Der Vee Tire Rail Tracker ist der zweite neue Off Road Reifen im Line Up des Thailändischen Reifenspezialisten. Gleich vorweg: ihr müsst Euch noch einen Moment damit gedulden, derzeit ist er nicht in Deutschland erhältlich. Uns hält das nicht von einem Test ab – Vorfreude, schönste Freude!
Seinen stacheligen Bruder mit dem etwas unglücklich gewählten Namen, den Snow Avalanche, haben wir schon vor einiger Zeit getestet. Anders als die Beißzange Snow Avalanche ist der Vee Tire Rail Tracker als Touring Reifen konzipiert. Ob und wie gut er das beherrscht, haben wir uns genau angeschaut.
Der Vee Tire Rail Tracker im Detail
Unsere vier/nuller Testreifen werfen sympatische 1.350 bzw. 1.410 Gramm auf unsere Küchenwaage. Die Breite ist eine Punktlandung: auf exakt 4,0 Zoll, nämlich 100mm, breiten sich die Vee Tire Rail Tracker auf unseren DT Swiss BR2250 Laufrädern aus. Die Bauhöhe fällt mit 82mm klassenüblich aus. Die eher filigranen Mittelstollen bauen 4mm auf, den wuchtigen Backenzähnen hat Vee Tire einen Millimeter mehr spendiert.
Unsere Testreifen schmücken sich mit der edlen PSC Gummimischung, welche auf eine leichte und weiche 120 TPI Karkasse vulkanisiert wurde. Natürlich ist der Krempel Tubeless Ready.
Tough Cookie
Wir montieren unsere Reifen inzwischen ja nur noch ohne Schlauch, und sagen wir so: da gibt es durchaus Highlights. Und es gibt Reifen wie den Rail Tracker. Der ziert sich nämlich gewaltig. Aber man bekommt in den Griff, indem man eine Seite mit Schlauch vormontiert und die andere mittels Tubeless Pumpe in's Bett schießt. Alternativ hilft der „Schlauch-Trick„. Also nicht verzagen, datt läuft!!!!
Dafür schnappen die Reifenflanken mit Schmackes in's Felgenbett und dichten in unserem Fall bereits ohne Dichtmilch absolut perfekt ab. Das ist „Tubeless Ready“ wie es sein soll!
Wie auf Schienen
Aber Reifen sind nicht für Mechaniker gebaut, sondern für RIDER! Also raus in die Welt damit. Erster Eindruck auf dem Weg zum Trail: verdammt leise! Für einen Schlappen im Format vier/null zieht der Vee Tire Rail Tracker nahezu unhörbar seine Bahnen. Rennradler erschrecken trotzdem. Moment – Rennradler? Jepp, kann man machen, denn der Rail Tracker rollt wirklich unglaublich leicht.
Wir waren die meiste Zeit mit unserem Standarddruck für vier/nuller unterwegs: 0.5 bar. Und er rollt, und rollt, und rollt. Gerade auf Asphalt lassen sich verhältnismäßig hohe Geschwindigkeiten mühelos halten – ein für Fatties eher untypisches Verhalten.
Ach ja, und anders, als dem durchaus kritischen Vee Tire Fattyslick, ist dem Vee Tire Rail Tracker Autosteer praktisch völlig fremd. Sein Einlenkverhalten ist weich, rund und harmonisch wie – ach, denkt Euch selbst was aus 😉
Als Tourenreifen, und das oben Genannte kann man natürlich auch auf Wald- und Feldwege bzw. Forststraßen übertragen, ist der Vee Tire Rail Tracker 4.0 über jeden Zweifel erhaben.
Handzahm, nicht bissig
Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, den Vee Tire Rail Tracker 4.0 so richtig dreckig durch den Wald zu prügeln. Wir fahren ja gern schnell… Und da finden sich dann auch seine ernst zu nehmenden Gegner. Denn so brilliant er auf festen Untergründen läuft: wird es weich unter'm Gummi geht ihm bald die Puste aus. Insbesondere unsere bitterböse Magura MT Trail Carbon Bremse zwingt den Vee Tire Rail Tracker 4.0 mühelos in die Knie und die Traktion verpufft schneller als eine Kiste Bier auf einer Junggesellenparty.
Allerdings kann man es schon weit treiben und wenn der Vee Tire Rail Tracker 4.0 die Contenance zu verlieren droht, kündigt er das rechtzeitig an um dem Fahrer Zeit zum reagieren zu lassen. Gerade in schnellen Kurven bleibt ausreichend Zeit für Korrekturen.
