Wenn du die Suchmaschine deines Vertrauen mit „Fatback“ fütterst, findest Du so allerlei „Dinge“. Leckere Bilder von geräuchertem Speck lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen, diverse andere Bilder legen den Mund dann auch gleich wieder trocken. Egal – uns geht es, wie üblich, an dieser Stelle weder um Bacon noch um adipöse Tendenzen. Uns geht es um FATBikes. Und auch die erscheinen irgendwann bei Google und Co!

Es war einmal vor langer Zeit…

Der Alaskische (ist das so richtig?!?) Hersteller Fatback ist hierzulande weitgehend unbekannt. Hier taucht mal ein Rahmen auf, dort mal ein Bike – so richtig bekannt ist die Marke aber selbst uns FATBikern nicht. Zeit für uns, mal in den Recherchemodus zu wechseln und das Ding aus dem Eis auf unsere Bühne zu zerren.

Nicht sexy, aber innovativ: Fatback anno 2008 (Quelle: fatbackbikes.com)

Dabei lohnt sich der Blick hier besonders, denn Fatback nimmt durchaus einige handfeste Revolutionen im FATBike Bereich für sich in Anspruch. Nun ist es immer ein Stück weit schwierig heute noch exakt nachzuvollziehen, wer wann was erfunden hat. Und wir alle wissen, dass bei genauerem Hinsehen irgendwie alle Amerikaner alles erfunden haben… Daher beginnen wir diesen Artikel mit der nötigen Journalistischen Vorsicht: es war einmal, vor langer Zeit in einem weit entfernten Land… Genau genommen 2007 in Alaska. Zu dieser Zeit hatten FATBikes noch Eigenschaften, die in den Ohren heutiger FATBiker fremd klingen. Selbst gebastelte Innenlagerachsen, Hinterradnaben im Vorderad, entsprechend hintere Scheibenbremsen vorn montiert und vor allem: 135mm Standard-Hinterradnaben im Heck. Jetzt kommt eine Portion Stammtischwissen: zu dieser Zeit galten die Hinterbauten an FATBikes als „asymmetrisch“. Es gab ja nur besagte 135mm breiten Naben. Und diese mussten, um die Kette mit ausreichend Abstand an den breiten Reifen vorbei zu führen, ein gutes Stück außerhalb der Felgenmitte nach rechts eingespeicht werden. Die linke Kettenstrebe wurde dementsprechend weiter nach innen gebogen. Im Prinzip wurde der gesamte Hinterbau ein paar cm nach rechts verschoben, nur die Felge lief wie üblich in Flucht mit dem Rahmen. Damalige Surly Pugsley waren sehr, sehr eigenartige Bikes…

Das Ding aus dem Eis

2009 – es geht skurril weiter (Quelle: fatbackbikes.com)

Fatback Gründer Greg Matyas, der nach eigenen Angaben eine Menge Erfahrung damit hat, mit Ski und Bikes rumzuheizen und mit Wölfen zu ringen, hatte andere Ideen und entwickelte, so sagt es die Legende, eine 170mm breite Hinterradnabe. Damit wurde endlich der noch heute gebräuchliche symmetrische Hinterbau (hier gibt's mehr Infos) ermöglicht. Auf dieser Basis entwickelte Fatback seine ersten Fatties, deren Titan(!!)rahmen gleich noch mit der damaligen State-of-the-Art Technik und Geometrien aus dem modernen Rahmenbau versehen wurden. Verglichen mit dem erwähnten Pugsley muss das erste Fatback wie von einem anderen Stern gewirkt haben…

Wunderbar: das erste Fatback Titan (Quelle: fatbackbikes.com)

2012 hat Fatback dann aus den 170er Naben und dem Wunsch, NOCH FATtere Reifen fahren zu können, seine ersten 190/197mm Nabe erschaffen. Weil eine Nabe allein nichts nützt, haben die Herren aus Alaska gleich noch eine Single Wall Aluminium Felge für FATBikes entwickelt – angeblich die erste ihrer Art. Und wenn die Annalen der Firmengeschichte korrekt sind, wurde auch eine der aus unserer Sicht großartigsten Entwicklungen im FATBike Bereich in Anchorage geboren: Tubeless. Gemeinsam mit Stan's wurde 2009 der Grundstein für das gelegt, was heute tausende FATBiker (meistens) sorgenfrei glücklich macht.

