Ein Upgrade von 2-fach Schaltsystemen auf 1×12 ist das eine. Der Umbau auf die Kindernay Nabenschaltung nochml was anderes, es ändert sich nicht nur die Anzahl der Gänge, sondern auch der komplette Ansatz, und bringt ganz nebenbei sogar noch eine breitere Spreizung mit. Wie der Umbau easy von der Hand geht und wie sich die ersten Meter mit der Kindernay Nabenschaltung anfühlen, haben wir herausgefunden.
Vorbereitung zum Kindernay Umbau
Step 1 zur FATBike-Version der Kindernay Nabe ist natürlich mal klar Schiff zu machen am FATBike, also den ganzen alten 1×12-Krempel abgeschraubt. Schalthebel und Schaltwerk samt Bowdenzug werden nicht mehr benötigt. Kette kann dank des SRAM-Kettenschloss auch schnell abgenommen werden. Das alte Laufrad mit der 12-fach-Kassette findet vorerst auch keine Verwendung mehr. Bremssattel und dazugehöriger Adapter fliegen ebenfalls erstmal runter. Alles nochmal hübsch säubern, dann geht's ans Eingemachte.
Die etwas eigenwillige aber innovative Konstruktion des Nabenkörpers respektive des Cage der Kindernay werden im großen Step 2 verheiratet. Bevor das passiert bekommt die Nabenschaltung aber noch eine Ladung Getriebeöl verpasst, dass mitgeliefert vor der ersten Nutzung der Kindernay über die Ölschraube eingefüllt wird. Dieses Öl dient initial dazu die Nabe einzulaufen, sie an ihre Belastungen zu gewöhnen. Nach den ersten 1.000km erfolgt der erste Ölwechsel. Jeder weitere Self-Service beziehungsweise Ölwechsel ist dann nur noch alle 5.000km notwendig.
Soweit so gut, nun folgt die angekündigte Hochzeit des eingespeichten Cage mit dem eigentlichen Nabenkörper. Dazu wird der Nabenkörper in den Cage gesteckt, die Kindernay Bremsscheibe aufgesetzt und alles zusammen mit genau 7 Schrauben befestigt. That's it. Nun ist das Laufrad vollständig.
Bevor das Rad ins Bike kommt, werden in Step 3 noch ein paar Kleinigkeiten vorbereitet. Kindernay liefert zur Nabe einen speziellen Bremsadapter mit, der zwischen Bremssattel und Rahmen geschraubt wird. Warum, erfahrt ihr noch.
Jetzt sollte schonmal die Verlegung für die hydraulischen Schaltleitungen geplant werden. In unserem Fall ziehen werden wir die Leitungen unter dem Unterrohr entlang führen, die entsprechenden Ösen sind dort vorhanden. Auch die hydraulischen Schalthebel können montiert werden, einer links, zum Schalten in einen längeren, einer rechts, zum Schalten in einen kürzeren Gang. Die Ansteuerung der Nabe bammelt nun hinten am Ausfallende herum und wartet darauf in die Nabe gesteckt zu werden.
Jetzt mal Einhängen das Hinterrad mit Nabenschaltung
Im Step 4 freut sich vor allem das FATBike, denn das kriegt jetzt ein neues Hinterrad verpasst. Achtung, das ist die Phase in der besondere Aufmerksamkeit gefordert ist. Es muss nämlich nicht nur die Achse ins Ausfallende passen, sondern parallel auch die externe Schaltbox von der Seite in die Kindernay Nabe gesteckt, die Drehmomentstütze in die am Bremssatteladapter vorgesehene Aussparung gefädelt und die Bremsscheibe zwischen die Bremsbeläge des Bremssattels gefummelt werden.
Jetzt schnell die Steckachse durchschieben, bevor alles wieder auseinander fällt. Während dessen bitte aufpassen, dass die Schaltbox parallel zur Kettenstrebe nach vorn zeigt und sich dort verkeilen kann. Jetzt kann die Kette wieder dran. Bei Bikes mit verstellbarem Ausfallende wird kein Kettenspanner benötigt, n unserem Fall kamen wir leider nicht ohne hin. Kindernay bietet übrigens auch eigene Kettenspanner für Standard-Ausfallenden an. Zum Schluss am besten am Montageständer, oder durch Anheben des Hinterrades mal alle Gänge durchschalten, während die Kurbel rotiert wird. Super, funktioniert.
