Oft werden wir gefragt, ob ein B+ Bike besser rollt als ein FATBike, und welches nun das bessere Konzept ist. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir für euch den Vergleichstest gemacht und sagen dir, für welchen Einsatzzweck du welches Format wählen solltest.

Bevor wir zum Test selbst kommen, möchten wir aber noch kurz aufklären, was dieses sogenannte B+ eigentlich ist. Je nach Hersteller sind verschiedene Bezeichnungen üblich, von 650B+, die schon genannte Kurzform B plus, 27.5+, oder 6Fattie, wie Specialized seine Bikes mit bis zu 3 Zoll breiten Reifen nennt. Reifen ab einer Breite von ca. 2.5 Zoll werden üblicherweise in die B+ Kategorie gesteckt.

Die Protagonisten im B+ vs. FAT Vergleichstest: Norco Torrent 7.1 und Norco Ithaqua 6.2

Die Protagonisten im B+ vs. FAT Vergleichstest: Norco Torrent 7.1 und Norco Ithaqua 6.2

Im Vergleichstest: B+ vs. FAT

Die Protagonisten in unserem Vergleichstest zwischen B+ und FAT sind zwei Kanadier. Auf 4,6 Zoll breiten Reifen sind wir mit dem erst kürzlich vorgestellten Norco Ithaqua Carbon FATBike unterwegs. Mit der steifen Carbon-Starrgabel, dem Carbon-Rahmen mit 69 Grad flachem Lenkwinkel und dem SRAM X01 1×11 Antrieb geht die Ausrichtung deutlich zum Trail-Biking. Das Pendant in unserem Vergleichstest auf 3 Zoll breiten Reifen ist das Trailbike Norco Torrent 7.1, das ebenfalls mit 1×11 Antrieb daher kommt und in unserem Fall mit der Manitou Magnum an der Front abgefedert wird. Serienmäßig wird das Torrent allerdings mit RockShox Yari Plus RC ausgeliefert. Die Geometrie ist mit einem Lenkwinkel von 67 Grad und kurzen Kettenstreben noch deutlicher Trail-optimiert als die des Ithaqua FATBike. Trotz der kleinen Unterschiede wagen wir den Direktvergleich. Here we go.

Hier gripped der 4,6 Zoll breite Reifen des Norco Ithaqua FATBike mehr als B+

Hier grippt der 4,6 Zoll breite Reifen des Norco Ithaqua FATBike mehr als B+

Easy Einstieg, straffes Finale

Beide Bikes müssen sich auf den selben Touren und Trails behaupten, von entspannt bis Kotzgrenze, von flach bis zum Maximum der physikalischen Machbarkeit. Wendig und agil sind ohne Frage beide Protagonisten. Auf Asphalt begrenzt bei beiden der zu kurz übersetzte Antrieb den Geschwindigkeitsrausch. 1×11 ist zwar eine feine Sache, aber die Kettenblattgröße beeinflusst doch sehr den Fahrspaß. Die Zeit für das kleine vordere 28Z Kettenblatt kommt aber sicher bestimmt noch im Laufe des Vergleichstest. Im Rollwiderstand lässt sich gefühlt kein großer Unterschied feststellen, sowohl der 4,6 Zoll 45NRTH sowie die 3 Zoll Schwalbe Reifen schnorren gemütlich ihre Bahn dahin.

Das Norco Torrent 7.1 Trailbike auf B+ mit 3 Zoll Reifen

Das Norco Torrent 7.1 Trailbike auf B+ mit 3 Zoll Reifen

Jetzt aber etwas bergauf und auf schottrigem, felsigem Untergrund gestrampelt, und hier spürt man klar die Überlegenheit der komfortablen FATBike Reifen, obgleich die 3 Zöller am Torrent schon eine bessere Figur machen als die noch mit 2 Bar oder mehr Druck befüllten Mountainbikereifen auf 26 Zoll Rädern vor Jahren. Der Außendurchmesser der Räder am 650B+ und FAT sind fast gleich, das bloße Abrollverhalten über Geröll auch vergleichbar. Doch weniger muskuläre Ermüdung erwartet den Rider auf dem FATBike, kaum ein Stein schlägt durch die sensible Federung der Reifen zum Fahrer durch.

