Etwas zu dick aufgetragen in der Überschrift?! Auf keinen Fall, denn mit dem Rennsteig hat Thüringen einen Höhenwanderweg zu bieten, der mit dem Bike oder in unserem Fall dem FATBike eine echte Herausforderung ist und Touren in alpinem Gelände in nichts nachsteht. Wir sind am Wochenende auf dem Rennsteig abgefahren und zeigen euch, wie FAT das war.
Der Rennsteig ist nicht zu unterschätzen
Diesen Satz habe ich noch immer vor meinem inneren Ohr, der Leitsatz unserer 2-Tagestour über den Rennsteig. Nach jedem Uphill vermutete man endlich eine Verschnaufpause mit belohnenden Trails, doch wieder und wieder wartete der Rennsteig mit erneuten anspruchsvollen Steigungen auf. Aber jetzt erstmal auf Anfang.
Rennsteig-Prolog von Eisenach nach Hörschel: Reifen warm fahren
Aufstehen 6:00 Uhr morgens, am Samstag, und alles nur, um sich am Ende doch nur wieder selbst zu quälen. Aber erstmal easy going zum Start… Nach der Ankunft mit der Bahn in Eisenach wurden unsere Fatties eingerollt. 10km geht es fast ohne Steigung zum Beginn des Rennsteig in Hörschel auf asphaltiertem Radweg entlang. Gerade hatten wir im Zug ein heftiges Gewitter passiert, doch außer mit nassen Straßen wurden wir nach dem Ausstieg glücklicherweise verschont.
Etappe 1: Hörschel – Schmiedefeld (87km, 2140HM)
Für alle die es nicht wissen: es ist Brauch, in Hörschel einen Stein aus der Werra zu nehmen und diesen dann am anderen Ende des Rennsteigs in Blankenstein in die Saale zu werfen. Das bringt Glück. Waidmansheil!
Und Feuer frei. Der Rennsteig geht ab Hörschel eigentlich die ersten 40km nur Bergauf, bis zum ersten Höhepunkt, dem großen Inselsberg (916m). Das Revier ist ideal für unsere FATBikes, denn selbst für die steilsten Anstiege rauf zum Inselsberg bieten die dicken Reifen genug Traktion unsere Beine herauszufordern. Doch einige Opfer forderte der erste Teil des Rennsteigs bereits, und wieder schwirrt der Satz „Der Rennsteig ist nicht zu unterschätzen“ im Ohr herum. Armin musste das Handtuch werfen und suchte den kürzesten Weg zur nächsten Bahn-Station. Zu seiner Entschuldigung sei angemerkt: er hatte uns auf einem normalen Mountainbike mit schmalen 2,35er Reifen begleitet. Kann ja nix werden 😉
Nach dem Inselsberg verliert man sich dann gern im Glauben, das schlimmste sei nun überstanden. Genau mit dieser Einstellung erscheinen die kommenden Anstrengungen doppelt schwer, bis Schmiedefeld lagen nämlich noch gut 45km mit 800HM vor uns. Nach dem höchsten Punkt der Tour, dem Großen Beerberg (982m) war an der Schmücke erstmal Käffchen angesagt, und Reifen flicken, um danach entspannt auf einem wunderbaren Teilstück des Rennsteig mit flowigen Trails nach Schmiedefeld einzulaufen, wo Günnis Reifen wieder platt war, Durchschlag.
Etappe 2: Schmiedefeld – Blankenstein (100km, 1.400HM)
Das schlimmste hatten wir ja hinter uns, zumindest redeten wir uns das ein. Gegen Neun rollten wir erstmal gemäßigt los. Schnell war klar, das ständige auf und ab, stark verwurzelte Trails in Kombination mit knackigen Anstiegen würde uns noch zur Verzweiflung bringen. Der Rennsteig ist eben nicht zu unterschätzen, vorallem nicht der zweite Teil 😉
Das technisch anspruchvollste Teilstück ist wohl der wurzelige Uphill bei Masserberg, wo man fast schon die Trialkünste auspacken muss. Aber macht Laune, sich immer wieder mit geglückten Manövern zu belohnen. Erst oben ist der Schmerz im Körper zu spüren. Wunderschöne Aussichten vom Kammweg Rennsteig entschädigen immer wieder die Anstrengung, und die Sonne, die dann ab Mittag auch mit uns war. Auch wenn er gut geschmeckt hat, der Burger zum Mittag in Neuhaus a. Rennweg, so schlug er mächtig ein und machte es uns nicht leichter auf den kommenden Kilometern. Die FATBikes machen einen guten Job, schlucken Querwurzeln und Steinbrocken, sodass bei Downhills selbst ein Enduro-Fully alt aussieht.
Die Höhenmeter bergab überwiegen zwar, und es kommen immermal wieder schöne Teilstücke mit kurzen Trails, doch man kann es einfach nicht oft genug erwähnen: Der Rennsteig ist nicht zu unterschätzen 😉
Die letzten Kilometer führen auf breiten Waldautobahnen, geteertem Fahrradweg und entlang einer Straße, weniger aufregend. Doch selbst das war nach insgesamt knapp 190km und 3.600 HM anstrengend.
Was bleibt?!
Der Rennsteig ist auf keinen Fall zu unterschätzen 😉 Nein, im Ernst, er ist ideales Revier für FATBikes und lässt sich in zwei Tagen super bewältigen. Ein paar Verrückte da draußen haben den Rennsteig auch schon an nur einem Tag bezwungen, das tut dann aber sicher nur noch weh. Wunderbare Landschaft und erholsame Ruhe mit endlosem Vogelgezwitscher lassen ein Wochenende mit und auf dem Rennsteig zum herausfordernden aber trotzdem FATtem Erlebnis werden.
genau, immer dem weißen R des Wanderwegs nach, bloß nicht auf den Radweg, der ist total langweilig !
Wir hatten bei unserer 1 Tagestour für die komplette Strecke 170km (Original Rennsteiglänge wird mit 168km angegeben) , allerdings ohne den Abstecher nach Schmiedefeld und ohne Fatbike….
das wäre die nächste Herausforderung: in einem Rutsch mit dem Fatbike !
Hehe, tatsächlich überlegen wir gerade genau das! Zumindest auf einen Versuch käme es an.
Hi Daniel,
dein Bericht ist super !!! Wenn Armin das gelesen hat, weiß er, was er alles verpasst hat.
Das mit dem „Enduro-Fully“ könnte ich persönlich nehmen 🙂
Hat trotz der ganzen Qualen echt Spaß mit euch gemacht !!!
Gruß Björn
Schön wäre es, wenn man zu so einer beschriebenen Tour auch eine Übersichtskarte zu sehen bekäme.
So könnte ich mir einen viel besseren Eindruck verschaffen, wo genau ihr da unterwegs ward…
Hi Thomas, guter Hinweis, Danke. Grundlegend geht es einfach immer dem Weißen „R“ hinterher auf dem Rennsteig, sehr gut ausgeschildert. Auf der folgenden Karte kannst du beide Etappen aber gut nachvollziehen: https://connect.garmin.com/modern/activity/795817803 und https://connect.garmin.com/modern/activity/797023717
Viel Spaß damit, Dan