Leidenschaftliche Trail Rider greifen dennoch besser zum Snow Avalanche („The Avalanche„). Aber hey, dafür ist der Vee Tire Rail Tracker 4.0 ja auch nicht gemacht. Und immerhin: auch auf anspruchsvollen Trails macht er seine Sache gut. Setzt man Lenk- und Bremsbefehle mit kundiger Hand ein, kann man es auch mit dem Vee Tire Rail Tracker 4.0 durchaus ordentlich fliegen lassen. Dafür bedarf es aber Nerven und eines äußerst zärtlichen Bremsfingers…
Was er ohne Zweifel gut kann: auch bei 0.5 bar ist er äußerst komfortabel zu fahren. Egal, ob Wurzeln oder Steine: der Vee Tire Rail Tracker 4.0 saugt es auf und teilt dem Fahrer nur am Rande mit, was los ist. Fein, fein!
Was bleibt?
Wie schon erwähnt: Vorfreude, schönste Freude. Wann ihr den Rail Tracker beim Händler Eures Vertrauens kaufen könnt, klären wir. Auch zum Preis können wir noch nichts sagen, auf seiner Homepage listet Vee Tire ihn mit 135,- Dollar, also 25,- Dollar mehr als den Bulldozer. Aber das Warten lohnt sich, denn ohne Frage ist der Vee Tire Rail Tracker 4.0 als Tourenreifen Referenzklasse. Er nimmt es mühelos mit den Platzhirschen dieser Kategorie – Schwalbe Jumbo Jim und Kenda Juggernaut Pro – auf und kann in allen relevanten Bereichen punkten. Sein Profilaufbau spricht außerdem für einen sehr geringen Verschleiß, wobei wir dazu ehrlich gesagt noch keine abschließende Meinung haben. Dass er auf weniger griffigen Untergründen bei großen Kräften früh an seine Grenzen kommt ist zu verschmerzen – mit einem Aston Martin fährt man schließlich auch keine Rally.
Die große Mehrheit der FATBiker dürfte mit dem Vee Tire Rail Tracker 4.0 in allen Lebenslagen wunschlos glücklich werden. Für alle anderen gibt es ja genug Auswahl!
Hey Matt
Nun weiß ich auch was du am Samstag gemacht….
FATtes Spielzeug getestet…
Sehr Intressanter Bericht und nette Feierabendt lektüre zum Entspannen beim Bierchen…
Hört sich so an als ob man noch schneller mit ihm ist ..dem als mit Avalanche..
FATten Gruß
Hermann
Moin Hermann,
danke für Deinen Kommentar. Ja, der Rail Tracker ist tatsächlich noch schneller unterwegs als der Avalanche. Das erkauft man sich zwar mit der schlechteren Performance auf losen Untergründen, aber wer einen Rail Tracker kauft hat darauf vermutlich weniger Prio…
Grüße und guten Start in die Woche
Matt
Danke für den schönen Bericht und eure unermüdliche Arbeit!
Ich fahre ein Nutrail Pro mit vier/vierer Jumbo Jim LiteSkin Tubeless auf den Mulefüts (halten auch ohne Milch sofort den Druck; glück gehabt). Derzeit haben die Reifen noch viel Profil, aber wenn sie runter sind, würde ich gern was Neues ausprobieren. Kritik habe ich eigentlich keine. Ein vier/nuller würde für mein rumgefahre auf Trails und mal den Rennsteig entlang sicher auch ausreichen. Matsch mag er garnicht, aber genau da liegt für mich der Kompromiss. Wäre eurer Meinung nach der Reifen hier aus dem Test ein guter Ersatz? Ich würde auch den Juggernaut Pro vier/null aufziehen. Die Anfälligkeit auf Spitzen Untergründen bringt mich aber zum Nachdenken.
Gruß, Björn
Also ich bin den Kenda Juggernaut Pro jetzt ein halbes Jahr tubeless gefahren. Auch mal mit Weitdistanz mit Gepäck auf 100km Tour. Platten hatte ich keine – auch nicht im Winter bei Streugut.
Der Reifen ist auch sentiationell leicht aber … ich hatte irgendwie „womöglich subjektive“ Probleme mit den Rollwiderstand. Ist ein Schlauch drin – hoher Rollwiderstand. Ist er tubeless, aber der Druck zu niedrig … und damit meinte ich bereits ab 0.6 bar … wird der Rollwiderstand bereits auch spürbar bei Geschwindigkeiten um die 20 km/h. Bei richtiger Konfiguration ist der Reifen durchaus ein Racer – aber für mich zu „anfällig“.
Ich bin zum Jumbo Jim zurück gewechselt … und würde daher eher den hier neu vorgestellten Reifen eine Chance geben.