Bereits vorgestellt: Norco Ithaqua 6.2 Carbon FATBike

Bereits vorgestellt: Norco Ithaqua 6.2 Carbon FATBike

Nach fast 800hm haben wir uns eine ersehnte Abfahrt auf feinen Trails verdient, und die steht jetzt im Vergleichstest zwischen B+ und FAT an. Zumindest für uns noch gewöhnungsbedüftig: die schmalen Reifen des B+. Wir brauchen Zeit, um Vertrauen aufzubauen, und tatsächlich ist der Grip hier doch sehr unterschiedlich. Es bestätigt sich auch hier wieder der bereits 2015 in unserem ersten Vergleich entstandene Eindruck, das ein B+ Bike näher am herkömmlichen Mountainbike ist als am FATBike. In keiner der heiklen Situation und technischen Teilstücken mussten die 3 Zoll Reifen am B+ aber kapitulieren.
Tatsächlich geben sich die „schmalen“ Dreizöller in engen Kurven und verblockten Situationen um einiges wendiger und hinterlassen einen agileren, präziseren Eindruck. Um den geringeren Grip auszugleichen muss man deutlich aktiver fahren – aber man KANN es eben auch. Selbst auf den verspieltesten Linien ließ sich das Torrent leichtfüßig um die Ecken zirkeln. Bis die Traktion abreißt oder der Reifen durchschlägt – Probleme, die FATBike deutlich seltener hat.

Norco Torrent 7.1

Norco Torrent 7.1 räkelt sich am Beaverlake

Und das Besondere beider Formate?

Mit zu berücksichtigen ist bei dem gesamten Vergleichstest aber, dass man dem B+ Trailbike Torrent 7.1 auf Grund schmalerer Reifen eine Federgabel zugestehen muss. Ohne Federgabel ist das Bike nicht vorstellbar. Zwar hätte man auf dem Ithaqua FATBike mit Federgabel auch noch etwas mehr Reserven, aber auch ohne lassen sich anspruchsvolle Sektionen bewältigen, undenkbar auf dem Torrent. Höhere Geschwindigkeiten lassen sich mit dem gegebenen Setup klar mit dem Torrent B+ erreichen, das Ithaqua Fatty schüttelt den Fahrer dann schon ziemlich durch und setzt volle Konzentration und deutlich höhere Handkräfte voraus.

Norco Ithaqua 6.2

Norco Ithaqua 6.2, das B+ Bike Torrent hält sich noch unauffällig im Hintergrund

Wird es in schnellen Kurven mit vielen Wurzeln oder kleinen Waschbrett-ähnlichen Bodenwellen ruppiger, hat das Torrent leicht die 3 Zoll breite Nase vorn. Sobald der Untergrund aber homogener wird, kann das Ithaqua mit massivem Grip und damit höheren Kurvengeschwindigkeiten punkten. Bei Schussfahrten auf steil abfallenden Schotterwegen wird das FATBike leicht schwammig, hier fühlt sich das 27,5 plus interessantwerweise etwas sicherer und spurtreuer an. Aber das ist eher subjektiver Eindruck als Tatsache, denn wirklich rutschen können die 4,6er ja eigentlich nicht.

Kleiner Sprung, dteckt das B+ Trailbike Torrent easy weg

Kleiner Sprung, steckt das B+ Trailbike Torrent easy weg

Was bleibt?!

Im Grunde bleiben wir selbst bei der Überzeugung, das ein 650B+ Format in Grip und Traktion, aber auch beim Komfort nicht an ein FATBike dimensionierten Reifen herankommt. Aber auch dafür gibt es Einsatzgebiete wie oben beschrieben. Und die soziale Akzeptanz ist durch die rein optische Nähe zum herkömmlichen Mountainbike wohl etwas höher.

Kurze Pause, dann wird weiter getestet

Kurze Pause, dann wird weiter getestet

Aufsehen erregender kommt natürlich das FATBike daher. Weicht man das ursprüngliche, technisch eher rudimentäre Konzept des FATBikes aber auf und verpasst dem Dicken eine Federgabel (was heute ja üblich ist), dann hat B+ in in den meisten Lebenslagen das Nachsehen. Wer den FATten Auftritt liebt, oft unter widrigsten Bedingungen unterwegs ist, Komfort liebt oder spektakuläre Sachen fahren will, ist und bleibt FAT am besten aufgehoben.
Wer aber auf das rasiermesserscharfe und präzise Handling eines Trail MTB nicht verzichten will, sollte sich mal ein B+ Trailbike anschauen. Unser Erfahrung auf dem 3 Zoll bereiften Norco Torrent war all over ein riesen Spaß!

Ach ja, eine unbeantwortete Frage muss noch aufgeklärt werden. Ein guter Beweis dafür, das B+ recht weit von FAT entfernt ist… Mit einem B+ Bike ist das Fahren auf losem Sand wie hier am Strand auf einem FATBike unmöglich! Auch das haben wir probiert!

Tour am Sandstrand: geht nur mit FAT

Tour am Sandstrand: geht nur mit FAT

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