Oft wurden wir nach einem direkten Vergleich zwischen dem Bergamont Deer Hunter 8.0 und dem Cube Nutrail Pro gefragt. Beide Bikes hatte wir schon im Einzeltest. Da wir die Möglichkeit hatten, das Bergamont etwas länger fahren zu können, wollen wir euch mit einem Langzeit-Erfahrungsbericht aufzeigen, was der Deer Hunter von Bergamont besonders gut oder vielleicht auch nicht beherrscht.

Bergamont Deer Hunter 8 lehnt lässig an der Wand

Bergamont Deer Hunter 8 lehnt lässig an der Wand

Erster Eindruck mehrfach bestätigt

Bereits auf den ersten Metern damals im Test wollten wir nur wild in die Botanik springen, über Wurzeln, Baumstämme, Felsen. Der springwütige Bock stachelte ständig an, Gas zu geben, abzuheben. Dieses Gefühl hat sich auch nach mehreren Monaten mit dem Wildjäger nicht gegeben. Nach wie vor spornt uns Bergamont mit dem Deer Hunter zur Jagd an, zur Jagd nach den wildesten und versteckten Trails. Die Sitzposition, bei der es Bergamont schafft das Gefühl zu vermitteln, im Bike und nicht nur irgendwie auf dem Bike zu sitzen, ist kompakt und ausgewogen. Das ist wohl auch das, was einem ein so vertrautes und sicheres Gefühl vermittelt, das einem kein Sprung zu weit oder Berg zu steil ist.

Der Deer Hunter rockt den Trail, Dan versucht mitzuhalten.

Der Deer Hunter rockt den Trail, Dan versucht mitzuhalten.

Charakter auf voller Breitseite

Bergamont hat es beim Deer Hunter geschafft, den Charakter aller Anbauteile optimal auf einander abzustimmen. Die 80mm Federweg der Bluto passen perfekt zur Geometrie, auch wenn wir an der Performance geschraubt haben, dazu später mehr. Und auch wenn wir eigentlich eher aus SuperFAT als auf „schmale“ vier/nuller stehen, sind die Schwalbe Jumbo Jims in 4,0 genau das richtige, um den spritzigen Charme des Deer Hunters zu unterstreichen. Bei der 2x10fach Übersetzung hatte wir keine Probleme, das wir einen Berg nicht hinauf kurbeln konnten, oder uns bergab durch zu hohe Trittfrequenz die Puste ausging. Einzig die Gangwechsel auf dem hinteren Ritzel sind für uns nach wie vor ab und an ein Griff ins Leere. Grund dafür ist der Bauweise bedingte Abstand zwischen Bremshebel und Schaltgriff. Shimano Bremshebel und SRAM-Trigger schmiegen sich nicht besonders gut zusammen, damit wandert der Schaltgriff notgedrungen relativ weit in Richtung Lenker Mitte, zu weit für unsere kurzen Daumen. Leider ein Nachteil des Materialmixes.

Aussicht genießen, auch ein Deer Hunter braucht mal ne Pause

Aussicht genießen, auch ein Deer Hunter braucht mal ne Pause

Dafür sind wir auch nach zahlreichen Testkilometern angetan von den hauseigenen Bauteilen. Sowohl die Laufräder sind ohne sichtbare Schäden immer noch kreisrund, aber auch Lenker, Vorbau, Sattelstütze und Sattel haben es bis hierher überlegt, der Steuersatz dreht sich ohne mittig einzurasten, und auf dem Sattel haben wir uns keinen Wolf gerieben. Auffällig unauffällig könnte man fast sagen. Außer die Farbe: diese kommt Anfangs doch ziemlich heftig um die Ecke, verwandelt sich in wenigen Stunden des Betrachtens aber in wohltuendes und leckeres Himbeermark mit Blattgold.

Folgt dem Ruf der Trails

Folgt dem Ruf der Trails

Bluto ist nicht gleich Bluto

Ach ja, die Performance der RockShox Bluto hatten wir ja schon angesprochen. Die Funktion der Bluto ist ja grundlegend schon ok, aber es schadet ganz und gar nicht, etwas nachzuhelfen. Mit wenigen Handgriffen hatten wir die verbaute Federgabel mit einer neuen und besseren Dämpferkartusche ausgestattet, sodass aus der Bluto RL eine Bluto RCT3 wurde. Mit sensationellem Ergebnis. Die Performance der Federgabel passte nun noch besser zum agilen Charakter des Deer Hunter, denn auch schnelle und ruppige Schläge konnten das gefederte Vorderrad nun nicht mehr aus der Ruhe bringen.

Tausch der alten gegen diese neue Bluto RCT3 Kartusche

Tausch der alten gegen diese neue Bluto RCT3 Kartusche

An eine Baustelle haben wir uns allerdings noch nicht herangewagt, den Umbau auf Tubeless. Am Deer Hunter sind Bergamont-Felgen verbaut, mit blank-gefrästen Ausschnitten, die übrigens entgegen unseren Erwartungen nur wenig Korrosionserscheinungen aufweisen. Die Felgen sind nicht freigegeben für schlauchlose Reifenmontage, was uns aber nicht daran hindert, es für euch zumindest einmal auszuprobieren, um dem Deer Hunter nochmal mit minimierten Gewicht die Sporen zu geben. Always Vollgas eben, so wie es auf der Ahead-Kappe eingelasert geschrieben steht. Wir werden berichten.

Das trifft es ganz gut, der Spruch von Bergamont auf der Ahead-Kappe.

Was bleibt?!

Ein FATBike für 2.000 EUR, das alles mitmacht und dem Fahrer motivierend unter die Arme greift, um öfter zu fahren und technisch besser zu werden. Die deutsche Marke Bergamont hat ihre Hausaufgaben gemacht, und aus dem Stehgreif ein sorgenfreies und agiles FATBike auf die 4 Zoll breiten Räder gestellt. Und mit nur wenigen kleinen chirurgischen Eingriffen lässt sich der Deer Hunter weiter beflügeln. Bissl Gabeltuning, vielleicht Carbon Lenker hier, und leichtere Carbon Sattelstütze da, griffig-robuste NC17 Pedale und eine noch etwas kräftigere Bremse, vielleicht von SRAM, das sie besser an den Schaltgriff passt, und schon wird aus einem „rund-um-sorglos-FATBike“ ein „Wunsch-los-Glücklich-FATty“.

Schlammbad hat noch keinem geschadet

Schlammbad hat noch keinem geschadet

3 Responses

    • Dan

      Servus Andreas, jein. Da wir kein Band in passender Breite hatten, konnten wir das nicht testen. Allerdings sitzt der Reifen ohne Schlauch auch nicht besonders gut in der Felge, insofern könnte das schwierig werden auf den Standard Bergamont-Felgen.
      FATte Grüße, Dan

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert