FATBike Reifen müssen einen fast unglaublichen Spagat hinbekommen: als Großmeister von Traktion, Float und Dämpfung sollen sie dennoch leicht laufen, wenig wiegen und sauber lenken. Eigentlich ein nicht lösbares Problem, weshalb viele Reifen sich konsequent auf eben Traktion, Float und Dämpfung konzentrieren. Aber mancher FATBiker möchte sein Bike schnell, aggressiv und handlich. Womit wir beim Panaracer Fat B Nimble wären. Seinen Namen kann man übersetzen mit „Fett sei flink“ – und selten hat ein Reifen einen so treffenden Namen gehabt. Außer vielleicht der Snow Shoe 2XL.
Panaracer – ein Klassiker!
Auch wenn es bei „Panaracer“ bei vielen vermutlich garnicht klingelt – die Marke ist einer DER Klassiker im MTB Bereich. Wenn du in den frühen 90er Jahren mit deinem Bike ernst genommen werden wolltest, musste da ein „Smoke“ drauf. Dieser Reifen war der harte Hund unter den Mountainbike Reifen und hat Panaracer einen Platz in der Hall of Fame gesichert. Warum es überhaupt so lange gedauert, bis wir den Fat B Nimble dann endlich auch mal getestet haben können wir uns selbst nicht beantworten. War wohl ein – sehr lange anhaltendes – Augenblicksversagen. Denn als Mountainbiker der ersten Stunden hat Panaracer bei uns definitiv einen Nostalgie-Bonus. Aber: kann der Fat B Nimble an den alten Glanz anknüpfen?
Der Panaracer Fat B Nimble im Detail
Der Panaracer Fat B Nimble* kommt in 4.0 Zoll Breite daher und bringt auf dem Papier alle Eigenschaften eines Top Reifens mit. Vom Gewicht her liegt er mit 1.150 bis 1.180 Gramm im unteren (also aus Gewichts-Sicht) Mittelfeld der vier/nuller und ca. 50 bis 80 Gramm über dem Jumbo Jim Snake Skin im gleichen Format. Seine Karkasse fühlt sich weich und gleichmäßig an, was guten Komfort vermuten lässt. Alle weitere Daten haben wir wieder ein unserer „Tire-in-a-box“ zusammengefasst:
TIRE-IN-A-BOX (Drück mich!)
Werte auf einer 80mm Felge
Gewicht | ca. 1.170 Gramm |
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Umfang | 2.281mm |
Höhe (ab Felgenhorn) | 77mm |
Breite | 96mm |
Anzahl Stollen | 574 (41 Cluster á 14 Stollen) |
Höhe Mittelstollen | 4,0mm |
BB Höhe Schulterstollen | 4,0mm |
TPI / TLR | 120 / Ja |
Zum Test haben wir uns entschieden, ihn mit Revoloops in unserem Norco Ithaqua Race Fatty als Testplattform zu montieren. Zum Start sind wir mit 0.5 bar, unserem Standard-Druck für vier/nuller gestartet.
Wer geht wie sau? Der Panaracer Fat B Nimble!
Nun denn, raus aus der Bude und Gas geben. Testfahrten gingen selten mit so viel aaahhhhhh und oooohhhhhh los wie diese. Der rollt so leicht… Zwei, drei Antritte später bist du schnell. Und du bleibst es. Die ersten Kilometer zum Trail verlaufen bei uns immer auf Asphalt, auf dem der Nimble kurz gesagt voll überzeugt: der Rollwiderstand ist gering und das gefürchtete Autosteering in unserem Setup praktisch nicht vorhanden.
Dieser Eindruck zieht sich nahtlos auf den Single Trail durch. Der Fat B Nimble* ist handlich, flink wie ein Wiesel und präzise wie ein Skalpell. Wer sein Fatty gern etwas agiler hätte und aggressiv fährt kommt hier voll auf seine Kosten. Ein super Schlappen für Rennen, Marathons, etc.!
Weich wie ein Großer
Der Panaracer Fat B Nimble beherrscht aber auch den Komfort, sicher ein Verdienst der weichen Karkasse. Dabei ist sein „Sweet Spot“, also der Bereich, in dem sich hoher Fahrkomfort und gutes Handling überschneiden, sehr breit: die Pelle ist bei 0.4 bar noch sauber steuerbar und bei 0.6 bar noch komfortabel. So kann man in einem sehr breiten Druckbereich mit seinen Fahreigenschaften spielen, ohne auf der anderen Seite nennenswerte Verluste hinnehmen zu müssen. Wir sind am Ende bei 0.6 bar gelandet, wo der Reifen trotz sehr guten Abrolleigenschaften knackscharf einlenkt und das extrem steife Norco wie auf Schienen durch die Welt führt.
Der Komfort zeigt auch bei der Traktion Wirkung: der B Nimble ist komfortabel, weil er sich schnell und ohne großen Widerstand auf den Untergrund anpassen kann. Das hält aber auch die Auflagefläche maximal groß und sorgt so für den typischen „FATBike-Grip“ auf (vor allem) nassen Wurzeln und Geröll. In Sachen Grip setzt sich der Fat B Nimble am Ende deutlich von den meisten anderen vier/nuller Performance Reifen ab.