Innovation in Carbon (Quelle: fatbackbikes.com)

An dieser Stelle können wir also schon mal kurz innehalten, einen andächtigen Schluck aus dem Bierglas nehmen und feststellen: Alaska kann mehr als Eiswüste, Grizzlies und ultraharte Marathons. Es kann Innovation! Bevor nun wieder der große Aufschrei kommt wollen wir gar nicht behaupten, dass außer Fatback niemand vergleichbare Ideen hatte oder entsprechende Lösungen auch schon vorher existiert haben. Aber Fatback hat diese Standards konsequent umgesetzt und zur Marktreife gebracht. Und damit, neben einigen anderen Größen der Szene, dem FATBike zu dem verholfen, was es heute ist. Besten Dank!

Und heute so? Das Fatback Line Up

Nach diesem kleinen und äußert komprimierten Exkurs in die Geschichte des FATBikes schauen wir uns mal an, was Fatback heute so drauf hat. Das aktuelle Line-Up besteht im Wesentlichen aus drei Modellen: Rhino (Aluminium), Skookum und Corvus (beide Carbon).

2013: die erste 197er Hinterradnabe (Quelle: fatbackbikes.com)

Das Rhino FLT (zu „FLT“ gleich mehr) basiert auf einem Aluminiumrahmen und hat natürlich einen 197mm Hinterbau. Aktuell wird das Rhino in drei Farben angeboten: Schwarz, Babyblau und Armeegrün. Der Rahmen ist für den Einsatz von one-by Schaltungen optimiert, verfügt über alle nötigen Aufnahmen für Gepäckträger und Trinkflaschen und lässt sich dank konischem Steuerrohr willig mit einer Federgabel bestücken.

Nashorn aus Alaska (Quelle: fatbackbikes.com)

Die Geometrie macht laut Datenblatt über alle 5 erhältlichen Rahmenhöhen einen sehr ausgewogenen bis leicht sportlichen Eindruck. Ab Werk bietet Fatback das Rhino in 5 Ausbaustufen an, zwei davon sind bereits mit einer 100mm Manitou Mastodon bestückt.

Fatback Skookum – die Macht!

Scharf in Weiß… (Quelle: fatbackbikes.com)

„Skookum“ ist laut Wikipedia (ja, auch wir müssen ab und an mal was nachschlagen… ;)) ein Wort der Chinook und bedeutet in etwa so viel wie Kraft, Stärke oder Macht. Das Fatback Skookum ist ein agressives Trail und Race Fatty mit hoch modernem Carbonrahmen und bissiger Geometrie. Der Rahmen ist flach, kurz, hat kurze Kettenstreben und einen flachen Lenkwinkel – also die nötigen Zutaten für eine ausgecheckte Trailfeile und abgefahrene Stunts.

Scharf in „Moss“… (Quelle: fatbackbikes.com)

Das Skookum wird in 4 Ausbaustufen angeboten, welche alle über eine 120mm Mastodon (je nach Model STD oder PRO) verfügen. Außer bei der einfachsten Variante ist, passend zum Einsatz, auch eine Dropper Post serienmäßig an Bord. Interessanterweise wird neben 3 Sram Modellen auch ein Skookum auf Shimano XT Trail Basis angeboten.

Scharf als FLT… (Quelle: fatbackbikes.com)

On top of that gibt es auch noch das Skookum FLT. „FLT“ steht für „Fast. Light. Technology.“ – was in etwa mit einem Haustuner vergleichbar ist. Das Skootum FLT wurde nochmal im Detail verbessert und kann vor allem mit seinem optimierten Rahmen glänzen. Dieser ist dank noch besseren Materialien gut ein halbes Pfund leichter als der Standardrahmen! Dazu gibt es einen äußerst hochwertigen Laufradsatz. Auch das FLT ist in drei Ausbaustufen erhältlich, zwei mal SRAM und einmal Shimano.

