Mit dem FATBike beim Fuji-Bike-Marathon

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Immer wieder machen wir die Bühne frei und lassen unsere Leser zu Wort kommen. Neben unserer Rubrik MeinFATBike haben wir dabei auch immer wieder sehr spannende Themen in Form von Gastbeiträgen. Schön für Euch: wir sind mal still! Schön für uns: wir können auch mal was lesen!
Aber Spaß bei Seite. Heute freuen wir uns, dass Carsten Schymik Euch und uns von seinen Erlebnissen beim Fuji-Bike-Marathon in Heubach, den er auf seinem Maxx Jagamoasta bestritten hat, berichtet.

Carsten ist seit vielen Jahren in der Mountainbikeszene bekannt. Auf seiner Homepage gibt er Tipps zu Alpenüberquerungen und zum Bikebergsteigen. Zudem gibt es dort viele Tourberichte und Fotos zu bestaunen.
Der 41jähige Familienvater schreibt zudem Bücher und Reiseberichte für Zeitschriften. So ist zum Beispiel in der aktuellen Word of MTB ein Interview mit Carsten Schymik zu lesen und in der BIKESPORT ein Artikel von einer außergewöhnlichen und hochalpinen Ortlerumrundung zu finden.
Dem FATBike-Virus ist der Ganzjahresbiker und Winterfan vor knapp anderthalb Jahren verfallen.

So – genug erzählt! Ab hier hat Carsten das Wort und wir wünschen Euch viel Spaß beim lesen!

(Text: Carsten Schymik, Bilder: siehe Unterschriften)

Mehr als Matsch und Wasser!

Foto: D. Alföldy

Foto: Daniel Alföldy

Heubach. Seit 16 Jahren rockt in der kleinen Stadt am Nordrand der Schwäbischen Alb der Mountainbikezirkus. Hier trifft sich die Weltelite um beim Bundesligarennen wichtige Punkte für die Saison einzufahren und Olympiasieger und Worldcupgewinner aus allen Ländern der Erde treffen sich zum alljährlichen Kräftemessen. Aber es gibt nicht nur Profis und Prominenz zum Anfassen, sondern auch der Hobbyfahrer und vor allem der Nachwuchs kann hier Jahr für Jahr in fantastischer Atmosphäre selber Rennluft schnuppern.
2016 wurde erstmals der Fuji-Bike-Marathon rund um Heubach ausgetragen. Auf einem neu gestalteten, attraktiven, 21 km langen Rundkurs konnten wahlweise eine, zwei oder drei Runden mit jeweils 700 Höhenmetern absolviert werden. Für mich war bereits bei der Ankündigung der Veranstaltung in der Nähe meines Heimatorts klar: Da fahre ich mit, mit dem Fatbike natürlich und just for fun!

Runde 1. Was geht?

Foto: Daniel Alföldy

Foto: Daniel Alföldy

Dann stehe ich Samstag früh um halb neun am Start des Fuji-Bike-Marathons in Heubach. Gemeinsam mit 250 weiteren Startern will ich auf die von den Regenfällen der vergangen Wochen völlig durchweichte Rennstrecke starten. Heute Nacht war noch nicht klar, ob ich überhaupt starten kann. Ich bin noch etwas angeschlagen, eine Erkältung von Anfang der Woche steckt mir noch in den Gliedern, vor allem aber in der Lunge.
Startschuss. Ich komme gut weg, kann mich gleich im vorderen Drittel platzieren, werde aber von vielen anderen Mountainbikern überholt. Insgesamt geht es nun fast 10 Kilometer bergauf. Einige kurze Abfahren sind zu meistern. Hier kann ich den überragenden Grip des Fatbikes voll auskosten. Während die Racer in den nassen und rutschigen Schotterkurven extrem vorsichtig fahren müssen, kann ich mein Tempo meist ungebremst durch die Kurve bringen.
Zum Glück ist die Lunge frei, der Puls im Sollbereich. Es läuft. Dann die Abfahrt. Schlammige und nasse Singletrails, Spitzkehren und rutschige Wurzeln. Ein Genuß! Ich habe Grip und fühle mich sicher. Nicht so gut ergeht es vielen Mountainbikern vor mir. Sie müssen zum Teil sogar absteigen, um heil den Berg runter zu kommen…

