Dan hat es in seinem letzten Beitrag ja schon erwähnt – ein großer Teil unserer Arbeit für FAT-Bike.de ist es, Bikes zu montieren oder wenigstens alle Nase dran rumzubasteln. Traumjob? Logo!
Also haben wir uns gedacht „Wäre doch mal Zeit, das im Detail zu dokumentieren und eine FATBike Aufbaustory draus zu machen!“. Gesagt, getan! Die Steilvorlage kam mit unserem aktuellen Testfully: dieses lag wirklich komplett in Einzelteilen im Karton. Diese Gelegenheit packen wir uns und zeigen Euch in den nächsten Wochen, wie man aus Einzelteilen ein Bike baut. Und weil wir es in die Rubrik „Tech Talk“ packen, gehts diesmal so richtig ins Detail! Nachmachen dringend empfohlen!
Und das Beste: wir fangen direkt heute damit an!
Rolling Chassis. Aus 11 mach eins!
Bevor wir uns im nächsten Artikel Schaltung und Antrieb widmen, machen wir erstmal einen soft Start für unsere FATBike Aufbaustory und bauen aus Rahmen, Gabel, Laufrädern, Reifen, Bremsscheiben, Kassette, Steuersatz und Vorbau ein „Rolling Chassis“. Die Montage der Reifen haben wir bereits in unserem Tubeless Umbaubericht erwähnt, daher lassen wir das hier weg und haben damit schonmal vier unserer elf heutigen Teile abgehakt.
Abschneiden und rein damit!
Ein kritischer Punkt ist die Gabel: abgeschnitten ist abgeschnitten. Wer erst hinterher merkt, dass das Schaftrohr zu kurz abgeschnitten wurde, hat verloren. Also, Schritt für Schritt! Zuerst mal muss der Gabelkonus drauf:
Zur Montage des Konus kommt ein spezielles Aufschlagwerkzeug zum Einsatz. Man kann sich auch mit einem Stück Hartholz behelfen, mit dem man den Konus nach und nach rundrum Stück für Stück nach unten treibt. Fett ist hier zur Montage nicht nötig. Wer weder Werkzeug noch Hartholz – oder auch einfach keinen Bock – hat, kann auf einen geschlitzten Konus zurückgreifen, wie er z.B. bei Steuersätzen von FSA zum Einsatz kommt.
Mit etwas sanfter Gewalt wird der Konus nach und nach bis zum Anschlag auf die Gabel getrieben. Falls am Konus eine Dichtlippe angebracht ist darf diese nicht beschädigt werden.
Jetzt noch die untere Lagerschale auflegen…
…die Gabel in dem Rahmen stecken und das obere Lager samt restlicher Teile des Steuersatzes aufschieben. Wichtig: Spacer unter dem Vorbau nicht vergessen! Da bei uns der Steuersatz als eines der wenigen Teile bereits montiert war, können wir hier das Einpressen leider nicht zeigen. Hatten wir aber schon in der Story über unser Nicolai Argon FAT beleuchtet.
Um die richtige Länge des Schaftrohres zu bestimmen reißen wir den Gabelschaft mit einem Cutter an, dabei wird die Gabel langsam gedreht. Wichtig ist, dass jetzt wirklich alle Teile, die später verbaut sein müssen – Spacer, Lager, Schalen, der endgültigen Vorbau, etc. – auch an der Gabel sind!
Beim Abschneiden kürzen wir die Gabel ca. 4-5mm unter der Markierung, um den nötigen Platz zu schaffen wenn sich der Steuersatz noch ein wenig setzt. Auch die Aheadkappe braucht ca. 1-2mm.
Damit der Schnitt gerade wird, verwenden wir eine spezielle Schneidlehre – alternativ kann man auch zu einer Kappsäge oder Gehrungslehre greifen. Oder man schneidet frei Hand entlang der Risslinie… Hauptsache, der Schnitt wird gerade und hat 90° zum Gabelschaft.
Anschließend wird die Schnittkante mit einer Feile geglättet…
…und die Kanten werden mit Schmirgelleinen gebrochen. Denn: Ordnung muss sein!
Weil ein Ahead-Steuersatz ohne Aheadkralle einfach keinen Spaß macht, pressen wir das Ding jetzt mal rein. Dazu kommt ebenfalls ein spezielles Einschlagwerkzeug zum Einsatz, welches wir dringend empfehlen. Denn: es ist wichtig, dass die Kralle absolut gerade im Schaftrohr sitzt.
Bei unserem Werkzeug wird die Kralle eingeschraubt:
Dann wird das Werkzeug samt Aheadkralle auf das Schaftrohr gesetzt:
Und die Kralle dann mittel Gummihammer eingeschlagen.
Werkzeug abschrauben, und voilà:
Jetzt ist die Gabel fertig zum Einbau und hat, wenn alles mit rechten Dingen zugeht, auch die optimale Länge. Zum Einbau wird das untere Lager des Steuersatzes leicht eingefettet. Das beugt später Knackgeräuschen vor und bietet zusätzlich Schutz vor Rost.
Das gefettete Lager wird von unten in die Lagerschale eingesetzt…
…und anschließend wird die Gabel durchs Steuerrohr geschoben. Oben kommen Spacer und Steuersatz drauf…
…und die Aheadkappe, welche leicht festgezogen wird und die Konstruktion erstmal festhält.
Nur noch ein paar Handgriffe…
…und wir sind für heute fertig. Die Laufräder haben wir aus lauter Bequemlichkeit jetzt schonmal mit Bremsscheiben und Kassette bestückt, darauf gehen wir dann in den entsprechenden Artikel ein. Nun müssen wir nur noch die Laufräder in den Rahmen stecken und anziehen. Wie das geht, wisst ihr vermutlich selbst gut genug!
Die Montage des Dämpfers konnten wir uns sparen, der war bereits im Rahmen montiert. Als letzten Arbeitsschritt für heute hauchen wir der Federgabel noch Leben ein: mittels Dämpferpumpe pressen wir 90PSI in die Luftkammer.
Und fertig!
Was bleibt?
Unser FATBike nimmt Form an! Rumrollen kann man damit jetzt – sehr theoretisch – schon. Im nächsten Teil unserer FATBike Aufbaustory gehen wir auf Antrieb und Schaltung ein und zeigen Euch, wie man alles montiert und einstellt. Leider deckt unser Aufbau aber natürlich nicht alle denkbaren Konzepte ab – auf Dropper Post, 2×10, Press Fit Innenlager & Co.können wir in dieser Reihe leider nicht eingehen.
Wir hoffen aber, dass wir ein paar wertvolle Tipps dabei haben und den einen oder anderen bei seinem eigenen Projekt helfen können. Und vielleicht trauen sich ja sogar ein paar (noch) Nicht-Schrauber auch mal an ein Eigenbauprojekt heran. Falls wir einen wichtigen Schritt oder Kniff vergessen haben dann schreibt uns: Mail@FAT-Bike.de!
Moin,
super Idee, mal so ein kleines Schrauber 1×1.
Könnte ich vielleicht mal gut gebrauchen, um meinem Junior ein Kinder FATy aufzubauen 🙂
Macht weiter so!
Gruß
Frank