Gibt's auch Kritik?
Hm, schwierig diesmal… Der Fat B Nimble ist wirklich rundum gelungen. Lediglich die Montage war bei einem der Reifen zäh, er ließ sich nur widerwillig gerade montieren und hat bis heute einen leichten Seitenschlag. Das ist bei FATBike Reifen jetzt aber auch wieder garnicht so selten. Die Optik beim Fahren ist auch gewöhnungsbedürftig weil die Schulterstollen nach innen eingerückt sind, was dem Reifen eine Art „Irokesenschnitt“ verpasst. Aber den hatte Mr. T auch, und der war cool. Zur Pannensicherheit können wir aktuell nichts sagen, nicht im Guten und auch nicht im Schlechten. Das muss die Zeit zeigen. Nein, so richtig was zu meckern gibt's diesmal nicht.
Was bleibt?
Der Panaracer Fat B Nimble ist ein Spezialist für harte Untergründe und leichtes Gelände, schnell, aggressiv und wendig. Trotzdem ist er komfortabel zu fahren, ist bissig und findet sich in Schlamm und auf nassen Wurzeln gut zurecht. Also: knüpft Panaracer mit dem Fat B Nimble an sein legendäres Erbe an? Definitiv! Eine gute Nachricht, Freunde!
Eine weitere gute Nachricht ist der Preis, denn während andere FATBike Reifen schnell Preise eines 20 Zoll Breitreifens für Sportwagen erreichen, ruft Panaracer gerade mal 65,- Euro für den Fat B Nimble auf, was als ausgesprochen faires Angebot gelten darf. Bei Interesse ist er derzeit sogar zum Schnäppchenpreis* zu haben.
Insgesamt ist der Panaracer Fat B Nimble damit ein schwer zu schlagendes Gesamtpaket und reiht sich souverän in die top Reifen des vier/nuller Segments ein.
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Bei „bicyclerollingresistance.com/fat-bike-reviews“ gibt es echte Messwerte die dem Nimble 26 x 4.00 120 TPI im Vergleich zum JJ +16W@0.6bar „Mehrverbrauch“ attestiert im selben Testsetup. Belastet wird mit 29kg.
Das bestätigt die subjektive „Messung“ Eurer Beine.
Gruß, Erik
Nachtrag zu meinem ersten Kommentar. Nachdem ich mit dem Reifen mit Schlauch für einige Kilometer gefahren bin, habe ich es nochmal versucht, das Ganze schlauchlos zu bekommen. Und siehe da! Mit Fluchen und Schreien hat er sich dann endlich bequemt, ins Felgenhorn zu springen. Seitdem ist er dicht. Mal sehen, ob er demnächst die Trans Bayerwald durchhält.
Hallo zusammen,
der Test und die Kommentare darunter sind für mich eine Wohltat!
Bestätigt es doch meine eigenen Erfahrungen und lässt mich nicht länger an meinen Montagekünsten zweifeln….
Aufgrund eines früheren Tetsberichtes habe ich sie mir auch bei Alex bestellt – nicht zuletzt aufgrund des super Preises!
Und die JJ…. Himmel, die haben einfach kaum Grip… sinnloss im Einsatz irgendwie….
Felge: Sun Ringle Mulefut 80 SL
120 TPI
4.0
Montage mit Topeak Booster und div. kompressoren,,,
Montagefluid, Seifenwasser….
Der erste Reifen ploppte hervorragend und sofort mit Topeaks Booster!
Der zweite hinten …. ein unglaublicher Kampf gegen die Elemente,
Nach Stunden voller Wuchterei klappte es schliesslich mit dem Zweiten Grosskompressor und selbstgebastelten Gummi-Verjüngungsstücken auf dem Ventil …
Aber es hält nicht!
Der Reifen eiert auf der Felge und auf rund 20-30cm sabbert Milch raus! Er geht einfach nicht in die Felge.
Fazit: 1. Easy, 2. Desaster
Es scheint als hätte Panaracer ein Problem mit der Fertigungsqualität bzw. Kontrolle.
Das ist sehr schade und echt ärgerlich!
Vielleicht wäre dochnein höherer Preis mit verlässlicher Qualität die bessere Lösung??
VG
Michael
Hi Michael,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Das ist natürlich unschön. Ich würde das Ding beim Händler reklamieren und mir Ersatz schicken lassen. Das Problem bei so dünnen Reifen ist, dass sie sich schneller verziehen bzw. sehr anfällig für Fertigungsfehler sind.
Hast Du mal versucht, den Reifen mit einem Schlauch in Form zu bringen? Kannst ja in der Regel bis 1.5bar gehen, dann sollte auch das widerspenstigste Biest in’s Felgenbett rutschen. Wir haben schon bis 2 bar gekämpft, was aber riskant für Reifen und Felge ist.