Runde 2. Freie Fahrt

Foto: Lauric Weber

Foto: Lauric Weber

Nach knapp über einer Stunde fahre ich erstmals durch den Start-Zielbereich. Der Sprecher sagt mich an, zollt mir auf dem Fatbike Respekt. Angepeitscht vom Applaus des Publikums starte ich hochmotiviert in die zweite Runde. Wieder der Anstieg, das Fatbike rollt, die Lunge arbeitet, die Beine sind noch gut. Die Abfahrten laufen jetzt besser, ich habe meist freie Fahrt und kann die Singletrailpassagen genießen. Leider ist ein Teil der Abfahrt hinunter in die Teufelsklinge auf einem Schotterweg zu absolvieren. Gerade noch im matschigen Singletrail, jetzt dem massivem Bombardement von Schlamm und Splitsteinen, die mir mein Vorderreifen gleich kiloweise ins Gesicht schmeißt, ausgesetzt.
An einer Bachdurchfahrt haben sich gleich mehrere Fotografen positioniert. Mit der massiven Wasserverdrängung des Fatbikes hat jedoch offensichtlich keiner gerechnet. Sie werden von einer wahrhaftigen Flutwelle erfasst und richtig nass gespritzt.
Den letzten, sehr flowig zu fahrenden Trail bis in die Stellung habe ich dieses Mal fast für mich allein und kann die Strecke ohne Stau absolvieren. Meine Rundenzeit konnte ich ebenfalls fast einhalten.

Runde 3: der einsame Wolf

Foto: Lauric Weber

Foto: Lauric Weber

Es geht weiter. Klare Sache. Ansage vom Kommentator und der Jubel des Publikums peitschen mich durch den Start-Zielbereich. Dann wird es ruhig und einsam. Viele Mountainbiker sind bereits nach einer oder zwei Runden ausgestiegen, einige vor mir und etliche hinter mir auf der Strecke unterwegs. Außer den Streckenposten und einigen versprengten Zuschauern sehe ich lange Zeit niemanden mehr. Bei Kilometer 56 holt mich ein Biker ein. Meine Beine werden langsam sauer, am nächsten Anstieg muss ich ihn ziehen lassen. Auch in der folgenden Abfahrt kann ich nicht mehr zu ihm aufschließen.
Dann der letzte Gegenanstieg. Wieder bin ich allein unterwegs. Der Singletrail zurück in die Stellung. Freie Fahrt aber zu wenig Kraft. Nochmals rutschige Wurzeln unter den breiten Reifen. Noch durch den Parcours über Wellen und Sprünge dann ist das Ziel in Sicht. Ich reiße die Arme hoch, fahre durchs Ziel. Schnell zum Bierstand, ein Kumpel zahlt mir ein erstes Erfrischungsgetränk, eine befreundet Fotografin macht ein paar Bilder von mir. Nach und nach kommen die anderen Fahrer ebenfalls ins Ziel…

Epilog

Foto: Nadine Weber

Foto: Nadine Maier

Nachdem ich mich etwas regeneriert habe trete ich nochmals den Anstieg auf den Rosenstein hinauf. Ich möchte unbedingt vor dem Start der Qualifikationsläufe für das Downhillrennen die Strecke noch abfahren. Mehr schlecht als recht komme ich ziemlich ausgepowert oben an. Ich darf noch als letzter außer Konkurrenz auf die Strecke. Für die Gegenanstiege habe ich keine Kraft mehr, die Sprünge sind mir zu hoch. Mit 5.07 min lege ich aber noch eine respektable Zeit hin…
Jetzt Beine und Gesicht waschen, etwas essen und schnell noch zur Massage. Während ich mir die müden Beine massieren lasse, bekomme ich die Ergebnisse vorgelesen.