Eigentlich war's das schon. Jetzt sind wir aber gespannt auf die erste Runde mit der Kindernay Nabenschaltung, ihr auch? Also los, mal vorsichtig anrollen.
Auf die Rassel, fertig, los.
Schon beim Leerdrehen am Montageständer fiel uns das Rasseln und Klickern auf, welches nicht nur im Freilauf sondern auch beim Treten unüberhörbar präsent ist. Nach erneuter Prüfung, ob alles korrekt montiert ist, stellen wir fest: muss wohl so sein. Laut Hersteller nimmt die Geräuschentwicklung wohl während des Einfahrens auf den ersten 1.000km ab. Wir hoffen sehr, dass Kindernay recht behält, denn die Abrollgeräusche der FATBike-Reifen, die sonst eigentlich mühelos alles andere übertönen, klingen fast schon dezent gegenüber dem ständigen Rasseln der Nabe.
Zu nimmt dagegen die mögliche Kraftaufnahme beim Schaltvorgang, sprich das Schalten unter Last verbessert sich laut Kindernay während der ersten 1.000km. Mit der nagelneuen Nabe lassen sich unter Last momentan nur längere Gänge schalten, in Kürzere lässt sich noch nichts machen unter Last.
Kindernay Nabe vollgestopft mit Innovationen
Das Schalten an sich geht sehr geschmeidig und direkt, nicht zu letzt durch die hydraulische Anbindung, die den klassischen Bowdenzug an der Kindernay überflüssig macht. Die Optik der Schalthebel ist etwas martialisch industriell, unterstreicht aber die Ausrichtung des Systems: haltbar, wartungsfrei, besonders. Bei der Ergonomie sind die großflächigen Hebel aber mit dem Daumen gut erreichbar und schalten so bis zu drei Gänge auf einmal, rauf und runter. Das ist super praktisch bei schnellen und steilen Wechseln zwischen Up- und Downhill. Typisch für Nabenschaltungen kann auch die Kindernay Schaltvorgänge im Stand verarbeiten, was mega ist für das erneute Anfahren am Berg, weil wieder irgend einer im Weg stand.
Sehr positiv fällt schon beim Einrollen die Bandbreite der Übersetzung auf. Die 14 Gänge der Kindernay liefern unglaubliche 543% Spreizung. Das lässt selbst den Alpencross wie eine gemütliche Fahrt zum Eiscafé erscheinen, wenn nach dem Kauf einer Kindernay Nabe noch etwas Kleingeld für eine Kugel Eis über sein sollte.
Was bleibt?!
Gegenüber der vorher montierten SRAM GX Eagle fällt die Kindernay Nabenschaltung etwas mehr ins Gewicht, trotz am hinteren Laufrad verbauter Carbon-Felge. Dafür vergrößert sich die Bandbreite der Übersetzung nicht unerheblich von 500 auf üppige 543%! Das ist praktisch konkurrenzlos und damit nicht nur für Individualisten geeignet. Wenn sich jetzt beim Einfahren noch das Rasseln verringert und das Schalten unter Last verbessert, dann ist die Kindernay Nabenschaltung eine wirklich innovative und praktische Alternative zur mittlerweile breit etablierten 1×12-fach Kettenschaltung.
Unser Langzeittest folgt, also stay tuned!
Kürzlich ist der neue Doppel-Schalthebel vorgestellt worden. Damit wird die Kindernay noch interessanter, finde ich:
https://kindernay.com/hyseq-onesie/
Sehr schön, echt gespannt auf weiteren Test….wie ist die Übersetzung für bergauf…vergleichbar mit welcher Ritzelkombi ? 24 Vo und 36 hinten ?
Cool, danke!
Ich bin gespannt auf eure weiteren Eindrücke.
Definitiv, auf den Bericht habe ich auch gewartet und bin gespannt auf eure Langzeiterfahrung/Meinung.