Aber wie gesagt, kann schon sein, dass der Reifen einfach nicht sauber gefertigt ist. Lässt sich sicher umtauschen.
Teurere Reifen mit (vielleicht) besserer Qualitätskontrolle gibt’s ja genug 😉
FATte Grüße
Matt
Hi Matt,
jup, ich hatte den Reifen paar Wochen lang mit Schlauch montiert. Das bewährt sich grundsätzlich nach meiner Erfahrung.
Ich bin bereits auf 2 Bar hoch und warte aktuell ab ob es sich setzt.
Der Reifen ist super für meine Zwecke, da möchte ich gar keinen anderen.
Lediglich eine zuverlässige Qualität wäre wünschenswert. Dann gerne auch für einen Mehrpreis.
vg
michael
Hallo,
von den beiden Reifen hat sich einer problemlos schlauchlos montieren lassen, der andere will ums Verrecken nicht ins Felgenhorn springen. Also fahre ich den mit Revoloop Schlauch der 1. Gen. Die Felgen sind die Mulefüt von Sunringle, zum Einsatz kommt die Airshot und die Milch von Stan’s.
Ich fahre alle meine Räder schlauchlos und habe seit 10 Jahren noch nie Probleme damit gehabt. Weder bei der Montage, noch im Fahrbetrieb.
Aber der eine Reifen bringt mich zur Verzweiflung.
Gegenüber dem JJ 4,0 rollt er etwas zäher auf normalem Schotter, auf Asphalt schmatzt er ziemlich laut, aber insgesamt bin ich sehr zufrieden. Bei DEM Preis!
Grüße, und bleibt weiter gesund!
Klaus
Also der Panaracer Fat B Nimble ist Klasse hab ihn bei meinem Specialized Fatboy montiert bin voll Zufrieden und der preis ist Genial 25€ für die Faltversion
Servus Jochen,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Es freut uns, wenn der Reifen auch auf Euren Bikes gut ankommt – danke für das Feedback 🙂
FATte Grüße
Matt
Hallo Fatbike-Gemeinde,
ich habe den FBN am Wochenende auf verschiedensten Untergründen ausgiebig getestet und kann mich eurem Urteil in fast allen Punkten anschliessen. Er rollt leicht und für einen Fatbikereifen erstaunlich leise, bietet zudem deutlich mehr Gripp als der JJ. Allerdings ist der Rollwiederstand gefühlt etwas höher, was man ihm aber gerne verzeit. Mein Fazit: Sieht ziemlich eckig aus, ist aber rundum gelungen.
Fatte Grüße, Karsten
Servus Karsten,
Vielen Dank für Deinen Kommentar und den Erfahrungsbericht! Ist für uns auch immer sehr wertvoll, wenn wir Rückmeldungen wie Deine bekommen! Bzgl Rollwiderstand hast Du definitiv Recht – so richtig kann dem JJ einfach keiner das Wasser reichen wenn es um leichtes Rollen geht. Das hat Schwalbe echt drauf!
Viel Spaß noch mit dem Nimble, schön, wenn unser Artikel hilfreich war 🙂
FATte Grüße
Matt
Hi Matt,
super und danke, der Test kam exakt zur rechten Zeit. Ich war auf der Suche nach einer Alternative zum JJ, da ich mit dieser Pelle nie so richtig warm geworden bin. Also gleich mal 2 Stück mit 120 TPI bestellt (der Preis bei Alex ist der Hammer!!!), die Snow Avalanches in den Frühlingsschlaf (der wird ja wohl irgendwann mal kommen, der Frühling …) verabschiedet und ran an’s Werk. Die Tubeless-Montage war überraschend einfach und ist gleich beim ersten Versuch ohne Druckverlusste gelungen. Optisch gewöhnungsbedürftig ist, das die breiteste Stelle tatsächlich die Reifenflanken sind und nicht die Schulterstollen. Damit wirkt die Flanke irgendwie ungeschützt und „verletzbar“, was sich hoffentlich nicht negativ auf die Pannensicherheit auswirkt. Auf jeden Fall bin ich gespannt wie ein Flitzebogen auf die erste Testfahrt kommendes Wochenende, ich werde zeitnah berichten.
Gruß aus der Rhön, Karsten
Wie ist der Reifen denn im direkten Vergleich mit dem Jumbo Jim?
Hi Christoph,
danke für Deinen Kommentar. Wie schon auf Facebook geschrieben, sind die sind etwa auf Augenhöhe. Der Nimble hat mehr Traktion, noch weniger Self Steering und ist einen Tick komfortabler, der JJ 4.0 ist dafür leichter. Außerdem ist der Nimble weniger anfällig für Self Steering bei wenig Druck.
FATte Grüße
Matt
Hallo ,
danke für euren Test . Ich habe mir gleich 2 Stück zum testen bestellt !
Und da für nur 14,99€ pro Stück . Das heißt ca. 77% Nachlass heute am 23.02.2020 .
Ich freue mich schon auf die Lieferung .
Was bleibt ? Mehr Spaß !
Fatte Grüße
Alfred