Fazit

Foto: Nadine Maier

Foto: Nadine Maier

Platz 13 auf der Langdistanz, Platz 6 in meiner Altersklasse. Nicht so schlecht dafür, dass ich vor wenigen Tagen noch krank im Bett lag und gestern noch nicht Mal sicher war, ob ich überhaupt starten kann.
Das Fatbike hat sich als die richtige Wahl für die nasse Strecke in Heubach erwiesen. Kaum Nachteile beim Uphill, dafür unglaublichen Grip in schnellen Kurven und auf rutschigen, matschigen Trails. Ein meterlanger Nosewheely durch eine matschige Spitzkehre war zum Beispiel gar kein Problem. Das nächste Mal dürfte das Bike aber von mir aus ein paar Kilo weniger wiegen. 14 kg plus erheblicher Schlammpackung war im Vergleich zu den leichten Racebikes mancher Konkurrenten schon eine Hausnummer.
Der Obelixfaktor: ich bin nicht dick, es sieht nur so aus! Ansonsten bin ich als Kind in einen Kessel voll Wahnsinn gefallen. Wer nicht auffallen will und bei einem Rennen nicht angesprochen werden möchte, der sollte definitiv nicht mit einem Fatbike antreten. Wer drauf steht, dem ist uneingeschränkte und besondere Aufmerksamkeit garantiert.

 

 

5 Responses

  1. Carsten Schymik

    Servus

    Zur Reifenwahl:
    -eigentlich fahre ich Maxxis Mammoth, die sind im Sommer einfach angenehmer, vor allem auf festem Untergrund
    -die Schwalbe 4.8er JumboJims waren beim Bikekauf montiert und noch vom letzten Winter drauf. Für das Rennen waren sie gut. Im Winter im Schnee und bei sehr technischen Trails vermisse ich die gute Traktion, die ich von Maxxis Reifen an meinen andern Bikes gewohnt bin
    -nächsten Winter habe ich vor auf Maxxis Minion (FBF + FBR) umzurüsten. Dann hat das Fatbike endlich die Reifen, die zu dem was ich normalerweise fahre passen

    Antworten
  2. Bernd

    @Carsten: Tolle Leistung und schöner Bericht. Vielen Dank.

    @Peter: Ich kann dir den Maxxis Minion (FBF + FBR) sehr empfehlen, ist zwar schwerer als der Schwalbe aber im Gelände grandios.

    FATte Grüsse

    Bernd

    Antworten
  3. Peter

    Netter Bericht!
    Darf ich noch um die Informationen bzgl. der Reifenwahl bitten? Bei meinen 4.8er JumboJims bin ich mir bei schlammigen Verhältnissen nie sicher, ob mir mein Talent oder der Halt abhanden kommt 😉
    Danke!

    Antworten
    • Matt

      Hi Peter und Bernd,

      danke für Eure Kommentare. Peter, gegen Dein Talent kann der JJ nichts machen – aber gegen Deine Traktion… Der JJ ist ein sehr guter Tourenreifen, in Schlamm und Schnee ist er aber für einen FATBike Reifen nur unterdurchschnittlich. Heißt, er ist immernoch jedem MTB Reifen überlegen, kann aber gegen spezialisierte FATBike Reifen nichts ausrichten.
      Der Maxxis Minion ist definitv eine Macht im Schlamm und kaum zu schlagen. In dieser Liga spielen überhaupt nur noch Surly Bud/Lou und 45Nrth. Interessanter Weise rollen die alle trotz ihrer extremen Traktion erstaunlich leicht, wobei man das grobe Profil auf Anstiegen auf Asphalt sehr stark spürt. Dafür sind sie nicht gemacht…
      Gute Allrounder mit sehr guten Laufleistungen, jedoch nicht mehr ganz so brachialer Traktion unter extremen Bedingungen, sind z.B. nach wie vor der Specialized Ground Control 4.6 und der VeeTire Bulldozer 4.7.

      Reine Schneereifen wie den VeeTire Snow Shoe können wir im Sommer nicht empfehlen, da laufen die einfach zu schlecht.

      Hoffe, das hilft ein wenig weiter!

      FATte Grüße

      Matt

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