Fatback Corvus – der Klassiker

Klassiker! (Quelle: fatbackbikes.com)

Das Fatback Corvus ist wohl noch am ehesten das Bike, von dem man schonmal was gehört hat. Es ist ein gottverdammter Klassiker, der schon sonstwas für krasse Expeditionen und aberwitzige Rennen erfolgreich begleitet hat. Es ist die Speerspitz im Programm von Fatback und bietet eine ähnliche Geometrie wie das Rhino gepaart mit einem hochwertigen Carbonrahmen. Auch das Corvus wird in 4 Ausbaustufen angeboten, davon 3x Sram und 1x Shimano, wobei das höchste Sram Model (X0) und die XT Variante bereits eine 100mm Mastodon an Bord haben.

Leichtbautraktor: das Corvus FLT (Quelle: fatbackbikes.com)

Auch beim Corvus ist eine optimierte FLT Variante erhältlich. Der Rahmen des Corvus FLT gehört zu den leichtesten Carbon FATBike Rahmen am Markt überhaupt! Dazu gibt es, wie beim Skootum FLT, deutlich verbesserte Laufräder.

Was bleibt?

Fatback in Guatemala. Abenteuer!!! (Quelle: fatbackbikes.com)

Fatback… Nach diesem Crashkurs sind wir wieder ein Stück schlauer! Die Marke aus Alaska hat einen wesentlichen Anteil am modernen FATBike und auch heute eine Menge zu bieten. Das Programm ist riesig und neben den vorbestückten Komplettbikes sind auch noch alle Rahmen einzeln erhältlich. Dabei ist vor allem der Corvus FLT Rahmen ein echtes Schmankerl – eine leichtere Basis für ein FATBike dürfte kaum zu finden sein. Wir finden, dass Fatback in Deutschland bzw. Europa völlig zu Unrecht unterrepräsentiert ist und werden uns nun mal bemühen, ein Testbike ranzuschaffen. Ob uns das gelingt? Keine Ahnung. Aber wir sind geduldig… Stay tuned!

5 Responses

  1. Olaf

    Hallo FAT-Bike
    schöner Beitrag. Ich war ja auch interessiert an Fatback aber weil man die nicht mal in Europa probefahen kann wurde es dann Norco.

    Wie dem auch sei, der Unterschied von Corvus zum Rhino liegt sicherlich im Chainstai. Das Rhino hat den kürzeren.

    Beste Grüsse

    Antworten
    • Matt

      Servus Olaf,

      danke für Deinen Kommentar und das Lob. Wirklich schade, dass es Fatback hier nicht gibt – aber mit Deinem Norco hast Du ganz sicher nichts falsch gemacht.
      Wir haben bereits die Zweite Saison ein Ithaqua im Dauereinsatz und das Ding rockt und rollt vom Allerfeinsten!

      FATte Grüße

      Matt

  2. peter

    ….Aluminium Felge für FATBikes entwickelt – angeblich die erste ihrer Art…

    das hatten die Franzosen schon in den siebzigern, und durchquerten mit dem Fatbike (26×4,8) die Sahara NordSüd Algier-Timbutku. alles schon dagewesen..

    Antworten
    • Dirk

      Musst du das nun unter jeden Beitrag hier posten? Oder bist die hier der „Miese-Peter“?

    • Matt

      Servus Peter,

      Wir sagen ja, dass es sowas sicher schon gab. Aber (FAT)Bikes leben auch ein Stück weit von der Legende. Abgesehen davon steht leider auch für den 80er Jahre Auftritt der Franzosen jeder Beweis aus. Wir würden uns über Bilder sehr freuen, wenn möglich mit Quellenangabe. Dann bauen wir das in unseren Artikel zur Geschichte des FATBikes ein.

      FATte Grüße

      Matt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.