar Trails doch noch sein, traumhafte Felsformationen mit tiefen Abgründen nämlich.
Dann aber weiter am Fluss, und doch nochmal ein weitere Ausflug auf benachbarte Trails bis nach Hause.
An diesem Tag sind nur 50km zusammengekommen, hat aber gereicht bei Temperaturen jenseits der 30° bei Ankunft gegen Mittag.
Was bleibt?!
Overnighter erfolgreich absolviert. Eine tolle Erfahrung mit Lust auf mehr. Aber nicht noch mehr Gepäck, sondern eher mehr Nächte. Im Grunde muss bei drei Nächten nicht mehr Gepäck mit als für eine Nacht. Das Zelt stand also nicht zum letzten Mal! Steile Trailauf- oder abfahrten sollten beim nächsten Mal gemieden werden, eventuell. Ansonsten gern genauso wieder!
Hi, sowas würde ich auch gerne machen. Aber leider ist wild campen in Deutschland nicht erlaubt. Wie geht Ihr damit um?
Gruß,
Markus
Hi Markus, das stimmt, das ist wirklich ein „Problem“. Im Grunde kannst du nur mit Genehmigung auf Privatgrundstücken campen. Allerdings hat da jedes Bundesland auch etwas andere Regelungen. Teilweise ist es gänzlich verboten, teilweise lokal explizit. Am besten geht sowas natürlich in Schweden oder Kanada. FATte Grüße, Dan
Schöner Bericht!
Komme gerade von einer 4-Tagestour mit Biwakausrüstung aus der Ecke CH / IT / AT zurück. Meine Erfahrung: Lenkertasche macht sich fast nicht bemerkbar, sondern stabilisiert bei schnelleren Schotterabfahrten sogar ganz gut. Schwere Dinge in die Rahmentasche und noch einen Minirucksack haben gereicht (insg. ca. 7 kg Gepäck – ohne Zelt, aber dafür mit Kocher).
Bergauf war mit dem Farley 5 alles easy, in den ruppigen S2-Trails haben die Handgelenke dank Starrgabel ganz schön gelitten…
wow, tolle Geschichte!
Ja, das mit den lockern der Verschlüsse hatte ich bei der Trailsaddle auch, dewegen musste ich auf der Trans Germany auf eine andere Heckbombe ausweichen;-)
….ich sag nur : Monoporter …. 😉
Hey Dan, sehr schönes Abenteuer und wunderbar geschrieben. Ich mach das auch ab und zu und bin jedes Mal begeistert. Allerdings hatte ich bis vor kurzem noch alles komplett am Buckel (Rücken – 10 kg), aber mir hierfür nun von Topeak den Backloader, Midloader und Toploader gegönnt für mein Cannondale Fat Caad 2. Freu mich schon. Falls ich das noch schreiben darf: Mein Equipment – je nach Laune – sind die Lawson Blue Ridge-Hängematte bzw ein Tentsile Una Baumzelt bzw ein normales 1-Mann-Zelt. Alles eine Empfehlung wert. Ich hänge lieber zwischen Bäumen als liegend am Boden.
Schreib doch mal wieder über so ein Abenteuer. Bis dahin alles Gute…
LG Jörg